7.

321 19 1
                                    

„Mr. Holmes? Mr. Holmes!"

Anthea, Mycrofts engste Mitarbeiterin, schnipste ihm vor dem Gesicht herum. Dieser erwachte nun endlich aus seinem Tagschlaf und sah sie fragend an.

„Die Berichte zu den Ausgaben unserer Gefängniseinrichtungen."

„Oh ja, natürlich", reagierte Mycroft nun endlich, zog die Papiere hervor und gab sie ihr. Er hatte gestern nach dem Kaffee noch bis Mitternacht daran gesessen, telefoniert, abgeglichen und kontrolliert. Alles musste stimmen.

Seine Mitarbeiterin musterte ihn, stellte aber keine Fragen und verließ das Büro. Soll er doch machen, dachte sie.

Mycroft rieb sich erst das eine, dann das andere Auge. Er war so unendlich müde und das, obwohl er trotz später Stunde durchschlafen konnte. Sein Schlafrhythmus ergab vorne und hinten keinen Sinn und das nervte ihn. Er massierte sich die Schläfen, trank Wasser und arbeitete den nächsten Dokumentenstapel durch. Am Nachmittag gab es auch noch eine Sitzung über neue Gesetzesbeschlüsse. Dazu musste er noch bleiben und er konnte jetzt schon die Stimmen und Meinungen nicht mehr ertragen. Aber irgendwer musste nun einmal die dummen Ideen von den noch dümmeren trennen.

Die Schlaflosigkeit zog sich jetzt schon seit mehreren Wochen, aber seit der Sache mit Eurus hat es quälende Ausmaße angenommen. Es wurde immer schwerer zuzuhören, oder im richtigen Moment die richtigen Worte zu finden.

Hatte Greg recht gehabt? Sollte er vielleicht doch mal eine Pause machen?

Er sah ihn vor sich, wie er streng auf ihn einredete, mit diesem lächerlichen Milchschaumrest auf der Oberlippe. Kaum musste er wegen diesem Bild lächeln, so war er auch schon wieder genervt davon. Er hatte seine Gefühle doch sonst immer so gut im Griff, warum jetzt nicht?

Er schob es auf seine Müdigkeit und drängte sich dazu weiterzumachen. Nach der Sitzung würde er nach Hause gehen, nahm er sich vor.

Greg zur selben Zeit hatte in seiner Pause mit John telefoniert und sich wieder angemeldet sie zu besuchen. Obwohl Samstag war, hatte er länger zu arbeiten als gestern.

Er wusste nicht, ob er später Mycrofts Zustand erwähnen sollte. Es sprach eigentlich nichts dagegen, nur, dass er von ihrem Treffen erzählen müsste. Und er hatte keine Lust auf Sherlocks Analysen. Immerhin hat er Greg ja gebeten, dass man auf Mycroft achtgibt... Doch Mycrofts Gesundheit wog ja offensichtlich mehr als ein weiterer unangenehmer Moment mit Sherlock.

Entschieden, was er tun sollte, biss er in sein Brötchen und kontrollierte Eurus Teilakte auf eventuelle Widersprüche. Lieber jetzt schon als zu spät.

Kurz nach 16 Uhr, zog er die Tür hinter sich zu und lief zum Parkplatz. Gerade öffnete er seinen Wagen, als sein Handy klingelte. Erst wollte er es ignorieren, doch da kam schon die zweite Nachricht und die dritte. Greg brummte, denn er wusste genau, wer so aufdringlich Nachrichten schreiben konnte.

Widerwillig zog er sein Handy hervor und las Sherlocks Nachrichten. Und es war besser so...

„Kommen Sie nicht zu uns.
-SH"

„St Thomas' Hospital.
-SH"

„Mycroft ist dort.
-SH"

Gregs Magen zog sich zusammen und er zögerte keine Sekunde. Er warf sich ins Auto und fuhr sofort los. Er konnte sich denken, was passiert war und doch malte er sich unschönste Szenarien aus.

„Dieser dämliche Berufsverkehr! Sonst dauert das doch nie so lange!!", fluchte Greg. Ungeduldig trommelte er auf sein Lenkrad, bis die Ampel auf die Westminster-Brücke grün wurde. Auf der anderen Seite der Themse konnte man das Gebäude bereits sehen und doch zog es sich, bis er endlich das Gebäude erreichte.
Sherlock und John warteten bereits auf dem Parkplatz, als Greg endlich ankam.

Nicht so stark - Mystrade FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt