Kapitel 5

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3. September

Mony stieß mich mit ihrer Schulter an, als sie mich auf den Treppen hinunter ins Erdgeschoss überholte und als erste bei der schweren Eichentür ankam, die uns den Weg hinunter in die Kellerräume des Gebäudes versperrte. Sie öffnete die Tür mit einem freudigen Lächeln und hielt sie mir mit telekinetischer Kraft auf. Flimmernd gingen die Lichter der Bewegungsmelder an, als wir die ersten Stufen nach unten gingen.

»Wieso bist du so glücklich?«, fragte ich schmunzelnd, als wir nebeneinander bis hinunter in den Keller trabten. »Shirley erwartet uns gleich.«

Mony warf mir ein böses Lächeln zu, während wir vor einer großen, schweren Eisentür hielten, an der ein Fingerabdrucksensor montiert war und drückte ihren linken Daumen auf die dafür vorgesehene Fläche. »Ich bin so glücklich, weil ich Andrew gleich den Hintern vermöbeln kann«, antwortete sie mit einem Zucken ihrer Augenbrauen, als im selben Moment mit einem erfassenden Piepsen die Tür entriegelt wurde.

Ich schnaubte bloß augenverdrehend. Die beiden gönnten sich aber auch gar nichts.

Bedächtig folgte ich meiner Schwester in die Trainingsräume des Lagers.

~~~

Mein Blick landete auf Mony, die mit hochrotem Kopf und schwingendem Pferdeschwanz auf der anderen Seite der Halle ihre Runde joggte.

Jetzt lächelte sie nicht mehr.

Denn Shirley schien nicht vorzuhaben heute noch einmal irgendeine Art von Kampftraining zu beginnen, geschweige denn Nahkampf-Training. Dementsprechend schien auch Mony keine Chance zu ergattern, ihrem Freund auf legalem Boden eine überzuziehen. Stattdessen stand Ausdauertraining auf dem Tagesplan.

Schade für Mony; Glück für Drew.

Nachdem Mony aus meinem Blickfeld verschwunden war, zuckten meine Augen zu Rowdy, der einige Meter vor mir joggte. Niemand hatte bisher ein Wort zu ihm und seinem plötzlichen, unangekündigten Auftauchen hier verloren, weder Shirley, noch er.

Doch während er so vor mir her joggte, gelang es mir nicht, meine Augen davon abzuhalten, immer wieder auf Rowdys straffen, athletischen Beinen zu landen. Er hatte wirklich schöne Beine.

»Jordan!« Angel holte zu mir auf und riss mich aus meinen Gedanken. Schnell passte sie sich meinem hüpfenden Schritt an, bis wir im Einklang nebeneinander her joggten.

Nach ungefähr der hundertsten Runde war mein Herz richtig in Fahrt gekommen und dröhnte mittlerweile wie ein Presslufthammer gegen meine Rippen.

»Angel«, stieß ich hervor, während ich meine steifen Beinmuskeln dazu zwang, weiter ihre Arbeit zu tun, »schön dich zu sehen.«

»Es war horrible!«, jammerte meine beste Freundin, ohne auf meine Begrüßung einzugehen.

Verwirrt warf ich ihr einen Blick zu. »Was?«, fragte ich überfordert und lief zum hundertachtundsechszigsten Mal an Shirley vorbei, die an der Eingangstür des Trainingsraum auf ihren Stock gestützt dastand. Ihr Rücken war aufrecht; ihre Schulter zurückgezogen; ihr Blick scharf, berechnend und aufmerksam.

»Sie ist zwar echt süß und gut küssen kann sie auch, war es eine einzige Katastrophe«, beschwerte sich Angel weiter und lenkte damit ihre Aufmerksamkeit zurück auf sich.

»Von wem redest du?«, wollte ich verwirrt wissen, während ich jeden Schritt, den ich tat, als dumpfen Aufprall in meinem ganzen Körper spürte.

»Von meinem Date, Jordan!«, antwortete sie patzig und zog ihren blonden Pferdeschwanz straffer. »Das habe ich dir gestern erst erzählt. Vielen Dank, dass du dich so brennend für mein Leben interessierst.«

HUNTING: After You DiedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt