12.Was in Aars geschah

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Geschwind rannte ich dem Licht hinterher.
Bis es irgendwann vor einer geschlossenen Tür zum Stehen kam und sich nicht mehr weiterbewegte.

Ich verlangsamte mein Tempo und ging vorsichtig darauf zu.

Je näher ich mich näherte, desto mehr entpuppte sich das Licht zu einer kleinen runden Kugel.
Neugierig wie ich nun Mal war, streckte ich meine Hand aus um es zu berühren.
Kurz bevor meine Finger die Kugel streifen konnten, bekam diese einen blauen Pelz.
Blitzartig zog ich meine Hand zurück und kniff meine Augen leicht zusammen während ich es weiter beobachtete.

,,Was zum Teufel bist du?", hauchte ich dem Ding zu.

Darauf ertönte ein leises Gurr Geräusch in meine Ohren.
Ich zuckte leicht zurück, da ich nicht damit gerechnet hatte, dass es Laute von sich geben würde.
Gebannt sah ich zu, wie die blaue Fellkugel vorsichtig zwei Ärmchen und Beinchen ausstreckte.
Langsam ging ich einen Schritt weiter.

Als die Pelzkugel sich schwungvoll umdrehte, blieb ich wie erstarrt stehen.

Was ich dann sah, brachte mich sofort zum Dahinschmelzen.
Es hatte die knuffigsten , ehrlichsten braunen Kulleraugen, die ich je gesehen hatte.

Gurrend sah dieser sich kurz um, als würde er abchecken wollen, ob noch jemand außer uns da war.
Dann sauste er auf mich zu und schmiegte sich an meinen Hals.
Ich lachte erleichtert auf.
Behutsam fing ich seinen Kopf zu kraulen.

Doch lange hielt unsere Kuschelzeit nicht an, denn die Tür vor der wir standen ging mit einem Knarren auf.
Schwere Schritte ertönten aus dem Inneren.

Ich drückte den blauen Fellball fest an mich.

,, Wo steckt dieser unbrauchbare Zigeunerbraten wieder?", drang eine brummige Stimme genervt zu mir.

Mein kleiner neuer Freund löste sich sofort und verkroch sich unter mein weißes Gewand. Geschickt kletterte er unter meiner Kleidung zu meinem Rücken hinauf um sich dort zu verstecken.

,, PÄNG!!! Das ist schon das fünfte Mal in Folge dass du ohne etwas zu sagen einfach abgehauen bist. ", brummte der Fremde weiter.
Als die Person hinaus trat, schluckte ich erstmal kräftig.

Ein einäuiger vollbärtiger Mann mit dickem Bauch trat aus dem Raum.
Schweratmend blieb er am Türrahmen stehen.

Kurz sah er mich schweigend an, ehe er
seine Hände vor der Brust verschränkte.
,, Du musst wohl Brookes kleines Anhängsel sein?", unterbrach er die peinliche Stille die sich zwischen uns aufgebaut hatte während sein Blick stets an mir vorbei glitt.

Seine Frage klang mehr wie eine Feststellung also ließ ich das Nicken einfach bleiben.

Die Tatsache dass dieser Griesgram mich eben beleidigt hatte ignorierte ich, da ich schon bald auf Will treffen würde.
Er müsste auch irgendwo hier sein.
Immerhin war ich ja im Feenhimmel.
Sofern man diesen Ort so nennen konnte.

Mein Blick fiel wieder auf den Mann vor mir. Er schienen einen bestimmten Punkt zu fixieren.
Genau genommen auf meine rechte Schulterseite.
Für eine Millisekunde blitzte etwas in den Augen meines Gegenübers auf.
Verwirrt zog ich meine Augenbrauen nach unten.
Was hatte er nur gesehen?

Als ich tapsige Schritte auf mir spürte wusste ich auch wem diese Blicke galten.

,, So, wenn das so ist führen Sie mich doch gleich zu meinem Bruder ! Ich muss mit ihm sprechen!", versuchte ich den Griesgram mit diesen Worten auf mich aufmerksam zu machen, da mein kleiner Freund schon genug Angst zu haben schien.

Der Einäuige gab ein verächtliches Schnauben von sich.

,, So läuft das nicht! Der führende Leiter der Zwischenwelt duldet so ein Zusammentreffen nicht. Erst wenn über beide Parteien ein Urteil gesprochen worden ist. Anders ausgedrückt wenn du offiziell noch nicht für tot erklärt worden bist, hast du kein Anrecht darauf William während deines Aufhaltes zu sehen!"

Ich schluckte.
Ich wollte etwas erwidern, aber da kam mir jemand Anderes zuvor.

,, Außer wenn es der anderen Partei gestattet wird wichtige Mitteilungen die beide betreffen selbst mitteilen zu dürfen."
Diese Stimme..sie kam mir so bekannt vor.
War das etwa..?

,,Will?", wisperte ich mehr zu mir selbst.

Tatsächlich trat mein Bruder aus dem Raum heraus.

Als er mich erblickte streckte er grinsend seine Arme nach mir aus und schritt auf mich zu.
,,Will!", stieß ich überglücklich hervor und umarmte ihn stürmisch.

,, Ja Diara. Ich bin's wirklich. Lange nicht mehr gesehen Schwesterchen. ", gluckste er in meine Halsbeuge und zog mich enger an sich.

Ich war so glücklich.
Endlich hatte ich ihn wieder.

Räuspernd ließ er mich nach wenigen Augenblicken los und drehte sich zurück.
,, Danke Paul, du kannst abtreten!", forderte er dem Griesgram auf zu gehen und wartete bis er weg war.

Will drehte seinen Kopf zu mir und lächelte mich warm an.
,, Es gibt da ein paar Dinge, die du wissen solltest. Aber dafür müssen wir reingehen. Was auch immer dich jetzt erwarten wird, denke daran, ich bin bei dir. Okay?"

Ich nickte.
Ich holte tief Luft und folgte meinen Bruder durch die Tür.
Etwas Weiches schmiegte sich an mich während wir den weißen Raum betraten. Päng.
Es tat gut zu wissen, dass ich nicht alleine durch musste.

Je mehr ich mich umsah, desto mehr wirkte es wie in einem Warteraum.
Grelle weiße Wände, steril weiße Stühle die nebeneinander gereiht standen. Jetzt fehlten nur noch die Menschen.

Langsam rauschten Filmclips aus meinem Leben quer durch das Zimmer.

Ich fing an zu taumeln, den all diese Emotionen prassten gleichzeitig auf mich ein.
Alles was ich je fühlte, durchlebte ich in diesem Augenblick nochmal.

Ein stummer Schrei verließ meine Lippen.
Verzweifelt suchte ich nach meinem Halbbruder, jedoch konnte ich ihn nirgendwo finden.

Erst als ich auf der anderen Seite eine weitere Tür fand, sah ich seine dunklen Haare durch den Spalt blitzen.

Vorsichtig öffnete ich die Tür. Was ich dann sah war noch viel schlimmer als mein Leben erneut zu durchleben.

Erst hörte ich wilde Schreie. Danach als ich eingetreten war, sah ich überall nur noch Blut.
Auf dem Boden nicht weit von mir, lagen leblose Feen, Soldaten, riesige Spinnen, Riesen und andere Kreaturen herum.

Was mich noch mehr verstörte war das Bild dass sich mir als Nächstes bot.
Die Miniatur Ausgabe meines Halbruders zog sein Schwert heraus und tötete einen völlig unbewaffneten Mann.

Erschrocken sah ich Will an.

,, Wieso..hast du ihn getötet?", hauchte ich leicht hysterisch.
,, Er hatte ja nicht mal eine Waffe. "

,, Lord Sha brauchte kein Schwert um zu töten.
Als Hexer und Pfauenmensch war es für ihn ein Leichtes seine Opfer mit anderen Mitteln zu töten. Er war mit Abstand der grausamste Herrscher, der je in Aars regierte und leider war er auch der Bruder meiner leiblichen Mutter. Als ich zwölf war, schickte sie unseren Vater und mich nach Alfea um uns in Sicherheit zu wissen. Sie selbst blieb in Aars zurück.
Er wird mit allen verfügbaren Mitteln versuchen wollen zurück in das Reich der Lebenden zu kommen. Die Verbrannten sind alles Teil seines Plan. Genau wie damals dienen sie nur zur Ablenkung um das eigentliche Ziel zu verschleiern.
Also höre mir bitte jetzt gut zu Diara! Die Drachenflamme ist der Schlüssel der entscheiden wird, welche der beiden Seiten gewinnt. Finde sie und beschütze sie mit deinem Leben! Den der Tag an dem Lord Sha zurückkehrt ist nah. "

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Pflicht oder Liebe? (Farah Dowling FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt