Kapitel 2

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1. September

Mein Puls hämmerte so laut in meinen Ohren, das ich Mühe hatte etwas anderes wahrzunehmen.

Schwer atmend wickelte ich mir die Bandagen von den Händen, die meine Knochen hatten unterstützen sollen, während ich auf den Boxsack eingeprügelt hatte.

Unweit von mir entfernt hörte ich wie Fleisch auf Fleisch traf. Jemand keuchte, ein anderer stöhnte schmerzerfüllt auf.

Ich warf mir die Bandagen über eine Schulter und schlenderte gemächlich auf die beiden Trainierenden zu.

Angélique Villanueva hielt ihre Deckung nahe ihres Gesichts aufrecht, während sie energetisch vor und zurück hüpfte. Ihr langes, goldblondes Haar flatterte durch die Luft, umschmeichelte ihre sonnengebräunte Haut, während ihre braunen Augen konzentriert auf ihren Gegner gerichtet waren.

Er schlug zu und zielte auf ihre Schulter. Angel tauchte mit ihrem Oberkörper unter dem Schlag hinweg und ließ mit dem Schwung ihrer Bewegung ihr linkes Bein hochschnellen. Ihr nackter Fuß traf Andrew Hennessey an der Schulter und brachte ihn zum Straucheln.

Angel hatte lange, athletische Beine und war mit ihren stolzen 1,75 Meter ebenso groß wie Drew.

Dieser fing sich wieder und wich einem ihrer Schläge aus, nutzte ihre offene Deckung und landete einen Fausthieb auf ihrer Brust.

Angel fluchte auf spanisch und schnickte sich eine Haarsträhne aus ihrem hübschen, schmalen Gesicht.

Drew hingegen war ein massiger Kerl. Er hatte breite Schultern, dicke Oberarme und einen trainierten Oberkörper. Seine Beine waren muskulös und verbunden mit seinem kurzgeschorenen sandfarbenen Buzz Cut, sah Drew beinahe furchteinflößend aus. Doch sein Gewicht machte ihn weniger wendig und seine Bewegungen schwerfälliger.

Auf seiner hellen, weißen Haut hatte sich ein Schweißfilm gebildet. Einige Schweißperlen tropften ihm von den goldenen, dichten Augenbrauen und der kantigen Nasenspitze.

Drew holte mit einem seiner Beine aus, um Angel am Oberschenkel zu treffen, doch sie stieß sich rechtzeitig von der Trainignsmatte ab, sodass sein Tritt ins Leere ging und trat ihrerseits wieder zu.

Sie traf ihn im Sprung mit dem Fuß auf der Brust, wodurch er das Gleichgewicht verlor und rückwärts umfiel. Geistesgegenwärtig griff er nach Angels ausgestrecktem Bein, zog sie mit sich und katapultierte ihren zierlichen Körper über seinen Kopf auf die Matte, um seinen eigenen Sturz abzufangen.

Ich zuckte mitfühlend zusammen, als Angel mit einem lauten, fleischigen Klatschen bäuchlings auf der harten Matte aufkam.

Wie ein Fisch auf Land begann sie zu japsen und nach Luft zu schnappen. Die Zeit machte sich Drew zu nutze, um sich umzuwälzen, sich auf sie zu schmeißen und unter sich zu fixieren.

Ihre Beine begannen zu strampeln und sie lautstark zu schimpfen.

»Pendejo! Que te folle un pez! Hijo de puta!«

Amüsiert hob ich die Augenbrauen und schmunzelte. Solange sie noch fluchen konnte, war alles in Ordnung.

»Angel, ich traue es mich gar nicht zu sagen, aber ich befürchte, Drew hat gewonnen«, sagte ich und verschränkte belustigt die Arme vor der Brust.

»La puta madre!«, keifte sie und ich lachte. Keine Ahnung, wie häufig sie mich schon als solche bezeichnet hatte.

Einige Hanteln begannen in ihren Halterungen zu wackeln. Angels Wut ging mit ihr durch und ließ sie allmählich die Kontrolle ihrer Kräfte verlieren. Krieger neigten schnell dazu, bei Wutausbrüchen ganze Zimmer neu zu gestalten ... oder eben kurz und klein zu hauen.

HUNTING: After You DiedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt