Kapitel 4

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2. September

Es war ungewöhnlich laut in unserer kleinen Cafeteria, als Angel, Drew, Mony und ich an diesem Mittag dort zusammenkamen. Unser Schießtraining war gerade vorbei und mir klingelten noch ordentlich die Ohren. Vielleicht sprachen deshalb auch alle so laut.

Wir waren knapp fünfzehn Krieger, die hier lebten und mit den wenigsten hatte ich wirklich etwas zu tun.

Mony und Drew liefen zankend vorneweg und setzten sich an eine größere, unbesetzte Tischgruppe.

Angel und ich folgten ihnen, während Angel mir von irgendeinem Mädchen erzählte, dass sie im Internet kennengelernt hatte und mit dem sie sich treffen wollte.

Ich konnte bei diesem Thema nur die Augen verdrehen. Immer wieder dasselbe mit ihr und den Frauen.

»Ich bin wirklich gespannt«, sagte sie wildgestikulierend und legte ihr Tablett so unsanft auf dem Tisch ab, dass ihr Orangensaft über den Rand des Glases schwappte. »Bei ihr habe ich ein wirklich gutes Gefühl.«

Ich hob zweifelnd die Augenbrauen. Das Gefühl hatte sie bei den letzten beiden auch schon ...

»Wer ist denn das?« Monys überraschter Ton riss mich aus Angels Monolog. Ich sah sie an und folgte dann ihrem Blick.

Wenn es ging, dann wanderten meine Augenbrauen vor lauter Unglauben noch ein Stück höher.

Zwei Tischgruppen neben uns saß niemand Geringeres, als Wyatts neuer Mitbewohner. Wyatt selbst hatte ich immer noch nicht wiedergesehen.

Was mich aber noch viel mehr schockierte, als der Anblick des Neuankömmlings, war es, Audrey bei ihm zu sehen. Nicht neben ihm auf einem separaten Stuhl, sondern auf ihm. Auf seinem Schoß.

»Wow«, entwich es mir. »Einfach nur wow

Mony lehnte sich weit über den Tisch und sah mich an. »Kennst du ihn etwa?«

Ich trank ein Schluck meines Eistees und schüttelte den Kopf. »Nein, aber ich bin ihm gestern begegnet, als ich zu Wyatt wollte.«

Als ich Wyatt erwähnte, sah ich, wie rings um mich die Augen verdreht wurden. Ich seufzte. Sie konnten die Walkers wirklich nicht leiden.

»Seltsam, dass niemand über seine Ankunft geredet hat«, bemerkte Drew grübelnd. »Normalerweise werden neue Krieger immer vorgestellt.«

Ich nickte zustimmend. »Ja, darüber habe ich mich auch gewundert«, sagte ich und warf dem Tisch, an dem Audrey saß einen weiteren Blick zu.

Audreys hüftlangen, butterblonden Haare hingen ihr über eine Schulter. Ihren Arm hatte sie um den Nacken des Neuen geschlungen; ihre Finger spielten mit seinem lockigen, schwarzen Haar. Sie lachte gerade über etwas, das Lola – Drews ältere Schwester – gesagt hatte, als sich unsere Blicke trafen. Ihr Lachen erstarb binnen eines Sekundenbruchteils.

Ich lächelte süßlich zurück, woraufhin sich ihre Augen zu Schlitzen verengten.

Gerade, als ich mir mit meinem Mittelfinger die Nase kratzte und Audrey so aussah, als wolle sie mir diesen Finger unbedingt brechen, brach der Augenkontakt zwischen ihr und mir ab.

Wyatts Mitbewohner flüsterte ihr etwas ins Ohr, was sie dazu veranlasste ihre wutverkrampften Finger von seinen Schultern zu lösen und sich auf einen eigenen Stuhl zu setzen.

Als sich unsere Blicke trafen zwinkerte er mir spitzbübisch zu.

Nun verengte ich die Augen. Idiot.

~~~

Ich keuchte und stolperte ein paar Schritte rückwärts, wobei ich meine Deckung verlor. Erst, als ich wieder einen festen Stand hatte, hob ich die Arme wieder. Zu spät.

HUNTING: After You DiedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt