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Mit beiden Händen umschließe ich die Tasse und nippe an dem frisch gebrühten Kaffee, der hoffentlich die Reste des Schlafs vertreibt

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Mit beiden Händen umschließe ich die Tasse und nippe an dem frisch gebrühten Kaffee, der hoffentlich die Reste des Schlafs vertreibt.

Halb zehn Uhr morgens.

Ich kann es noch immer nicht fassen, dass ich so lange geschlafen habe. Normalerweise weckt mich meine innere Uhr spätestens um sieben Uhr morgens. Kopfschüttelnd stelle ich mich vor das zur Seite hinausgehende Fenster im Wohnzimmer und schaue zum Nachbargrunstück hinüber. Da ich von keinerlei Lärm geweckt wurde, habe ich die Hoffnung, dass es sich bei den Bewohnern nicht um Party People handelt.

Von hier sieht es so aus, als würden die Leute nach wie vor schlafen oder wären bereits unterwegs. So lobe ich mir das. Ich stelle die Tasse auf dem Sideboard neben dem Fenster ab und ziehe den Knoten des Gürtels des Morgenmantels fester.

Auf einmal blendet mich etwas und ich hebe den Blick, nur um sogleich den Atem anzuhalten. In der ersten Etage wird ein Fenster geöffnet und ein Mann mit halblangen braunen Haaren erscheint im Fensterrahmen. Durch den Balkon, der die gesamte obere Etage umspannt, kann ich nicht viel von ihm erkennen, doch er scheint oberkörperfrei zu sein. Geistesabwesend rücke ich die Brille auf meiner Nase zurecht und schlucke kräftig, als der Fremde plötzlich völlig unerwartet nach draußen tritt, die Hände auf dem Geländer abstützt und den Blick gen Himmel richtet. Und ob er oben ohne ist. Selbst aus der Entfernung kann ich ausmachen, dass seine Brust mit dunklen Haaren überzogen ist. Um Himmels willen, dieser Mann ist vielleicht heiß. Nicht nur sein Körper ist anbetungswürdig, sondern auch sein Gesicht. Nur zu gern möchte ich die Konturen mit den Fingern nachzeichnen.

Vorsichtshalber trete ich einen Schritt zur Seite, damit er mich nicht beim Starren erwischt.

Mit einem Mal ist mir gar nicht mehr kalt, eher im Gegenteil.

Als der heiße Nachbar sich mit einer Hand lässig durch das dichte Haar fährt, kommt ein Seufzen über meine Lippen und ich presse eine Handfläche über mein armes Herz. Warum begegne ich solchen Prachtexemplaren immer in den ungünstigsten Momenten? Es ist gerade mal vier Wochen her, dass ich mich von dem Loser namens Kenneth getrennt habe. Ein Informatiker mit einer Sammelleidenschaft für Comics. Anfangs hatte ich diese Passion noch mit einem Lächeln abgetan, doch schon wenig später merkte ich, dass dieser Comic-Spleen weit mehr als nur ein Hobby ist. Er ist regelrecht besessen davon und stellte diese Obsession über unsere Beziehung, wenn man sie denn überhaupt als solche bezeichnen konnte. Was hatte ich mir nur dabei gedacht, mich auf diesen Deppen einzulassen? Meine Freundin Alice hatte mich eindringlich vor ihm gewarnt. Na ja, aus Fehlern wird man klug oder wie sagt man so schön?

Der heiße Nachbar lässt seinen Blick noch kurz durch die Gegend schweifen und verschwindet anschließend wieder nach drinnen. Wahrscheinlich war es ihm so halbnackt auch einfach zu kalt. Allein wenn ich nur den Schneeberg ansehe, der unsere Grundstücke trennt, dann fange ich erneut an zu zittern. Mich würden keine zehn Pferde dazu bringen, nur in Unterwäsche auf den Balkon zu gehen.

Ice Queen & HeartbreakerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt