Kapitel 18

290 15 1
                                    


Unruhe von unten weckte mich und ich war nur wenig überrascht darüber, dass ich allein im Bett lag. Ich streckte mich und wollte schon aufstehen, als ich mein Handy auf der Kommode entdeckte. Ich hatte mich so daran gewöhnt keines zu haben, dass ich gestern nicht daran gedacht hatte, mal drauf zu schauen.

Ich nahm es und als ich meinen Bildschirm entsperren wollte, merkte ich, dass es aus war. Ich fummelte in meiner Kommode, holte das Ladekabel und steckte es ein.
Ich wartete noch einen Augenblick, bis es die ersten Prozente hatte, bis ich es einschaltete.

Erst passierte gar nichts, doch dann prasselten die Benachrichtigungen nur so ein. Die meisten waren von meinem Chef, der mir, wie ich bereits vermutete, meine Kündigung über WhatsApp mitteilte. Dann entdeckte ich noch Nachrichten von meinem Vater, der sich nach meinem Wohlergehen erkundigte, sich jedoch nicht zu wundern schien, dass ich mehr als zwei Wochen zum Antworten brauchte.
Dann war da noch Joris. Er hat auch in der Bar gearbeitet und wir hatten uns immer gut verstanden. Er hatte ebenfalls mehrfach geschrieben, angerufen und wie ich in seinen Nachrichten rauslesen konnte, auch bei mir zu Hause geklingelt.
Mich überkam ein schlechtes Gewissen und ich antwortete ihm, dass ich auf einer Reise war, mein Handy dort aber kein Netz hatte, weswegen ich mich nicht melden konnte.

Die Ausrede klang sogar für mich dämlich, doch was Besseres fiel mir im Moment nicht ein. Ich legte mein Handy zur Seite, zog mich um, um nachzusehen, was die da unten trieben und warum sie so unglaublich laut waren, als mein Handyklingelton verdeutlichte, dass ich angerufen werde.

Mir wurde Joris Name angezeigt und ich ging ran.

„Hey.", meldete ich mich schlicht.

„Schön, mal wieder deine Stimme zu hören. Ich dachte schon du wärst tot.", lachte er scherzhaft, doch ich hörte, dass er sich wirklich sorgen gemacht hatte.

„Es tut mir wirklich leid.", entschuldigte ich mich und ich hoffte, er würde das Thema einfach ruhen lassen.

„Schon gut. Doch sag mir bei deiner nächsten Reise vorher Bescheid, ich hätte beinahe die Polizei verständigt."

„Mache ich.", lachte ich etwas verlegen.

„Ich weiß, wie du es wieder gut machen kannst."
Ich hörte an seiner Stimme, dass er breit grinste und ich wusste, dass mich etwas erwartete, wovon ich vermutlich nicht begeistert wäre.

„Und das wäre?", fragte ich vorsichtig nach.

„Frühstücke mit mir. Ich habe gerade Brötchen gekauft und bin nur noch wenige Meter von deinem Haus entfernt."

„WAS?!", rief ich ein wenig zu panisch aus und ich spürte, wie mein Herz viel zu schnell zu pochen begann.
„D-das geht nicht!"

Ich stürzte aus meinem Zimmer und wäre beinahe in Sasha hineingelaufen, die fix und fertig aussah. Ich sah sie einen Moment entsetzt an und vergaß, dass ich jemanden in der Leitung hatte.

„Der Hauptgefreite...", stöhnte sie erschöpft.
„Er hat uns aus dem Bett geworfen und uns zum Putzen verdonnert."

„Hast du Besuch?", hörte ich Joris am Telefon fragen und ich riss mich von Sasha los.

„Ähm... Ja!", antwortete ich wahrheitsgemäß und ich lief mit dem Telefon am Ohr hinunter. Jeder hatte einen Lappen oder einen Besen in der Hand und sie brachten gerade mein Haus auf Hochtouren.

„Hmm...", hörte ich Joris sagen, doch ich hörte nur halb zu, denn ich war abgelenkt von Levis Anblick, der auf allen vieren hockte und meine Fußleisten schrubbte, während er seinen Hintern in meine Richtung reckte.

Mein Hirn verarbeitete die Bilder immer noch, als Joris mir mitteilte, dass er trotzdem kurz kommen wollte, um zu vergewissern, dass ich am Leben sei. Ich hatte es zwar gehört, doch nicht verstanden. Erst als es an der Haustür klingelte, konnte ich meinen Blick von Levi abwenden und automatisch klopfte mein Herz viel schneller, als es sollte. Sodass ich mich nicht rühren konnte.

„Machst du mir auf?", hörte ich Joris am Telefon lachen, doch mein Blick war immer noch auf Levi gerichtet, der mittlerweile aufgestanden war und mich ansah.

„M-moment.", antwortete ich Joris. Ich legte das Gespräch auf, sah nochmal zu Levi, der nichts sagte, jedoch sehr finster dreinblickte.

Ich wusste nicht, wie eifersüchtig Levi war, doch ich glaube kein Mann mochte es seine Freundin mit Joris zu sehen. Er war ein Fuckboy durch und durch. Er sah gut aus und mit seinem Lächeln wickelte er jede Frau um die Finger. Es war häufig vorgekommen, dass er nach Feierabend eine Frau mit nach Hause nahm, jedoch nie die gleich zweimal.
Zwischen uns lief nie etwas, da wir ja Arbeitskollegen waren, doch das konnte Levi ja nicht wissen.


Ich drehte mich von Levi weg, doch ich merkte, wie er mir mit etwas Abstand folgte. Ich öffnete vorsichtig die Haustür und war schon versucht mich rauszuquetschen und die Tür hinter mir zu schließen, doch so würde es für Levi vermutlich erst recht so wirken, als hätte ich etwas zu verheimlichen.

„Du lebst ja tatsächlich noch.", empfing er mich und als er mich anlächelte, konnte ich auch mein Lächeln nicht zurückhalten. Ohne einen Moment zu zögern, schloss er mich in seine Arme und auch ihn umarmte ihn zurück.
„Ich habe mir echt Sorgen gemacht.", flüsterte er in mein Ohr und sofort bekam ich wieder ein schlechtes Gewissen. Ich hatte mich so schlecht gefühlt, dass meine Eltern sich nicht für mich interessierten, dass ich vergessen hatte, dass ich noch andere Menschen in meinem Leben hatte, die sich um mich sorgten.

„Tut mir leid.", flüsterte ich zurück. Dann ließ er mich los und ich lehnte entspannt am Türrahmen, die Tür fiel automatisch zu, doch mit meinem Fuß stoppte ich sie.

„Und du hast die Bude jetzt voll?", lachte er, als er es drin scheppern hörte. Ich sah besorgt rein, was da so laut war, doch ich sah nichts, außer Levi, der immer noch im Flur stand und mich böse ansah. Ich versuchte ihn ein Lächeln zu schenken, doch er ignorierte es einfach.

„Ja.", lachte ich verlegen und ich wollte gerade Fragen, was ich an der Arbeit verpasst hatte, als die Tür aufgerissen wurde und Levi neben mir stand. Seine Hand lag auf meinem Arm und auch, wenn es eine liebevolle Geste sein konnte, drückte er meinen Arm, sodass es echt wehtat, was ich versuchte mir nicht anmerken zu lassen.

„Hallo.!", sagte Joris höflich, stellte sich Levi vor, doch dieser starrte ihn einfach nur an.
„Ich bin ihr Arbeitskollege.", fügte er noch hinzu, damit von Levi irgendeine Reaktion kam, doch die blieb aus.

„Levi.", zischte ich wütend, als er den Druck auf meinem Arm noch verstärkte. Er schien darauf zu reagieren, denn er ließ los und sah mich an.

„Wir haben noch viel zu tun.", sagte er zu mir, warf Joris noch einen abwertenden Blick zu, ehe er einfach umdrehte und wieder zurück ins Haus ging.

„Du hast dir ja einen komischen Vogel geangelt.", nuschelte Joris und beinah hätte ich laut aufgelacht.

„Wenn er gerade kein Arschloch ist, ist er echt nett.", versuchte ich ihn zu verteidigen, was ihn jedoch zum Auflachen brachte.

„Na, wenn du meinst. Ich lass euch mal weiter machen, bei was auch immer."

„Ja, danke."

„Vielleicht können wir ja in Ruhe einen Kaffee trinken.", schlug er vor und ich bejahte. Wir umarmten uns noch mal kurz, ehe er wieder davon ging.

Als ich ins Wohnzimmer kam, hörte ich, wie Levi Armin kritisierte, sodass dieser bereits den Tränen nahe war. Man merkte, dass Levi einfach nur schlechte Laune hatte und ich konnte mir nicht ansehen, dass er es ausgerechnet an Armin ausließ.

„Hör auf, Levi.", funkelte ich ihn böse an, doch er war mindestens genauso wütend.

„Womit?", seine Stimme war eiskalt und beinah hätte ich die Augen verdreht.

„Dich wie das letzte Arschloch zu benehmen und Armin runterzumachen."

Wir funkelten uns eine Weile böse an, bis sich auch Armin einmischte.

„Nein, der Hauptgefreite hat Recht. Ich habe in den Ecken nicht richtig gekehrt!"
Ich ließ meinem Blick von Levi und sah zu Armin.

„Komm mit. Hier gibt es Geräte, die dafür sorgen, dass alles blitzeblank ist. Mit dem Handstaubsauger kannst du die schwierigen Ecken kinderleicht sauber machen."

„Mit dem was-?"

„Zeig ich dir. Da kann selbst euer Hauptgefreiter nicht meckern!"...

Levi x Reader~ Jumper~ // ABGESCHLOSSEN//Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt