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Wir schlichen uns weiter über die Dächer näher zu unserem Ziel. Kurz vorher, sprang ich vom Dach. Ich drehte mich zu Enzo um. Er hielt sich an der Regenrinne fest und ich hievte seinen baumelden Körper hinunter.

„Du darfst kein Wort sagen.", wies ich Enzo an, während ich mich umsah, ob wir unsere Verfolger wirklich abgehängt hatten.
Wir liefen durch das große Außentor weiter und flüsternd sprach ich weiter zu Enzo:
„Du bleibst in meiner Nähe. Ich weiß nicht, was uns erwartet, aber du bleibst ruhig, verstanden?"

„Was ist eigentlich los?", fragte Enzo und ich merkte, wie verunsichert er war.

„Ich erkläre dir später alles, in Ordnung? Aber erst mal musst du mir vertrauen und tun, was ich sage, verstanden?"
Enzo nickte lediglich und ich nahm seine Hand, die ihm hoffentlich ein wenig halt geben würde.

Wir passierten die Eingangstür und ich hätte am liebsten sofort geflucht, als ich sah, wie viele Soldaten hier in der Halle rumbummelten.
Wir hatten sofort die Aufmerksamkeit aller auf uns und einer der älteren Soldaten rief sofort:
„HIER IST KEIN ORT FÜR ZIVILISTEN!"

Auch die anderen stimmten seinen rufen zu und sagten, dass wir verschwinden sollten, doch dies war keine Option.

„Wie suchen den Hauptgefreiten Levi!", rief ich gegen die Masse. Einige brachen in Gelächter aus, doch ich ignorierte sie.

Einer der Soldaten kam auf uns zu gelaufen. Er blieb vor mir stehen und beugte sich zu mir runter, sodass ich seine Alkoholfahne riechen konnte.

„Ich glaube der Hauptgefreiter hat besserer zutun, als sich mit euch abzugeben. Also verschwindet."
Ich sah auf das Wappen und stellte fest, dass er zur Mauergarnison gehörte. Die Truppe, über die ich am wenigsten wusste.

„Wir können erst gehen, wenn wir mit Levi gesprochen haben.", sagte ich noch einmal mit fester Stimme. Wieder lachten einige, doch der Mann vor mir, schien nur genervt.

Ich dachte darüber nach, dass es möglich war, dass er gar nicht im Hauptquartier war. Normalerweise mied ich dieses Gebäude und versuchte gar nicht erst in die Nähe zu kommen, doch ich hatte nun keine Wahl. Allerdings bedeutete es auch, dass ich keine Ahnung hatte, was dieses Gebäude zu bieten hatte. Wo die Schlaf- und Büroräume waren, wo das Trainingsgelände war oder wo sie aßen. Nichts wusste ich, aber ich hatte nun auch keine Zeit mehr, um das herauszufinden.


„Wenn ihr nicht freiwillig von hier verschwinden wollt, müssen wir euch mit Gewalt rausbringen, das wollt ihr nicht, oder?"

Ich schaffte es nicht zu antworten, da es an der Tür, neben der wir immer noch standen, klopfte. Mein Blick glitt sofort rüber und ich schob Enzo ein stück von der Tür weg. Ich sah wie der Mann der Mauergarnison diese öffnete.
Ich sah nicht, wer da stand, doch ich erkannte die Stimme sofort als eine der Männer, die uns verfolgt hatten.

„Entschuldigen Sie!", hörte ich ihn sagen.
„Meine Frau und mein Sohn sind verschwunden und ich wollte fragen, ob Sie sie gesehen haben?"

Ich sah im Augenwinkel, wie der Soldat seinen Arm hob und auf uns deuten wollte.
Ohne darüber nachzudenken, dass ich im Nachteil war, packte ich den Arm. Ich schleuderte den Soldaten gegen den Mann an der Tür und ich hörte, wie ihre Köpfe aneinander knallten.

Sofort gab es einen riesigen Tumult in der Halle und alle Soldaten kamen auf uns zu gelaufen. Der Soldat und der Mann, die einander gestoßen sind, hielten ihre blutenden Nasen. Ich sah, wie der Mann von dem zweiten von dort weggezogen wurden und sie rannten davon.

Ich wollte Enzo packen und verschwinden, als ich von hinten am Kragen gepackt und durch die Halle gezerrt wurde.

Ich hörte, wie Enzo meinen Namen rief, doch ich deutete ihm, dass er ruhig bleiben sollte.

„Du Flittchen.", knurrte der Soldat, dem ich vermutlich die Nase gebrochen hatte.
„Sag mir endlich, was ihr hier wollt, bevor es richtig ungemütlich wird."

„Ich kann es nur Levi sagen."

Kaum hatte ich zu Ende gesprochen, gab er den anderen Soldaten ein Zeichen. Sofort war ich in Kampfhaltung. Sie rannten auf mich zu. Ich packte den ersten, schleuderte ihn über die Schulter, sodass er auf den Rücken knallte.
Dem nächsten rammte ich meinen Ellbogen ins Gesicht und beim Drehen holte ich mit meinem Bein aus und trat einem der Männer in den Bauch.

Ich hatte schon früh lernen müssen, wie man sich verteidigt und ich war froh, dass auch Enzo sich wehren konnte, denn ich sah kurz, dass er sich mit zwei der Soldaten prügelte.

Ich war einen Moment unachtsam gewesen, als ich etwas Hartes in meinem Bauch spürte. Ich keuchte auf und sah schon, wie eine Faust auf mein Gesicht zuflog. Ich schaffte es im letzten Moment meine Arme schützend davor zu legen, doch der Schlag war so heftig, dass ich einige Schritte nach hinten taumelte.

Ich hatte noch nicht einmal das Gleichgewicht wieder gefunden, als ich einen Tritt in meinem Rücken verspürte, der mich wieder nach vorne beförderte. Ich fing mich mit meinen Händen auf dem Boden auf und wollte wieder aufstehen, als jemand von der Seite nach mir trat. Ich lag auf der Seite und wollte mich sofort wieder aufrappeln, doch ich spürte augenblicklich den nächsten Tritt. Ich schützte meinen Kopf mit meinen Armen, doch auch dort trafen sie mich.

Ich hörte, wie Enzo meinen Namen rief. Ich blinzelte durch die Arme und erkannte, dass auch er am Boden lag. Seine Nase blutete und er hatte Tränen in seinen Augen.

Sein Anblick gab mir neue Energie. Ich umfasste den Fuß, der nach mir treten wollte und zog daran, sodass der Soldat zu Boden ging. Mit meinem Bein holte ich aus und zog den Soldaten in meiner Umgebung den Boden unter den Füßen weg.
Ich nutzte die Unruhe, um mich aufzurappeln. Ich schlang meine Arme um meinen Körper und rannte durch die Masse von Menschen, die sich um mich gebildet hatte.
Einige versuchten nach mir zu greifen, doch die fielen um, wie Dominosteine.

Ich rannte auf einen der Männer zu, die es auf Enzo abgesehen hatte, und legte meinen Arm um seine Kehle. Ich drückte einen Moment zu und spürte, wie er in Ohnmacht fiel. Dem anderen schlug ich ins Gesicht, was ihn nach hinten taumeln ließ.

Ich wollte Enzos Arm greifen. Ich wollte ihn packen und davonlaufen.

Doch ich spürte, wie mir etwas heftig gegen den Hinterkopf geschlagen wurde. Mir wurde sofort schwarz vor Augen.
Ich hörte, wie Enzo meinen Namen rief. Ich drehte mich beim Fallen und als ich für einen kleinen Augenblick klarsehen konnte, erkannte ich den Mann, der am Anfang mit mir gesprochen hatte. Er hatte das Schwert seines 3DM in der Hand und mit dem Griff, hatte er mich geschlagen.

Noch bevor ich zu Boden knallte, wurde es dunkel um mich und ich fiel in Ohnmacht...


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