Kapitel 10

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Kapitel 10

„Das wird nicht funktionieren, Jamie.“, lachte Liam. Ich zog eine Augenbraue nach oben, „Wetten, dass du es noch nie probiert hast.“, erwiderte ich. „Ja schon, aber -“ Ich unterbrach ihn, „Ha! Sag ich es doch!“ und schüttete das Müsli in eine Schüssel. „Ich hab noch nie Müsli gegessen.“, kam es nachdenklich von Liam. Das wurde ja immer verrückter. „Dann wird es wirklich langsam mal Zeit.“, grinste ich, „Gewehren Sie, werter Herr?“ „Huh?“, fragte Liam, als ich ihm schon die Gabel mit den Cerealien in den Mund schob. Liam sah mich überrascht an und fing dann an langsam zu kauen. „Schmeckt gut.“, schmatzte er. „Ich weiß.“, erwiderte ich und genehmigte mir ebenfalls einen Löffel – pardon – eine Gabel. „Aber, so wird die Schüssel niemals alle. “, raunzte Liam, „Wie willst du denn die Milch mit der Gabel da raus holen? Du hast verloren, Jamie. Gibs zu, du hast verloren!“ Ich schüttelte den Kopf, „Noch habe ich nicht aufgegeben, Liam.“ „So kenne ich meine Kleine.“, ertönte es plötzlich hinter mir und Zayns Geruch strich in meine Nase. „Ich bin nicht deine Kleine.“, fauchte ich und drehte mich um. Zayn schmunzelte. Verdammt, konnte er mich denn nie Ernst nehmen? „Bin ich so witzig?“, fragte ich genervt. Zayn kicherte. „Das reicht als Antwort.“, ich drehte mich um und wischte ihm dabei mit meinen Haaren durch das Gesicht. Zayn gab ein grummelndes Geräusch von sich, aber machte keine Anstalten die Küche zu verlassen. Ich zuckte mit den Schultern und fütterte Liam weiter, bis alle Cerealien aus der Schüssel verschwunden waren. Liam grinste gewinnend mit einem Blick auf die Milch, die sich immer noch in der Schüssel befand. „Mund auf.“, befahl ich. Liam runzelte kurz die Stirn, öffnete dann aber widerwillig seinen Mund. Ich setzte die Schüssel an seiner Unterlippe an und schob mithilfe der Gabel die Flüssigkeit aus der Schüssel. So war es eindeutig einfacher. Liam hustete und schien als wolle er die Milch wieder ausspucken, doch ich nahm beide Hände und drückte seine Lippen so zusammen, dass er nichts anderes konnte, als die Milch herunter zu schlucken. Danach ließ ich los und Liam stolperte schwer atmend ins Wohnzimmer, wo die anderen Jungs herum saßen. „Jungs!Sie hat uns beschissen.“, stöhnte er und kippte auf die Couch. „Jamie? Was hast du getan?“, rief Louis gespielt hysterisch und fing dann an zu lachen. Harry ging zu Liam und klopfte ihm auf den Rücken, damit auch alles verdaut wurde. Als er sich wieder beruhigt hatte, erzählte Liam, dass ich sie alle betrogen hätte, doch ich beharrte darauf, dass ich sie nicht hintergangen hatte.

„Wer macht das Essen heute Abend?“, fragte Niall plötzlich in die Runde. Harry kicherte. Alle Jungs zogen ihren Kopf ein und schauten möglichst überall hin nur nicht in die Augen eines anderen, was auf mich wie ein wirklich witziges Szenario wirkte. Ich verließ den Raum und holte aus dem Spieleschrank im Flur einen Würfel. „Wer die höchste Zahl würfelt, hat Küchendienst.“, sprach ich, als ich das Wohnzimmer wieder betrat. Sofort lagen alle Augen auf mir und dem Würfel. Nach einer Schocksekunde fingen alle Jungs an gleichzeitig zu stöhnen. Sie hatten eindeutig schon zu viel Zeit miteinander verbracht. Jeder von den Jungs würfelte einmal. Doch als Liam an der Reihe war, grinste dieser nur und sagte: „Jamie kocht.“ was natürlich Protestrufe meinerseits hervorrief. „Sorry, Jamie. Aber die Jungs und ich müssen in 10 Minuten los zur Probe. Die freien Tage sind vorbei.“, sagte Liam. Ich stöhnte. „Ich werde trotzdem ganz sicher nicht kochen.“, giftete ich dann. Weshalb sollte ich für sie kochen? Ich war doch hier der Gast! Ich ließ ein Schnauben hören. „Wirst du doch.“, erwiderte plötzlich Zayn. Ich sah ihn geschockt an und erwiderte dann ein langgezogenes „Nein, werde ich nicht.“ „Doch, sonst...sonst...“, Zayn druckste herum. „Sonst was?“, fragte ich mit hochgezogenen Augenbrauen, „Schmeißt du mich dann raus?“ Zayn lachte, „In Ordnung, James. Du hast gewonnen.“ „Hast. Du. Mich. Gerade ALLEN ERNSTES JAMES GENANNT??“, ich wurde immer lauter. James?! Sollte das jetzt ein neuer Spitzname sein? „Sorry James.“ , Zayn sah mich gespielt schockiert an und hielt sich die Hand vor den Mund. Ich holte mit aller Kraft aus und hatte mit meiner Faust schon fast sein Gesicht erreicht, als seine Hand meine fest hielt. Zayn drückte meine Finger mit Leichtigkeit wieder auseinander und spielte grinsend mit meiner Hand. Ich sah ihn böse funkelnd an und riss meine Hand wieder von ihm weg. Dann verpasste ich ihm einen Tritt mit meinem Fuß gegen das Schienbein und stolzierte mit erhobenem Kopf Richtung Küche.

Ein paar Minuten später verabschiedeten sich die Jungs bei mir und verschwanden durch die Tür. Zayn zeigte mir den Schlüssel noch einmal mit einem Grinsen, ehe er mich in der Wohnung einsperrte. Ich grummelte. Ich brauchte einen neuen Plan. Ich schaffte es nicht in Zayns Gegenwart widerlich zu sein. Man konnte mit ihm immerhin so viel Spaß haben. Wie sollte ich dann dafür sorgen, dass er mich freiwillig gehen ließ? Eine Sache war mir nun klar geworden: Er würde mich niemals freiwillig gehen lassen. Ich dachte gerade über einen neuen Plan nach, als mich ein Klacken an der Tür erschrocken zusammen zucken ließ. Der Schlüssel wurde herum gedreht und Zayn steckte seinen Kopf noch einmal durch den Spalt. „Wir hätten gerne Spaghetti.“, grinste er. „Ich sagte Tortellini!!“, hörte ich Niall hinter ihm schreien. Ich lachte. Spaghetti vs Tortellini

Zayn schloss die Tür wieder ab und dann waren sie weg. Ich ging durch das ganze Haus und suchte nach irgendeinem Ausweg. Plötzlich entdeckte ich im Badezimmer ein kleines Fenster. Es war mir vorher nie aufgefallen, weil es so weit oben angebracht war. Ein vollständiger Plan breitete sich in meinen Gedanken aus und ich grinste. Ich wollte mich nur noch bei Niall verabschieden. Er war immer so nett gewesen.

Eine halbe Stunde später war alles vorbereitet. Ich stellte mich im Badezimmer auf den Klodeckel mit Zayns Nachttischlampe in der Hand. Ich warf noch einen letzten Blick zurück und sah mich im Spiegel. Die Zeit hier bei Zayn hatte mich verändert. Ich hatte mich schon lange nicht mehr im Spiegel angesehen. Ich hatte mich wirklich verändert. Doch es störte mich nicht. Ich lächelte, als hätte ich einen Oscar bekommen. Ich nahm die Lampe in Anschlag und schlug mit aller Kraft das Fenster ein. Die Splitter flogen nach draußen und ich musste höllisch aufpassen, dass ich mich nicht verletzte. Ein kleiner Schnitt in meiner Hand zeigte jedoch, dass es nicht ganz ohne ging, doch es tat nicht weh. Ich warf die Lampe hinter mich und hörte etwas krachen. Mit einem letzten Blick zurück bemerkte ich, dass ich eine Vase zerdeppert hatte. Ob ich ein schlechtes Gewissen hatte? Himmel nein. Dieser Kerl hatte genug Geld um sich ein neues Fenster, sowie Vase zu besorgen – und ein neues Mädchen dazu. Ich lugte durch das Fenster nach draußen. Vor mir lag die Straße. Ich lächelte. Es konnte losgehen. Ich schlängelte mich durch das nun kaputte Fenster, wobei meine Kleidung ein bisschen zerrissen wurde, was mich jedoch wenig störte. Es waren ohnehin nicht meine, sondern welche, die Zayn für mich besorgt hatte. Ich kletterte an dem Baum neben dem Fenster hinab und landete so sicher mit ein paar Schürfwunden, aber mit einem enormen Glücksgefühl auf der Straße. Die Kamera hinter dem Busch vor mir entdeckte ich nicht, als ich mich geduckt immer weiter von dem Haus entfernte. Ich war wirklich erstaunt, dass ich es bis zu meinem Haus schaffte, ohne das Zayn mich entdeckte. Aber nun würde mich wohl bis an mein Lebensende die Paranoia plagen. Jeden zweiten Schritt sah ich mich in alle Richtungen um um sicherzugehen, dass ich nicht entdeckt oder gar verfolgt wurde. Ich schloss meine Haustür auf und war endlich wieder zu Hause. Der wohl bekannte Geruch kam mir entgegen und ich fühlte mich augenblicklich richtig wohl. Ich rannte grinsend durch das Haus und atmete all die Luft ein. Etwas fehlte, doch ich konnte noch nicht sagen was. Noch nicht. Doch es würde mir bald bewusst werden.

Ich schaltete meinen Laptop an und setzte mich damit auf mein Bett. Twitter war voll von Nachrichten, doch mich interessierten nur 5 davon. Sie waren alle an niemand Besondern gerichtet, doch an ihrem Inhalt erkannte ich, dass sie alle an mich waren.

@NiallOfficial: Danke für die Tortellini und die Abschiedskarte, J! :D

@Real_Liam_Payne: Jetzt esse ich allen ernstes Müsli mit der Gabel...was hast du nur mit uns angestellt?

@Louis_Tomlinson: Du hast alles auf denn Kopf gestellt. Warum habe ich keine Karte bekommen? :O

@Harry_Styles: Du bist das Beste, dass ihm je passieren konnte. Nun bist du fort.

@zaynmalik: Ich breche nie ein Versprechen.

Oh oh. Es war noch nicht vorbei.

Danke an alle, die mir so viele Wörter geschickt haben :D Vielleicht findet ihr ja welche davon hier wieder, ich habe ein paar benutzt <3

Ich hoffe, das Kapitel hat euch gefallen. Feedback please <3

The Promise || one directionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt