»Augen zu, Baby«, sage ich und lasse mich dann mit meiner kostbaren Fracht in den Schneehügel fallen.
Lotta quietscht auf und schreit schließlich, als wir im Schnee landen. Sie strampelt sich von mir weg und gräbt sich so nur noch tiefer in die kalte, weiße Pracht.
»Ich hasse dich, Colin Roberts«, verkündet sie und rollt sich letztendlich auf den Rücken. »Wenn ich mir eine Lungenentzündung hole, wird dich mein Bruder fertig machen.« Schnaubend richtet sie sich auf und schaut auf mich herab. In ihren langen blonden Haaren hängen diverse Schneeflocken und ihre braunen Augen schleudern Blitze in meine Richtung.
Im Gegensatz zu ihr, rühre ich mich keinen Millimeter, beobachte sie einfach nur und kann mir nur mühsam ein Lachen verkneifen, denn die sexy Furie neben mir bietet ein echt witziges Spektakel.
»Warum grinst du so blöd?« Plötzlich stürzt sie sich auf mich und klatscht mir eine Handvoll Schnee mitten auf Mund und Nase. »Ich werde dir dein Grinsen aus dem Gesicht wischen.«
Als ich Luft schnappen will, rutscht mir das gefrorene Wasser in den Mund und ich muss kräftig husten. Na warte, Fräulein. So nicht.
Blitzschnell habe ich sie überrumpelt und throne über ihr, während sie mich aus vor Schreck geweiteten Augen ansieht. »W...as?«
»Fange keine Spielchen an, die du nicht gewinnen kannst, Schätzchen.« Langsam beuge ich mich zu ihr herunter und lege meine Lippen auf ihre. Zuerst versteift sie sich und ihre Handflächen drücken gegen meine Brust, doch dann verschwindet ihr Widerstand und sie ergibt sich mir nur allzu bereitwillig.
Odin, der sich die ganze Zeit nicht einen Millimeter gerührt hat, gibt erst ein jämmerliches Heulen von sich, nur um gleich darauf seinen Kopf zwischen uns zu schieben.
»Du bist eine Spaßbremse«, murmele ich und ziehe mich leicht genervt von Lotta zurück, um dem Elch einen bösen Blick zu zuwerfen. »Siehst du nicht, dass wir gerade beschäftigt sind.«
Der Riese nibbelt kurz an Lottas Kinn und schielt dann zu mir rüber, so als wolle er prüfen, ob weiterhin Gefahr von mir für seine geliebte Freundin ausgeht.
Sehe ich aus, als wäre ich eine Bedrohung für die Eisprinzessin?
Wohl kaum!
Lotta erstickt fast an ihrem Lachenanfall. »O Gott, streitet ihr euch gerade um mich? Das ist irgendwie süß!« Liebevoll streicht sie Odin über den Kopf, der daraufhin die Augen schließt und ein zufriedenes Brummen von sich gibt.
Widerwillig ziehe ich mich weiter zurück und komme wieder auf die Beine. »Streiten würde ich das eher nicht nennen. Scheinbar versuchen wir hier gerade beide unseren Standpunkt klarzumachen und das Riesenbaby hat gewonnen, da er mir nicht nur an Körpergröße, sondern auch an Masse überlegen ist. Ich weiß, wann ich mich geschlagen geben muss.«
So als hätte er mich verstanden, atmet er tief aus, so dass seine Lippen vibrieren, was irgendwie witzig aussieht. Dann richtet sich der Elch ebenfalls auf und kommt direkt auf mich zu. Ehe ich regieren kann, streift sein Maul erst meine Nase und anschließend meinen Mund.
Heilige Scheiße! Hat mich das Vieh eben geküsst?
»Ahhhh ... wo ist mein Telefon?« Lotta hebt das Becken an und zieht ihr Mobiltelefon aus der Gesäßtasche. »Hoffentlich ist es nicht nass geworden. Bleibt so, bewegt euch keinen Millimeter. Das muss ich festhalten.«
Ich bin doch nicht lebensmüde. Stocksteif stehe ich da, unsicher, ob der Elch nicht eventuell mein Gesicht fressen will, wie ich bereits ein vor ein paar Tagen vermutet habe. Das leise Klicken von Lottas Foto-App sorgt dafür, dass Odins Ohren zucken, dann dreht er den Kopf in ihre Richtung und unser intimer Moment ist dahin. Puh!
»Geil! Das Bild kommt an meine Wand«, verkündet sie freudestrahlend und kämpft sich langsam wieder auf die Füße. Kaum das sie sich den Schnee vom Körper geklopft hat, beginnt sie auch schon wie Espenlaub zu zittern. »Ich glaube, ich sollte zu mir gehen und mich umziehen.«
»Bleib«, sage ich sofort und strecke die Arme nach ihr aus. »Mir kommt da eine bessere Idee.«
Zwischen ihren Augenbrauen bildet sich eine steile Falte. »Welche?«
Ich halte ihr eine Hand entgegen, die sie erst misstrauisch mustert, schließlich aber doch ergreift. »Komm mit.« Schnell führe ich sie zurück ins Haus und dann schnurstracks in den Keller.
»Colin ...« Da ihr Chalet identisch zu diesem hier ist, kennt sie den Weg, den ich einschlage. »Was hast du vor?«
»Dich wieder aufwärmen, Baby«, erkläre ich völlig unaufgeregt, obwohl das Herz in meiner Brust gerade einen Salto nach dem anderen schlägt.
»Im Pool?«, fragt sie ungläubig und ich schüttele den Kopf.
»Nein, in der Sauna!«
»Aber ... aber ... ich habe doch gar nichts hier ... also keinen Bikini oder Badeanzug.«
»Normalerweise geht man auch nackt schwitzen, Süße«, provoziere ich sie und zwinkere ihr über die Schulter hinweg zu, »aber da wir noch dabei sind, uns kennenzulernen, gestatte ich dir, dich in ein Handtuch zu hüllen.« An der Indoorsauna angekommen, bleibe ich stehen und drehe mich zu ihr um.
»Wie großmütig von dir.« Sie verschränkt die Arme vor der Oberweite und lässt den Blick durch den Spa-Bereich wandern. »Und was ist, wenn ich ablehne?«
»Dann brichst du mir das Herz, mein Schatz.« Getroffen lege ich beide Hände auf meine Brust und klimpere heftig mit den Wimpern, so wie ein kleines Kind, wenn es etwas von den Eltern unbedingt will.
Lotta legt den Kopf schief und betrachtet mich einen Moment eingehend, ehe sie nachgibt und zustimmt. »Okay, aber ich bestehe auf das größte Tuch, das du im Haus hast.«
»Was immer du verlangst.« Im Vorbeigehen drücke ich ihr einen Kuss auf die Wange und möchte mir am liebsten selbst auf die Schulter klopfen, weil ich sie tatsächlich dazu bewegen konnte, mit mir zu saunieren. Wer hätte das gedacht? Ich nicht, doch es freut mich sehr. »Nicht wegrennen. Ich bin ich gleich wieder da«, rufe ich ihr zu und verlasse kurz den Raum, um zwei Saunatücher zu holen, damit wir uns endlich aufwärmen können, denn inzwischen ist mir ebenfalls kalt.
Innerhalb weniger Minuten bin ich zurück und reiche ihr ein riesiges weißes Badetuch. Für mich habe ich nur ein stinknormales Handtuch mitgebracht, immerhin muss ich nicht allzu viel verdecken. Außerdem würde ich mich nicht schämen, wenn sie mich nackt sieht. Warum auch?
»Während du dich aus den nassen Klamotten schälst, heiße ich schon mal die Sauna an«, schlage ich vor und sie verlässt sofort den Raum. Kurze Zeit später höre ich, wie die Tür des angrenzenden Badezimmers geschlossen wird.
Jetzt wird es ernst!
Benimm dich ja, Colin, erklingt die Stimme meines inneren Monks in meinem Kopf.
Was denkst der denn von mir? Das ich mich gleich auf Lotta stürze, wie ein notgeiler Lüstling? Also bitte! Auch wenn es schwer vorstellbar ist, aber ich habe eine gute Kinderstube genossen und weiß was sich gehört und was nicht. Ich würde niemals über eine Frau gegen ihren Willen herfallen. Intimitäten zwischen zwei Personen müssen immer einvernehmlich sein.
Nachdem ich die Sauna angeheizt habe, streife ich meine eigene feuchte Kleidung ab, wickle mir das Handtuch um die Hüften und setze mich auf die Holzbank. Die Augen richte erwartungsvoll zur Tür und kann es kaum erwarten, gleich Lotta in einem Hauch von nichts zu sehen.
Ob unser tierischer Freund wieder einen Blick riskiert?
Wundern würde es mich nicht, immerhin scheint der sehr, um das Wohl seiner menschlichen Freundin, besorgt zu sein.
Wir werden es sicher bald erfahren!
☆°~♡~°☆
Uhhh ... jetzt legt Colin aber den Turbo ein. 🤭
Ich bin da ganz bei Mr. Roberts. Wehe wenn Odin nicht durchs Fenster schielt. 😂
Mal sehen, was die beiden so in der Sauna treiben. 🙃
DU LIEST GERADE
Ice Queen & Heartbreaker
RomanceLotta Green ist eine erfolgreiche Autorin, die in einem kreativen Loch steckt. Der Urlaub im Mount Washington Alpine Resort soll ihr dabei helfen, den Kopf durchzupusten und ihre Schreibblockade zu überwinden. Und es fängt auch gut an, immerhin beko...