13.

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Auf Mycrofts Flug zurück nach London hatte er seinen und Gregs Chatverlauf geöffnet.

„Es gibt keine Kooperationen mit Schweden. Ich komme heute noch zurück.
-MH"

Das hatte er ihm kurz vor seinem Start noch geschrieben, doch er starrte eher auf Gregs Nachricht von gestern. Sein Hoffen auf seine baldige Rückkehr hatte Mycrofts Herz hüpfen und ihn so sehr schmunzeln lassen, dass es ihn schon wieder verwundert hatte. Er seufzte schwer und trank einen Schluck seines Weißweines, den man ihm gebracht hatte.

Mycroft wusste zwar, dass er vor Greg nicht immer so professionell sein musste, aber er war es sein ganzes Leben bei allem und jedem gewesen. Es war schwer, so etwas bei einem neuen Menschen zuzulassen, der nicht Sherlock war. Und selbst bei ihm, hatte er sich immer zur erwachsenen Verantwortung gezwungen. Das alles war nach nur ein paar Wochen Kontakt immer noch sehr gewöhnungsbedürftig.

Er dachte oft an Greg. Er erinnerte sich gerne an ihre Erlebnisse, hatte oft sein Lächeln vor Augen und fing an zu phantasieren. Letzteres war merkwürdig für ihn, denn sonst hatte er immer nur vorausgeplant oder kalkuliert. Zu phantasieren war unwichtig und stopfte unnötig das Gehirn.

Aber jetzt, wo er gerade allein in seinem Flugzeug saß, ihn niemand störte und einmal nichts los war... Da dachte er an Greg, wie er seine Hand damals genommen hätte. Sie hätten sich angesehen und er hätte sich in seinen braunen Augen verloren. Sein Handrücken kribbelte bei der Vorstellung, wie Greg diesen mit seinem Daumen streicheln würde. Und er lächelte, als Greg es ebenso tat.

Mycroft biss sich auf die Unterlippe, um wieder in die Realität zurückzukommen. Er rieb sich seine linke Schläfe, als hoffe er, diese Bilder würden verschwinden.

„Greg, was machen Sie nur mit mir?", seufzte er leise und sah aus dem Fenster des Privatflugzeuges. Draußen wurde es dunkel, er sah eher sich selbst an. Neben ihm saß keiner. Und auch wenn er nach Hause gefahren wurde, würde keiner neben ihm sitzen. Und wenn doch, dann war es nicht Greg.

Dieser war heute bei Mrs. Hudson zu Besuch. Er hatte wieder beim Aufbauen helfen wollen, aber die Jungs waren nicht da. Er bekam stattdessen einen Windelwechsel-Crashkurs und trank mit ihr Tee, als Rosie zufrieden auf dem Boden spielte.

„Es ist eigentlich ganz merkwürdig. Sherlock hatte seit den Ereignissen keinen Fall mehr gehabt. Normalerweise wirkte er dann doch immer auf Entzug, nicht wahr?"

Greg nickte. Es stimmte, er hatte schon seit drei Wochen nichts Neues mehr in Johns Blog gelesen. Trifft sich aber ganz gut, dachte er, denn so konnte er sich sicher sein, dass er nichts verpasste. Aber jetzt, wo sie nicht da waren... Vielleicht konnte er bald wieder was lesen?

„Ich finde ja, mit der Wohnung und der lieben Rosie haben die beiden wirklich genug zu tun. John sagte, nachts würde sie immer mal weinen. Ich mag die Kleine, sie ist ganz zauberhaft", träumte Mrs. Hudson vor sich hin und stand auf, um nach weiteren Keksen zu greifen.

Gregs Handy klingelte verräterisch hüpfend. Er zog es sofort aus der Hosentasche, sah auf sein Display und sofort schoss ein Lächeln auf sein Gesicht. Mycroft würde zurückkommen! Er konnte sich jetzt schon mit ihm im nächsten Café sitzen sehen, wie sie über alles Mögliche sprachen, Kaffee oder Tee tranken und einfach die Zeit gemeinsam genossen...

„Na, wer schreibt Ihnen denn da?", fragte die Vermieterin mit einem Grinsen und vielsagendem Unterton. Der Inspektor sah zu ihr und trank einen weiteren Schluck Tee, um sein bescheuertes Grinsen zu verbergen.

„Kommen Sie schon. Wer ist es?", fragte sie nun doch sichtlich neugierig, als Greg nichts sagte. Er gab sich geschlagen und stellte die Tasse vor sich auf den Tisch.

Nicht so stark - Mystrade FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt