Kapitel 19

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Wir putzten noch mehrere Stunden und ich war mir sicher, dass das Haus noch nicht mal nach dem Bau so sauber war.
Ich zeigte ihnen die verschiedenen Reiniger, die es gab und womit es schneller und einfacher ging. Nur Levi und ich ignorierten uns.

Er hatte sich wie ein Vollidiot benommen und das würde ich nicht einfach so hinnehmen.

Nach dem alles reinlich sauber war, blickte ich in den Kühlschrank und wurde erschlagen von dem Gestank verdorbener Lebensmittel. Ich holte mir den Mülleimer und entsorgte alles. Dann band ich den Müllbeutel zu und stellte sie vor die Tür.

„Ich fahre schnell was zu essen kaufen.", rief ich in die Runde, während ich mir meine Jacke anzog. Es war ordentlich kalt geworden und vermutlich würde es bald zu schneien beginnen.

„MIT DEM AUTO?"

„KANN ICH MITKOMMEN?"
Sasha und Hanji riefen beide gleichzeitig und sahen mich erwartungsvoll an.

„Von mir aus.", nuschelte ich und sofort sprangen sie auf, um sich ihre Schuhe anzuziehen. Ich suchte ihnen noch Jacken raus. Wir würden bald shoppen müssen, da sie nicht ständig meine Sachen anziehen konnten. Vor allem, da Armin mit meinen Sachen weiblicher aussah, als er sollte.

Ich nahm mir noch meinen Autoschlüssel und ging hinaus. Bevor ich ins Auto stieg, brachte ich den Müllsack zu den Tonnen und da mir Hanji auf jeden Schritt folgte, erklärte ich ihr unseren Müllsystem, dem sie gebannt lauschte.

Wir setzten uns in die Autos und ich zeigte ihnen, wie sie sich anschnallten. Ich startete den Motor und als dieser zu brummen begann, entwich Hanji ein kleiner Aufschrei, der mich zum Schmunzeln brachte.

Wir fuhren ca. 15 Minuten, bis wir am Supermarkt ankamen. Wir nahmen uns einen Einkaufswagen und als wir den Laden betraten, war es an Sasha, die ihre Freude nicht zügeln konnte.

„SO VIEL ESSEN!"
Sie stürzte sich auf das Obst und Gemüse und ich musste sie aufhalten, sich alles sofort in den Mund zu schieben.

„Wir müssen es erst zahlen!"
Ich nahm ihr eine Banane weg und legte sie in den Wagen.
„Zu Hause kannst du so viel Essen, wie du willst! Ich werde dir ganz viel kaufen."


Ich packte von jedem etwas ein und Sasha fragte mich zu fast allem etwas. Auch Hanji betrachtete alles Mögliche und war begeistert von dem Laden.
Nachdem der Wagen voll war, gingen wir an die Kasse. Es war eine ordentliche Summe, doch wir waren nun mal auch viel mehr Personen.
Wir packten alles in die Tüten und Sasha konnte sich nicht verkneifen, sich eine Bifi in den Mund zu schieben.
„HMM...Das könnt ihr einfach so kaufen?!"

Sie verdrehte genüsslich die Augen und biss direkt noch einmal ab. Ich ließ sie schon einsteigen, während ich noch schnell zum Bäcker ging, um Brot und Brötchen zu kaufen.

Danach fuhren wir wieder nach Hause, wo wir die Einkäufe auspackten und einräumten. Auch Eren und Armin waren überwältigt von der Vielzahl an Lebensmittel und ich bereitete ein Frühstück mit verschiedensten Dingen vor.

Nur Levi wollte nichts essen, sondern nur seinen Tee trinken. Seine schlechte Laune hatte nicht nachgelassen und ich merkte, wie mir beim Kauen der Hunger verging, während bei den anderen eine ausgelassene Stimmung herrschte.

Ein Klingeln ließ uns alle verstummen und als ich mein Handy fand, sah ich den Namen meines Lektoren.

„Hallo?", ging ich höflich dran und ich merkte, wie ich ein wenig nervös wurde, da ich mit meinem Buch vermutlich im Verzug war.

„Ach, schön, dass ich dich erreiche. Ich wollte mal hören, wie es bei dir läuft."
Mein Lektor war ein älterer Mann, namens Günther, der der herzlichste Mann war, den ich kannte, jedoch sollte man es sich mit ihm auch nicht verscherzen.

„Ehrlich gesagt nicht so gut.", sagte ich wahrheitsgemäß und als ich sah, dass alle am Tisch zu mir sahen, verließ ich die Küche und ging rüber ins Wohnzimmer.
Ich erklärte ihm, dass ich eine Auszeit gebraucht hatte und ich deswegen nicht weiterarbeiten konnte.
Er reagierte verständnisvoll, wofür ich ihm wirklich dankbar war. Er schlug vor, dass wir uns treffen könnten, um weiteres zu besprechen.

Ich freute mich darauf. Wir verabredeten uns in einer halben Stunde im nahegelegenen Café und legten auf. Ich holte meine Tasche und packte meinen Laptop ein.

Ich zog meine Jacke über und ging zurück in die Küche, wo mich alle erwartungsvoll ansahen.

„Ich muss arbeiten.", erklärte ich schlicht und ich spürte die Kälte von Levi, die ich ignorierte.
„Bis später."

Ich ging zu dem Café, wo Günther bereits wartete, aber mir bereits meinen Kaffee bestellt hatte, so wie ich ihn mochte.


Wir saßen mehrere Stunden zusammen, hatten uns wieder in mein Buch vertieft und ich hatte viele Ideen, wie ich es weiterschreiben wollte.
Irgendwann verabschiedeten wir uns und hochmotiviert fuhr ich wieder nach Hause.

Im ersten Moment war ich ein wenig irritiert, da es dunkel im Haus war. Doch dann sah ich, wie alle im Garten waren und trainierten.
Um sie nicht zu stören, nahm ich mir meinen Laptop, setzte mich in die Küche und begann zu schreiben.

Ich war so vertieft, dass ich erst merkte, dass sie fertig waren, als Eren völlig erschöpft neben mir auf den Stuhl fiel.
Auch Sasha setzte sich und lehnte sich auf den Tisch.

„Hunger?", fragte ich und sofort antwortete Sasha mit einem grunzenden Geräusch, was mich zum Auflachen brachte. Ich nahm mir mein Handy in die Hand und bestellte in der Pizzeria ein großes Blech für alle. Danach machte ich mich weiter an die Arbeit.

Auch als es an der Tür klingelte, drückte ich Eren einfach das Geld in die Hand, damit er den Pizzaboten bezahlte.
Kaum kam Eren mit dem Essen in die Küche, stürzten sie sich drauf, wie die wilden Tiere. Da ich im Café bereits gegessen hatte, ging ich mit meinem Laptop ins Wohnzimmer und schrieb da weiter.

Ich war in meiner Story vertieft, sodass ich Levi erst bemerkte, als er neben mir anfing zu reden:
„Was sollen wir machen?"

Ich zuckte ein wenig zusammen, sah dann zu ihm auf.

„Was meinst du?"

„Was wir tun sollen? Wir hocken in diesem Haus und haben nichts zu tun."

„Hm...", überlegte ich, doch so wirklich fiel mir nichts ein.
„Ich weiß es nicht.", sagte ich irgendwann.

„Tch.", machte er genervt und setzte sich auf die Sofalehne.
„Bei uns geht vermutlich gerade die Welt unter und wir langweilen uns hier."

„Ach, Verzeihung.", zischte ich und ich konnte mir den ironischen Unterton nicht unterdrücken.
„Muss natürlich schrecklich sein, wenn man nichts zu tun hat."

„Ja. In meiner Heimat sterben Menschen, während ich hier sitze und nichts tue."

„Ich habe mir das doch auch nicht ausgesucht!", ich merkte, wie ich lauter wurde, denn seine Einstellung machte mich unglaublich wütend.

„Dann gib uns etwas zu tun, damit wir nicht das Gefühl haben, nutzlos hier zu sein."

„Was wollt ihr denn machen?"

„Irgendwas!", auch sein Ton wurde lauter, was mich noch rasender machte.
„Ich habe dir auch Aufgaben gegeben, als du bei uns angekommen bist. Diese Welt ist nicht für Leute wie uns gemacht. Wir erfüllen hier keinen Zweck. Du bist ständig beschäftigt mit irgendwelchen Leuten und lässt uns hier allein."

„Ich habe hier meine Arbeit, die hattest du auch, Levi. Du saßt ständig an deinem Schreibtisch, warst verschwunden und ich habe auch nie gefragt, wo und mit wem du warst."

„Zumindest hat sich bei mir niemand an den Hals geschmissen.", murmelte er missmutig und beinahe hätte ich laut aufgelacht.

„Dann hast du wohl noch nie Petra in deiner Nähe gesehen!"

„Was hat Petra damit zu tun?"

Er schien es wirklich nicht zu begreifen und ich merkte, wie mir die Tränen vor Wut aufstiegen.

„Weißt du was, Levi? Du gibst dieser Welt doch noch nicht einmal eine Chance. Du bist hier nun mal nicht der stärkste und furchterregendste auf Erden. Du wärst hier ein einfacher Zivilist, der glücklich sein könnte, aber nein. Stattdessen ziehst du den ganzen Tag schon eine Fresse, als würdest du alles und jeden hassen!"

Wütend klappte ich den Laptop zu und legte ihn an die Seite. Ohne eine Antwort abzuwarten stampfte ich nach oben.
Ich zog mich zügig um und legte mich ins Bett. Ich wollte einfach nur schlafen, doch meine Gedanken kreisten unentwegt und ich kämpfte mit meinen Tränen.

Mir kam der Gedanke heute immer wieder auf, doch ich wollte ihn nicht zu lassen. Levi gehörte nicht in diese Welt, er konnte nichts damit anfangen.
Doch was mich so wütend machte, es probierte es ja noch nicht einmal. Er konnte die Kontrolle nicht abgeben.

Ich wusste nicht, wohin das führen sollte...



Levi x Reader~ Jumper~ // ABGESCHLOSSEN//Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt