67 - Epilog Teil 2

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SANTINO

Die kleine Kirche in Corleone ist eine Tradition zu Hochzeiten. Bereits mein Ur-Ur-Urgroßvater heiratete hier und es ist eine Ehre, nun hier neben dem Pastor zu stehen und auf Lillian zu warten. Die Kirche ist bis auf den letzten Platz gefüllt und meine Augen gleiten unruhig durch die Menge. Meine gesamte Familie, sogar mein Vater sind gekommen. Kyle und Marco sitzen in der ersten Reihe neben ihnen die Plätze, auf die sich ihre Eltern später setzen werden. Mein bester Freund lächelt mir aufmunternd zu. Er ist mein Trauzeuge, aber sitzt bei den anderen, da Lillian niemanden hat und es sonst komisch ausschauen würde.
Neben meinen Tanten haben James und Sawyer platzgefunden. Die beiden sind in der Begleitung einer brünetten Schönheit, die ich als die Frau von der Poledance Stange im Kingsley identifiziere. Ihre Augen schweifen erstaunt über die Fresken an der Decke der Kirche und die hohen Räume. Die drei sind mir ein Rätsel, aber ich bin froh, dass sie hier sind.
Ewan, Erin, Mila und Fergus sitzen gleich hinter Lillians Adoptiveltern. Mit ihrem Bruder habe ich heute Morgen noch gesprochen. Er ist nervös, das kann ich ihm ansehen. Er blinzelt, und ich merke, dass er versucht, nicht die Fassung zu verlieren. Immer wieder wippt sein Bein nervös auf und ab, dass einstig Milas Hand zum Stehenbleiben bringt. Sie schenkt ihm ein aufmunterndes Lächeln und reibt ihre Finger über sein Knie. Fergus liegt Lillian sehr am Herzen. Es muss schwer sein, seine Schwester heiraten zu sehen, ich verstehe das. Heute Morgen habe ich versprochen, auch weiter gut auf sie achtzugeben. Ich würde nie zulassen, dass ihr nochmal etwas geschieht. Sie hat die letzten Monate bereits genug durchgemacht und verdient Glück mehr als jede andere Person, die ich kenne. Ich will sie glücklich sehen. Davon hat sie die letzten Monate viel zu wenig abbekommen. Lillian konnte das, was geschehen ist nur schwer verdauen und es nagt noch immer in gewisser Weise an ihr. Ich habe versucht, ihr so gut es geht zu helfen und habe ihr die Insel gezeigt. Den Ätna, die schönsten Orte und tollsten Buchten. Das kristallklare Meer und die Orange Abendsonne von der Yacht aus. Sie verdient die Welt von mir. Die Opfer, die sie für mich erbracht hat, sind unbezahlbar. Ich weiß nicht, wie ich es je wieder gutmachen kann. Sie ist mit mir bis in meine Heimat gezogen, und bleibt. Jede andere wäre wieder in die Staaten zurück und hätte mich verpfiffen. Sie nicht. Sie trägt meine Kette mit Stolz um ihren Hals. Ich habe sie nie darum gebeten, sie trägt sie, weil sie will. Lillian ist bei weitem das Beste, was mir je passiert ist. Ich fühle mich angekommen, glücklich, frei. In den vergangenen Monaten hatte ich etliche Bedenke bezüglich meines Vaters. Er war nicht glücklich als ich ihm erzählte, dass ich Lillian heiraten wollte. Damit beschmutze ich unsere Blutlinie, hat er gesagt. Mir hätte dies nicht egaler sein können. Ich liebe sie, und er hat das zu akzeptieren. Meine Familie redet mir da nicht rein.
Nun sitzt er hier auf der braunen Kirchenbank und starrt Löcher in die Luft. Unsere Blicke kreuzen sich kurz und er mustert mich von oben bis unten. Ich fühle seine Augen auf mir ruhen und das macht mich ebenso nervös wie die sich öffneten Flügeltüren der Kirche.

Mit klopfendem Herzen falte ich meine Hände vor dem Körper und schaue geradeaus. Die Menschen -weit über zweihundert- erheben sich von ihren Plätzen als sanfte Pianotöne zu spielen beginnen.
Das Blut rauscht mir in den Ohren, lässt mich die Welt um uns verblassen. Lillian steht untergehakt neben ihrem Vater, gekleidet in ein wunderschönes bodenlanges Kleid und einem zarten Schleier über dem Kopf. Ewan und Fergus' Töchter streuen Rosen auf den Gang hinab zum Altar. Die beiden Mädchen in ihren rosa Kleidern und den Spangen in den Haaren sehen knuffig aus, und jeder der Gäste schmilzt dahin.
Meine Augen gleiten Lillians ausladendes Kleid hinauf, über die Blumen in ihren Händen und den langen Schleier, der ihr Gesicht umrahmt. Sie ist nervös, dass sehe ich an der Weise, wie fest sie ihre Finger in das Jackett ihres Vaters gräbt. Mit langsamen Schritten schreiten sie auf uns zu und mir bleibt der Atem glatt weg. Überwältig sauge ich jeden Moment ihres Daseins ein, das zarte Gesicht, ihre Figur und die Aura, die die Kirche füllt.
Sie ist eine verdammte Königin.

Es vergehen gefühlte Stunden, ehe sie fast über den mit Blumen flankierten Gang geschritten sind. Überall feinste Sommerblumen in Weiß, Creme und zartem rosa. Ich habe Lillian die Auswahl der Seiko völlig überlassen und muss sagen, dass ich es nicht so übel finde wie gedacht. Es ist klassisch und elegant und sie hat damit besonders meinen Tanten einen Gefallen getan, die mir bereits vorhin aufgeregt erzählt haben, wie schön sie alles finden.
Fergus blinzelt gegen seine Emotionen an und Lillians Mutter, die sich auf ihren Platz geschlichen hat, tupft sich einige Tränen unter den Augen fort. Das Stofftaschentuch hat ihr zuvor Marco gereicht. Lillian baut Augenkontakt auf, hält ihn, bis sie bei mir angelangt ist, zwei Stufen hinauf. Ihr Vater verabschiedet sie, drückt ihr zwei Küsse auf die Wangen und überreicht sie mir. Ich verspreche auch ihm, gut auf sie achtzugeben und warte, bis er an seinem Platz ist, bevor ich meine Hände an den Schleier hebe, um ihr Gesicht zu enthüllen. Lillians waldgrünen Augen habe eine satte Farbe angenommen und funkeln mir wie Millionen Smaragde entgegen. Ihre langen Haare sind sanft eingedreht und ihre Wimpern getuscht. Die Schminke ist dezent und natürlich, genau wie sie. Lächelnd senkt sie ihren glitzernden Augen währen die letzten Klänge der Musik erklingen. Sie reicht ihren locker gebundenen Brautstrauß an Isla weiter, die damit zu ihren Eltern rennt und sich auf Fergus' Schoß setzt. Sie ist echt süß.

Der Pfarrer deutet Lillian und mir, vor dem Altar niederzuknien. Ich nehme ihre Hand und führe sie zu den gepolsterten Kissen, auf die wir niedersinken und der Pfarrer mit der Zeremonie beginnt. Ich kann mich keineswegs auf seine Worte konzentrieren. Immer wieder erwische ich mich dabei, wie ich meine Verlobte von der Seite betrachte. Ihre Rechte und meine linke Hand liegen aufeinander auf dem schmalen Tisch vor uns und mein Daumen fährt über ihren Handrücken. Mit einem Lächeln auf den Lippen quetscht sie meine Finger sachte und löst ein feuriges Kribbeln in mir aus. »Du bist wunderschön«, wispere ich und ihr Lächeln wird noch breiter. Sie muss sich auf die Unterlippe beißen, um nicht zu grinsen. Schweigend knien wir nebeneinander auf den zwei Kissen, Schulter an Schulter. Ihr elegantes Kleid hat Ärmel aus Spitze, die ihr bis zu den Handgelenken reichen. Dort wo sonst ihr Armband sich befindet, dass ich ihr geschenkt habe, ist heute nichts. Es bringt Unglück, goldenen Schmuck während der Zeremonie zu tragen, glaubt meine Familie und viele Menschen auf der Insel. Der Gläubige Part in mir ebenfalls.

»...Wenn jemand Einwände gegen die Vermählung von Lillian und Santino hat, möge er jetzt sprechen oder für immer schweigen«, hallt die Stimme des Pastors durch den Flügel der Kirche. Betend senkt Lillian ihren Kopf und auch ich bete heimlich, dass mein Vater still bleibt. Wenn er mir das zerstört, werde ich ihm nie verzeihen. Ich wage einen Blick zurück und spüre seine Augen auf mir ruhen. Sie brennen sich wie Feuer durch das Jackett auf meinen Rücken. Er schweigt zu meiner Überraschung, und ein großer Stein fällt mir vom Herzen. Vielleicht bedeute ich ihm doch etwas. Vielleicht liegt ihm mein Glück wirklich am Herzen. Ich hoffe es, auch wenn ich es nicht weiß. Eines weiß ich allerdings sicher, dies ist der Start in ein neues Leben, mit Lillian an meiner Seite - glücklich.
Nach einer Stunde erheben wir uns und stehen uns Hände haltend gegenüber. Ich schiebe ihr den funkelnden Diamant Ring auf ihren linken Finger und sie nimmt den anderen, um ihn auf meinen zu schieben. Der Pastor segnet uns nach einem alten Brauch und schließlich ertönt das berühmte »Sie dürfen die Braut nun küssen.«
Einen Arm schlinge ich unter ihrem Schleier auf ihren Rücken, ziehe sie enger und küsse sie leidenschaftlich vor unseren Gästen. Mein Herz explodiert wie ein Feuerwerk, die Liebe, die ich für sie hege, sprüht nur so aus mir hinaus und jegliche Last fällt von mir ab. Lillian legt ihre warme zarte und an meine Wange und seufzt genießerisch. Als wir uns lösen schaue ich ihr in die Augen, und sehe darin unsere Zukunft. »Ti amo mia bella«, wispere ich und streiche ihr eine Träne von der Wange. Das Gejubel unserer Gäste geht völlig unter. Sie lacht leise, schlingt ihre Arme glücklich um meinen Hals und zieht mich zu sich hinab, um unsere Lippen ein zweites Mal miteinander zu vereinen. »Ti amo«, erwidert sie überglücklich und küsst mich wie nie zuvor.
Ich bin angekommen. Bei ihr, bei uns, hier. Alles, was zählt ist sie und unser neues Leben.
Lillian Benelli ist mein Leben.

Mafia King | 18+Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt