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SANTINO

Das Feuer knistert im uralten Kamin des Wohnzimmers und draußen fallen Schneeflocken vom Himmel. Ich hasse Winter, genau wie die Kälte die er mit sich bringt. Meine südländischen Gene wünschen sich dreißig Grad im Schatten, einen Drink und einen Strand herbei. Wobei ich zweitens bereits habe. Ewan hat mir einen Whisky eingeschenkt, der achtzehn Jahre in den Gewölben seines Zuhauses lagerte. Dort unten gibt es einen Weinkeller, einen Raum für Whisky und diversen anderen Schnaps. Ich bin beeindruckt von dem uralten Castle der Duncans. Es ist nicht nur von außen hübsch, sondern auch von innen. Die Teppiche, Sofas und Bilder an den Wänden sind aus vergangenen Zeiten, mit einem Touch moderne verbunden. Das große Wohnzimmer gibt mit dem uralten Kamin einen wohnlichen Charme ab und treibt mich tiefer in die Polster des großen Sofas.
Die letzten Stunden haben Ewan und ich über einige Dinge gesprochen, New York war ebenfalls ein brisantes Thema. Er hat mir seine Hilfe zugesichert, wenn wir die denn brauchen, aber mir auch klargemacht, dass er nur ungern in diesen Streit hineingezogen werden will. Ich kann ihn verstehen, er hat Familie und Erin schien über die Worte die sie vorhin aufgeschnappt hat, nicht glücklich gewesen zu sein. Vermutlich kommt sie mit dem was Ewan tut nicht klar, oder will nur eine bessere Zukunft für ihre Tochter. Trotzdem hat sie diese bei uns gelassen und ich beäuge das kleine Wesen auf dem Teppich kritisch als es mit einem Auto spielt. Das Mädchen mit den zwei Zöpfe und dem schallenden Lachen hat in der letzten halben Stunde Ewans volle Aufmerksamkeit auf sich gezogen und unsere weiteren Gespräche sind im Sand verlaufen. Er liebt seine Tochter, dass kann man deutlich sehen. Allein wie er sie anschaut und wie sanft seine Stimme wird, wenn er mit ihr spricht, auch wenn es zuvor mit mir noch um Mord und Totschlag ging. Mein Vater sagte immer, Kinder verweichlichen einen. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass er unrecht hatte. Auf Ewan trifft das vermutlich zu, auf meinen Vater nicht, der war immer streng zu mir. Was auch immer dieses kleine Mädchen mit Ewan macht, er strahlt über beide Ohren als sie auf seinem Schoß sitzt.
Räuspernd rutsche ich aufrechter auf dem Sofa und Kreise das Whiskyglas in meinen Händen. »Ich weiß deine Ehrlichkeit zu schätzen«, deute ich auf unser Gespräch an, »aber ich möchte euch nicht in diesen Streit ziehen. Mein erscheinen galt allein Lillians Suche nach ihrer Familie.«
Ich wollte es noch einmal loswerden. Die Duncans und meine Familie hegten lange sehr enge Beziehungen und auch obwohl sie die letzten Jahre ein wenig eingeschlafen sind, heißt es nicht, dass es sie nicht mehr gibt. Das Lillian eine von ihnen ist, hätte ich nie gedacht. Schon komisch, wie das Schicksal manchmal spielt.
»Verstehe, du bist uns immer willkommen Santino, auch in Zukunft, aber ich muss dich wohl warnen, was Fergus betrifft-«, murmelt Ewan und unterbricht sich selbst, als seine Tochter auf den Boden gelassen werden will. Er setzt sie auf dem Teppich ab und fährt mit bedachter Stimme fort, »seit er weiß, das er eine Schwester hat, ist er... hat er sich ein bisschen verändert. Wenn er noch nicht mit dir gesprochen hat, dann wird er es noch tun«, warnt er mich und ich verstehe sofort, was er sagen will. Ein amüsiertes Lächeln schleicht sich auf meine Lippen. Nickend leere ich mein Whiskyglas und setze es auf dem Marmortisch ab.
Hinter Ewan entdecke ich Lillian, die mit verweintem Gesicht die Treppe hinabkommt und sich wild unter den Augen die Tränen wegwischt. Meine Alarmglocken schrillen sofort. »Hast du eine Minute?«, fragt sie und erregt auch Ewans Aufmerksamkeit, der sie misstrauisch betrachtet. Mir wird unwohl wenn ich sie weinend dort stehen sehe. Nickend erhebe ich mich und blicke ein letztes Mal zu dem Schotten mit dem kurzen Bart und den vielen Tattoos hinab. »Keine sorge«, raune ich ihm im vorbeigehen zu, »Ich bin nicht daran interessiert sie so zu sehen.«

Mit diesen Worten steige ich über sein Kind hinweg auf Lillian zu, drei Stufen hinauf ins Foyer. Noch bevor ich bei ihr bin, macht sie auf dem Absatz kehrt und läuft schniefend die Treppen hinauf zurück in den ersten Stock. Sie spricht kein Wort mit mir, bis wir an unserem Zimmer ankommen und sie Eintritt. Ich schließe die Tür hinter uns und mustere sie knapp. Ihre Schultern hängen, das Gesicht gesenkt und die Statur nach vorn gebeugt. Sie ist traurig, aber weshalb weint sie? Vorhin ist sie mit Fergus verschwunden, die beiden wollten in der Bibliothek miteinander sprechen und seitdem habe ich sie bis jetzt nicht mehr zu Gesicht bekomme. Was hat der Kerl gemacht? Und Ewan meint, ich soll sie gut behandeln? Pff.
»Lillian was hat er-« ich breche ab und drehe sie am Arm zu mir. Zwischen Bett und den Fenstern stehend lege ich meine Hände an ihre nassen Wangen, die ganz geschwollen und gerötet von den salzigen Tränen sind, die wie Bäche über ihre Haut rinnen. Es bringt mich um, sie so zu sehen. Ich hätte nicht gedacht, dass es mich mal so mitnehmen würde jemanden weinen zu sehen. »Er hat überhaupt nichts gemacht«, verteidigt sie ihn schluchzend und lässt ihr Gesicht tiefer in meine Hände gleiten. Restlos verwirrt blicke ich auf sie hinab und versuche mir vorzustellen, wieso sie dann weint. Wegen mir? Wegen dem was im Hotel passiert ist? Wegen ihren Eltern? Es gibt so viele möglichen Antworten und doch finde ich nicht die richtige. »Sprich mit mir mia bella...«, hauche ich flehend und schiebe meine eine Hand in ihre Haare, um sie aus ihrem Gesicht zu halten. »Bitte«, schiebe ich hinterher. Schluchzend lehnt sie ihre Stirn gegen meinen Brustkorb und schweigt. Ihre Tränen sprechen tausend Worte. »Ist es wegen deinen Eltern?«
Wieder Stille.
Mit geschlossenen Augen lehnt sie sich gegen mich, die Hände in meinem Hemd vergraben. Ich fühle mich machtlos, hier ohne einen Plan vor ihr zu stehen. Weinende Frauen sind... Gott sie überfordern mich ebenso wie Babys. Man weiß weder was man tun, noch was man lassen soll. Es ist höhere Mathematik und die fand ich schon immer scheiße. »Fuck wenn du nicht gleich mit mir redest, dann-«
»Fergus hat seine Tochter nach mir benannt!«, platzt es weinend aus ihr heraus und ihr Körper wird vom nächsten Schluchzer erfasst. Er hat was? Mit gerunzelter Stirn packe ich sie an den Schultern und drücke sie sanft von mir, um ihr in die Augen schauen zu können. »Ich dachte die heißt Isla?«
Sie schlägt mir gegen die Brust und schaut mit schmalen Lippen auf. »Ja du idiot, genau wie ich. Er hat mir erzählt, dass ich so heißen sollte«, erklärt sie mir und ich habe wortwörtlich einen »ah«, Moment.
»Verstehe.«
»Ja. Es ist nur ... er hat sein Baby nach seiner totgeglaubten Schwester benannt, dass ist ... süß. Ich weiß nicht was ich davon denken soll. Die Situation überfordert mich. Alles hier überfordert mich«, gibt sie zu und sinkt wieder erschöpft gegen mich. Diesmal stoße ich sie nicht von mir sondern ziehe sie enger. Nun verstehe ich, was los ist. Ausatmend setze ich mich rückwärts auf den Bertrand und ziehe sie mit mir. Lillian sinkt rittlings auf meinen Schoß und ihre Arme finden von allein ihren Weg um meinen Hals. Inzwischen weint sie nicht mehr, aber ihre Tränen tränken noch immer ihre rosige Haut. Sanft wische ich sie ihr fort und lasse meine Hände an ihre Seiten gleiten, um sie enger an mich zu ziehen. »Hör auf zu weinen, mia bella«, bitte ich sie. »Tut mir leid...«
»Entschuldige dich erst recht niemals dafür«, füge ich meinen Worten hinzu. Ich hasse, dass sie sich dafür entschuldigen will. Weinen ist natürlich und ich würde sie nie dafür verurteilen, auch wenn ich es ziemlich nervig bei anderen Leuten finde.
»Hab ich dich doll gehauen?«, möchte sie wissen und mich überkommt ein amüsiertes schnauben. »Du warst eine Fliege«, ärgere ich sie und sie zieht eine Schnute, so wie Ewans Tochter vorhin. Meine Hände gleiten über ihren Rücken, üben Druck auf ihre Hüften aus und drücken sie bedacht enger. Ich weiß nicht, ob ihr ihre Narben noch sorgen bereiten und will nichts riskieren. So idiotisch es auch ist, ich muss zurück nach New York und die Sache mit Julian klären. Es gibt etwas, das er nicht weiß, aber nachdem er sucht. Wenn ich derjenige sein muss, der es beenden kann, werde ich es sein. So lange habe ich auf die Meinung meines Vaters vertraut. Nach dem langen Gespräch mit Ewan ist mir klargeworden, dass ich es nun selbst in die Hand nehmen muss. Zuvor aber muss Lillian flugtauglich werden.

»Gehts dir schon besser?«, möchte ich ihr einige Haare über die Schulter streifend wissen. Sie nickt ehrlich und fummelt an den obersten Knöpfen meines Hemdes herum. Nach unten schauend blitzt mir die goldene Kette entgegen und ich kann nicht anders, als sie anzuschauen. Das Symbol der Benellis macht sich gut an ihrem Hals. Mein Daumen streift die zwei betenden Hände, berührt ihre Haut daneben und bringt meine Lippen dazu, sich auf ihren warmen Hals zu senken. Ihre Schlagader pocht unter meinem Mund und das Gefühl dass ihr schlagendes Herz mir gibt, ist besser als Sex. Ich fühle mich wie neu, wenn ich bei ihr bin.
»Tue das nicht, wenn du dann einfach aufhörst«, seufzt sie und gräbt ihre Finger in meinen Nacken. Stromschläge jagen durch meinen Körper und enden in meiner Mitte, lösen genau das aus, was ich versuche zu verhindern. Ich will ihr nicht wehtun, aber verdammt, mein Schwanz drückt sich gegen den Stoff meiner Hose und ich fürchte, dass er gleich den Reißverschluss sprengen wird.
»Mhm, du trägst viel dazu bei, das ich nicht aufhören will, mia bella. Aber du weißt, das ich es muss«, raune ich und sauge an ihrer Haut. Genießend wirft sie den Kopf zurück und gibt mir ihre empfindliche Stelle am Hals frei. Ich fühle wie sehr sie mich will, wie sehr ihr Puls rast, obwohl es so falsch ist. Sie reibt ihren Schritt gegen meinen und ich ramme spielerisch meine Zähne in ihr Fleisch. Ihr Stöhnen bringt mich um den Verstand. Ich will, fuck ich will es so sehr. Es fordert Selbstbeherrschung, von der ich sonst zur Genüge habe, gerade heute scheint sie mir auszugehen. Knurrend hebe ich sie an und drehe uns, lasse sie in den Laken des Bettes nieder und drücke meine Lippen fordernd auf die ihre. Gierig öffnet sie ihren Mund und gewährt mir Einlass. Sie zu küssen fühlt sich an wie zwischen Wolken zu schweben. Wie süße Zuckerwatte, ein warmer Sommerregen und endlos langer Sex zugleich. Ich will sie so sehr, dass es schmerzt.

Enttäuscht schaut sie mich an als ich von ihr ablasse. Schweratmend habe ich meine Hände neben ihren Kopf gestützt und sie so eingekesselt, ohne sie zu berühren. Die Pflaster die unter ihrer Bluse hervorschauen, sprechen Bände. Ich küsse sie ein letztes Mal, bevor ich mich abwende. Ich schäle sie aus ihrer Hose und auch der Unterwäsche, streife bedacht die Ränder der weißen Klebepflaster und schaue sie wortlos an. In ihren trauernden Augen überwiegt die Gier. Sie verzehrt sich so nach mir, dass sie bereits ganz nass für mich ist. Auch wenn ich nicht auf meine Kosten kommen werde, will ich es ihr nicht vorenthalten. Vielleicht schafft ihr das für einen Moment Ruhe. Ich senke meine Lippen zwischen ihre Beine und küsse ihre Schenkel entlang bis zu ihrer Mitte, über die ich meinen Daumen einmal kreisen lasse. Ihr ganzer Körper zuckt unter meinem Finger zusammen wie nach einem Donnerschlag. Ihre Brust hebt und senkt sich schwer, und ihre Augen fixieren jeden meiner Schritte. Ich versinke so lang in dem tiefen waldgrün, bis sie sich entspannt und ich beginne. Meine Zunge streift ihre empfindliche Stelle und Lillian murmelt etwas unverständliches, als sie sich in die Kissen zurücklehnt und mich machen lässt. Ihre rechte Hand schiebt sich auf meine, mit der ich ihren Schenkel halte. Ich verschränke meine Finger mit den ihren und bewege mich in gleichmäßigen Zügen. Sie schmeckt himmlisch nach Lust und wildem verlangen. Wie die verbotene Frucht der Bibel oder die süßeste Kirsche auf einem Kuchen. Ich kann nicht genug von ihr bekommen, und das wird sich nie ändern.
Keuchend krallt sie sich in meine Finger, kratzt über meine Haut und vergräbt die anderen in meinen dunklen Haaren. Sie zerzaust sie, drückt mir ihr Becken entgegen und lässt locker. Sie fällt, immer und immer tiefer, es dauert nicht lang bis der Höhepunkt sie einholt und sie sich auf die Lippen beißen muss, um nicht zu schreien. Zufrieden küsse ich die Innenseite ihres Oberschenkels ein letztes Mal, bevor ich mich zurückziehe und sie loslasse. Erschöpft schaut sie zu mir auf und diesmal stammt die Röte in ihrem Gesicht nicht vom weinen. Ich wische mir über die Lippen, stütze mich neben ihrem Kopf in die Kissen und küsse ihre Wange zärtlich. »Geh duschen«, flüstere ich und fühle die Hitze ihrer Haut an meinen Lippen, »danach machen wir einen kleinen Spaziergang.«

Mafia King | 18+Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt