Kapitel 3

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Stöhnend hielt ich mir den Rücken, auf welchem ich so schmerzhaft gelandet war und verzog das Gesicht.

Das hatte verdammt weh getan!

Flatternd öffnete ich meine Augenlider und blickte direkt in das Gesicht eines mageren Mannes mittleren Alters, dessen zotteliges, braunes Haar auf mich hinab hing. Er war klein und knochig, jedoch um einiges stärker, als er im ersten Moment aussah.

Es war jedes Mal wieder ein unglaublich berauschendes sowie schrecklich angsteinflößendes Gefühl dem Tod mitten ins Gesicht zu schauen.

Ich würde es Berufsrisiko nennen.

Ich hob meine Arme, winkelte sie vor meinem Körper an und hielt mir die Hände vors Gesicht. Tief atmete ich ein, sammelte meine Kräfte und konzentrierte mich auf einen Gedanken. In einer schnellen Bewegung streckte ich meine Arme aus, worauf der Troll von mir heruntergeschleudert wurde und ein paar Meter von mir entfernt auf dem Waldboden aufschlug.

Meine Lunge zog sich zusammen, während meine Arme schlapp zu Boden sanken. Ich spürte wie all die Energie aus mir heraussickerte. Einen Troll von über fünfzig Kilo von mir zu schleudern, hatte jegliche Kraft aus mir herausgesaugt.

Das Adrenalin, welches mir durch die Adern schoss, ermöglichte es mir, mich wieder aufzuraffen und versetzte mich nahezu in einen Suchtzustand. Ich genoss es durchaus – diesen Kick – dieses Gefühl allem trotzen zu können. Doch später, wenn ich wieder im Bett liegen würde, mit schmerzenden Gliedern, käme mir wie so oft die Frage, ob es das alles wert war. Und wieder würde ich auf dasselbe Ergebnis kommen: Ich wusste es nicht.

Schweratmend kam ich wieder auf die Füße und sah mich suchend nach meinem Silberdolch um, der mir bei dem Kampf gegen diesen Troll irgendwie abhanden gekommen war.

Doch noch bevor ich meiner Suche weiter Aufmerksamkeit schenken konnte, ging ein starker Ruck durch meinen Körper und kurz darauf verlor ich die Bodenhaftigkeit und kam keuchend auf dem Waldboden auf. Meine Hüften und Schultern landeten weniger sanft, weshalb ein ziehender Schmerz durch meinen Körper geleitet wurde und ich einige Sekunden innehalten musste.

Ein tiefes Grollen entwich der Kehle des Trolls, als er sich über mir aufzubauen begann und mir seine vielen kleinen, haiartigen Zähne im offenen Mund präsentierte.

Ich verengte die Augen zu Schlitzen und hob eine Hand in der Hoffnung bereits genügend Energie gesammelt zu haben um den Mann mit einer Wischbewegung von mir herunterzubekommen, als das Licht der Sonne von dem reinen Metall meiner Dolchklinge reflektierte und ich darauf aufmerksam wurde.

Mit einem simplen Zucken meines Mundwinkels und dem richtigen Gedanken, sauste die rasiermesserscharfe Waffe in meine Richtung und in den schmalen, sehnigen Hals des Trolls, noch bevor dieser wusste, wie ihm geschah.

Das dicke, schwarze Blut ergoss sich in einem Wall über meine Brust, ehe der leblose Körper des Mannes auf mich fiel und mir alle Luft aus meinen Lungenflügeln presste.

Blut. Überall war Blut.

Mein Herz pumpte, meine Muskeln versteiften sich, meine Hände wurden schwitzig.

Doch bereits im nächsten Moment barst die helle, ledrige Haut des Monsters und es explodierte vor meinen Augen zu feinem, grauen Staub, der sich auf mich legte wie frischgefallener Schnee.

Ich nieste.

Dieser Auftrag wäre erledigt.

~~~

Mit einer schwingenden Handbewegung setzte ich mein Kürzel auf die Pappverkleidung der Akte, in der all die Informationen des Trolls, den ich vorhin zur Strecke gebracht hatte, zusammengetragen worden waren, ehe ich sie zurück auf Shirleys Schreibtisch fallen ließ.

HUNTING: After You DiedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt