Kapitel 5 - Intensive Blicke

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Als ich am nächsten Tag mein Auto parken möchte, ist das Parkhaus meiner Arbeitsstelle verriegelt, weshalb ich mir einen Platz außerhalb suchen muss. Ich stelle mein Auto in einer Seitengasse ab und laufe zum Gebäude der Kingdom Company. Doch plötzlich werde ich auf dem Weg aufgehalten. Ein magerer Mann greift sich meine Tasche und probiert zu fliehen. Ich versuche ihn aufzuhalten, indem ich ihn an der Jacke zurückhalte, doch er packt meinen Arm und plötzlich fühle ich enorme Kälte. Vor Schmerz schreie ich auf und der Dieb drückt mich weg, sodass er frei wegrennen kann. Reflexartig wärme ich meinen Arm mit Hilfe meiner Hand und erkenne eine Brandwunde. Das war nicht irgendein Mensch, das war ein Radiant! Der Mann kommt dennoch nicht weit, da ihn eine andere Person greift und zu Boden befördert. ,,Keine Sorge, ich habe alles unter Kontrolle! Die Polizei habe ich auch bereits verständigt", sagt die Frau. Ich gehe auf sie zu und sie reicht mir meine Tasche. ,,Ich danke dir", entgegne ich ihr und sie lächelt. Ich habe sie irgendwo schonmal gesehen. Dann trifft es mich wie ein Blitz. Das ist Killjoy! Wie konnte ich das nicht gleich sehen! ,,Du wolltest sicher zur Arbeit gehen. Lass dich nicht weiter aufhalten, ich regele das schon", versichert sie mir und ich verabschiede mich, nachdem ich ihr nochmal meinen Dank ausgedrückt habe. Bevor ich ins Büro gehe, halte ich noch kurz im Krankenzimmer. Dort versuche ich, die durch die Kälte verbrannte Hautstelle langsam mit warmen Wasser wieder aufzutauen. Danach nehme ich mir eine spezielle Salbe, trage sie auf meine Wunde auf und verbinde sie mit einem Verband. Anschließend begebe ich mich zum Büro. Dort stehen der Chef und Chamber vor meinem Tisch und unterhalten sich fasziniert. Als sie mich entdecken, winken sie mich zu sich. ,,Clara, Chamber hat mir bereits euer tolles Endergebnis präsentiert! Ich bin mehr als zufrieden mit eurer Arbeit!", erzählt der Chef begeistert, ,,Dafür werdet ihr eine Prämie und ein paar Tage Urlaub erhalten." Ich freue mich zwar über die Belohnung, aber noch mehr freue ich mich über den Beitrag, den ich für Kingdom leisten konnte und dass ich endlich meine erste Waffe vollendet habe. Bevor er sich verabschiedet, zählt er viele positive und einzelne negative Kriterien auf, die wir beim nächsten Mal noch berücksichtigen werden. Wir bedanken uns und schauen ihm nach, als er den Raum verlässt. An einem Freitag wie diesen ist im Büro nichts großartiges mehr los. Chamber hat sich in sein eigenes Büro verkrochen, was mich etwas einsam fühlen lässt. Das hasse ich. So will ich eigentlich nicht fühlen, denn ich weiß genau, was das bedeutet. Ich darf mich nicht in ihn verlieben. Er ist mein Arbeitskollege, mein Partner. Außerdem ist er auf einem ganz anderen Niveau als ich, wir passen einfach nicht zusammen. Je mehr ich darüber nachdenke, desto niedergeschlagener werde ich. Doch ich schüttele diese Gedanken ab und konzentriere mich auf die Arbeit. Ich bin dabei, neue Gerätschaften zu entwerfen und ehe ich mich versehe, ist es schon Feierabend. Chamber habe ich seit dem Gespräch mit dem Chef nicht mehr gesehen. Ich hoffe, er vergisst unsere Verabredung morgen nicht, aber das würde ihm nicht ähnlich sehen.
Die Verabredung ist abends, also habe ich genug Zeit, mich fertig zu machen. Da ich ein etwas nobleres Restaurant wählte, muss ich mich auch dementsprechend kleiden. Ich besitze zwei schöne Kleider. Das eine hat ein schönes Kobaltblau, ist eher elegant und passt zu meinen gleichfarbigen Augen. Das andere hat ein kräftiges Rubinrot und ist ein Cocktailkleid mit sexy Touch. Ich entscheide mich für das Zweitere - ich möchte etwas aufreizend auf ihn wirken. Nachdem ich mich geschminkt habe, style ich meine Haare und schon bin ich fertig. Da ich doch etwas schneller bereit bin als gedacht, vertreibe ich mir irgendwie die Zeit, bis ich schlussendlich vor meinem Haus warte. Als wir die Verabredung abmachten, bestand er darauf, mich abzuholen, auch wenn ich selbst fahren kann. Naja, schlimm ist das ja nicht. Ich bin sogar etwas aufgeregt. Dann höre ich ihn von weitem anfahren. Mein Puls beschleunigt sich plötzlich und ich werde noch aufgeregter. Ich kann fast schon nicht mehr ruhig stehen bleiben. Er hält vor mir und steigt aus seinem Auto, um mir dann wieder die Tür aufzuhalten. Doch bevor er dies tut, bleibt er wie eingefroren vor mir stehen und mustert mich von oben bis unten. ,,Superbe...", sagt er mit einem leichtenden Funkeln in den Augen. Er umfasst meine Hand und ich spüre die Wärme, die von ihm ausgeht. Ich merke, wie sich meine Wangen rot färben, je näher er mir kommt und mir fällt auf, wie groß und schlank seine Hände sind, was ich attraktiv finde. Chamber küsst meinen Handrücken und schaut mich dabei intensiv an. Eine elektrisierende Welle überkommt meinen Körper und meine Beine fühlen sich plötzlich wie Pudding an. Mein Blick fällt auf seine lieblichen Lippen. Am liebsten würde ich ihn küssen, aber ich muss mich zusammenreißen. ,,Wollen wir, Mademoiselle?" Er öffnet mir die Tür und lässt mich einsteigen. Er begibt sich auf den Fahrersitz und fährt los. Dabei werde ich sachte in das goldene Leder gepresst. Die Fahrt über schweigen wir. Ab und zu folgen flüchtige Blicke seinerseits, die mich keineswegs stören. Sie sind etwas hoffnungserregend. Wir kommen auf dem Parkplatz des Restaurants an und steigen aus. Fast hätte Chamber vergessen, sein Auto zu verriegeln, als er mich erneut ansieht und ich weise ihn darauf hin: ,,Möchtest du dein teures Stück nicht abschließen?" Er kommt wieder zu sich und macht, was er fast vergessen hätte. ,,Mon Dieu, fast vergessen", bekennt er verwirrt und bietet mir seinen Arm an. Ich hake mich ein und wir begeben uns ins Innere. Das erste, was mir auffällt, ist die Musik, die in einer angenehmen Lautstärke gespielt wird. Es ist Saxophone Jazz, wodurch die Atmosphäre gelassen wirkt. Wir werden von einem Kellner an unseren Tisch geleitet und er gibt uns die Menükarte. Wir bestellen und gönnen uns etwas Wein. Nachdem der Kellner uns einschenkt, stoßen wir an und unterhalten uns. ,,Fährst du in den freien Tagen fort?", fragt er mich. ,,Hm, ich denke, ich werde nicht großartig wegfahren und es mir einfach gemütlich machen", ich pausiere und nehme einen Schluck Wein, ,,Was ist mit dir?" ,,Bei mir ist es nicht anders", antwortet er knapp. Ich gehe nicht weiter darauf ein. Nach einer kurzen Zeit wird uns auch schon unser Essen vorgelegt. ,,Bon appétit", wünscht er mir lächelnd und ich entgegne ihm dasselbe. Schweigend genießen wir die Speisen. Währenddessen denke ich nach. Ich frage mich, ob er neben der Spur war, weil ich mich hübsch gemacht habe? Könnte er mich jetzt auch mehr als nur eine Kollegin sehen oder bilde ich mir das alles nur ein? ,,Clara...", sagt er plötzlich so zärtlich, dass mein Herz geradezu dahin schmilzt. ,,Du bist so atemberaubend, ich kann es nicht in Worte fassen." Wiedermal beginnt mein Herz schnell zu schlagen und mein Atem beschleunigt sich. Da der Tisch nicht sonderlich groß ist, reicht es aus, dass Chamber seine Hand nach mir ausstreckt und eine Strähne hinter mein Ohr streicht. Diese kleine Berührung lässt es überall kribbeln und ich drehe halb durch. Seit wann reagiere ich so extrem? Beruhige dich! Doch egal wie oft ich es mir sage, es ändert nichts. Wortlos und zugleich verlegen schaue ich auf die Seite und warte auf die nächsten Taten. Doch er nimmt seine Hand wieder zurück und schaut mich mit einer Intensivität an, die ich nicht beschreiben kann. Es ist fast so, als würde sein bloßer Blick in mein Herz greifen. Wenn es so weiter geht, platzt es noch. Die Spannung zwischen uns ist enorm, aber auf einer anziehenden, fast schon erotischen Weise. Wie wird der Abend ausgehen?

A Chamber Lovestory [ger]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt