Kapitel 18 - Ahnungslosigkeit

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Sage und Raze stützen mich bis zum Krankenzimmer, wo mich Sage dann verarztet. ,,Dein Knie ist nicht schwer verletzt, es ist eine Schramme, die schnell heilen wird. Warte einen Moment", äußert sie und greift in ihre Tasche. Sie holt eine bläuliche Kugel hervor und auf den anderen Augenblick umgibt mich eine hellblau Sphäre. Alle Wunden verheilen im Nu, doch erschöpft bin ich immer noch. Ich bedanke mich bei ihr und möchte gehen, aber sie hält mich auf. ,,Bitte erzähle uns, was geschehen ist, wenn du wieder fit bist", bittet sie mich, wobei ich ihr zustimme und mich auf den Weg in mein Zimmer mache. Mit totaler Ausgelaugtheit lasse ich mich auf mein Bett fallen und schlafe direkt ein.
Ich wache am Nachmittag wieder auf und fühle mich wie neu geboren. Das tat echt gut. Sage's Heilmittel hat sehr geholfen. Ich gehe duschen und ziehe mich um. Daraufhin schaue ich bei den anderen vorbei. Ich begebe mich zur Kommandozentrale und als ich dort ankomme, ist ziemlich was los. Brimstone läuft wie verrückt quer durch den gesamten Raum und ist sehr gestresst. ,,Wie konnte das passieren. Es war die einzige Möglichkeit, Frieden zwischen den beiden Welten zu schaffen!", klagt er und reibt sich die Auge. ,,Beruhige dich Brim, das Geschehene können wir nun auch nicht ändern", versucht Viper ihn zu beruhigen, die ihn mit verschränkten Armen ansieht. Ohje, wenn Brim so reagiert, ist es vielleicht noch schlimmer als gedacht. ,,Das Vertrauen zwischen unseren beiden Kingdoms ist verflogen und wer weiß, was sie nun anstellen werden. Wir können uns gar nicht vorstellen, wie schlimm ihre Lage aussieht. Diese Situation ist nervenauftreibend." Er sprudelt vor Entsetzten. Das tut mir irgendwie Leid. Ich hätte Chamber aufhalten können, doch ich bin wie ein Weichei weggerannt. Hätte ich ihn davon abbringen können, hätten die anderen jetzt nicht so einen Stress. Einen Augenblick dränge ich alle Gedanken weg und versuche, neuen Mut zu schaffen. Ich darf nicht so denken. Ich habe mein bestes versucht. Ich konnte ihn nicht überzeugen und es ist nicht meine Schuld, dass es dazu kam. Brimstone richtet seine Aufmerksamkeit auf mich und begrüßt mich: ,,Guten Nachmittag Clara, entschuldige mein Verhalten, aber eine Katastrophe hat unsere Pläne zerstört. Ich hörte, du bist gestern total mitgenommen bei uns angekommen. Ich gehe davon aus, dass du im Labor warst und hast sicherlich etwas mitbekommen. Bitte erkläre uns deine Sicht der Dinge." Oh nein, was sage ich ihm nur? ,,Ich, ehm...", fange ich an und bin mir nicht sicher, wie ich es ihnen mitteilen soll. Sie schauen mich erwartungsvoll an. ,,Also, gestern testeten wir den Collider das zweite Mal und stellten fest, dass alles gut lief. Wir waren gerade dabei, Feierabend zu machen, als wir plötzlich eine laute Explosion hörten. Glücklicherweise war ich bereits am Ausgang des Forschungslabors und konnte mich gut retten, aber ich weiß nicht, wie es den anderen ergangen ist. Ich weiß nicht, was diese Explosion ausgelöst hat, aber ich weiß, dass sich dadurch ein riesiger Spalt gebildet hat", erkläre ich und hoffe, dass sie sich damit zufrieden geben. ,,Das ist alles, was ich weiß." Brimstone sieht mich mit einem kritischen Blick an, der aussagt, dass er gerne genaueres wissen würde. ,,Nun, leider ist das nicht mehr, als wir selbst bereits wissen", äußert er. ,,Bist du dir sicher, dass dir nicht noch etwas aufgefallen ist?" Ich überlege nochmal. Ich kann ihnen leider nicht mehr verraten. Bei dem Entschluss schüttele ich meinen Kopf. Er lässt nach und seufzt. ,,Ich danke dir. Zum Glück ist dir nichts schlimmes zugestoßen und du bist eine der Minderheit, die es lebendig raus schaffte." Viper kommt näher zu uns getreten und teilt uns ihre Meinung mit: ,,Also wenn es nach mir geht, vermute ich, dass das nicht einfach ein Unfall war. Jemand versucht, unsere Pläne für Frieden zunichte zu machen." Ihr herabschauender Blick fällt auf mich und ist so durchdringend, als würde sie direkt in meine Seele schauen. Vermutet sie etwas oder misstraut sie mir? Ich will sie wirklich nicht anlügen, aber ich möchte Chamber nicht verraten. ,,Falls deine Vermutung stimmt, handeln wir nun am besten noch vorsichtiger, Viper. Wir müssen uns aber vor allem auf unser eigentliches Ziel konzentrieren. Das heißt, Mirror Earth vor dem Untergang bewahren beziehungsweise sie zu unterstützen und den möglichen Krieg zwischen den Welten verhindern", beschließt er ernst. ,,Wir haben aber gute Aussichten, auf ihre Teleporter zuzugreifen, das wird jedoch eine gefährliche Mission. Viper, du wirst mich begleiten. Clara, du bleibst hier und ruhst dich aus. Wenn wir zurück sind bist du wieder einsatzfähig." Er ist dabei abzumarschieren, ich halte ihn aber ab, indem ich ihm entgegne: ,,Ich werde mit euch kommen und euch unterstützen." Er dreht sich zu mir und verschränkt die Arme. ,,Die Mission ist zu gefährlich. Wir brauchen dich mit deiner gesamten Kraft. Momentan ist das nicht der Fall. Außerdem werden Viper und ich genügen - und jetzt Abmarsch", befehlt er streng und verschwindet. Ich habe ihn noch nie in so schlechter Laune gesehen. Ich wünsche ihnen viel Erfolg bei der Mission. Ich hätte sie gerne begleitet, doch ich möchte Brimstone nicht weiter aufhalten und seinem Befehl folgen.
Zwei Tage vergehen, bis die beiden von ihrer Mission zurückkehren. Doch sie kommen nicht alleine. Als sie wieder da sind, veranlasst Brim gegen Nachmittag eine Versammlung, zu der jeder kommen soll. Ahnungslos, mit welcher Neuigkeit ich überrascht werde, wobei überrascht noch zu untertrieben ist, schockiert passt da eher, betrete ich den Versammlungsraum und muss die Luft anhalten. Auf der anderen Seite des Tisches steht Chamber und tippt auf einem Tablet rum. Sehe ich richtig?! Hier wäre der letzte Ort, wo ich ihn erwartet hätte. Was sucht er denn hier?! Wissen sie von seiner Schuld Bescheid? Ich glaube ich kippe gleich um. Ich versuche, mich zusammenzureißen und die Ruhe zu bewahren. Als er aufsieht und mich erkennt, weiten sich seine Augen, als wäre er ebenfalls überrascht, mich hier zu entdecken, doch er widmet sich schnell wieder seinem Tablet zu. Immer mehr Fragen werden in meinem Kopf aufgeworfen und ich hoffe, er wird sie mir später beantworten. Ich werde ihn konfrontieren, da kann er sich auf was gefasst machen, aber nicht jetzt. Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt. Nachdem endlich alle versammelt sind, leitet Brimstone die Einberufung ein. ,,Wir haben uns heute hier versammelt, um ein neues Mitglied einzuweihen. Begrüßt hiermit: Chamber", verkündet er, aber er klingt damit nicht so zufrieden. Chamber wird von jetzt an hier arbeiten? Das ist die perfekte Möglichkeit, ihn zu befragen, aber wenn Brim sich so unzufrieden anhört, frage ich mich, ob er ihn überhaupt hier haben wollte. ,,Bonjour meine neuen Kameraden. Es ist mir eine Ehre, von heute an mit euch zu kooperieren. Auf eine gute Zusammenarbeit", gibt er von sich und wirkt sehr von sich überzeugt. Mit einem kleinen Lächeln verbeugt er sich leicht und schaut mich daraufhin unauffällig an. Was hat er vor? ,,Bei unserer Mission, auf die Teleporter zuzugreifen und beim Versuch, die andere Welt zu betreten, wurden wir gefangen genommen und waren in einer verzwickten Lage. Chamber schaffte es, uns da raus zu helfen und als Gegenleistung nehmen wir ihn hier auf", erklärt Brim. Ich werfe einen Blick zu Viper, die bei seiner Erklärung angewidert drein schaut, es jedoch versucht, zu unterdrücken. Jetzt ist mir klar: Er wurde nicht freiwillig hier aufgenommen.

A Chamber Lovestory [ger]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt