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Jonas

Ich schrecke auf, als sich wilde Krallen in meinen Arm stoßen. Überrascht blinzle ich den Quälgeist an, der an meinen Schmerz Schuld trägt.

»Was machst du hier drinnen? Hat Ives dich reingelassen?«, frage ich verwirrt und setze mich fast auf die graue Katze. »Warum seid ihr beide hier?«

Seufzend fahre ich mir über das Gesicht, bevor ich laut nach Ives rufe. Es rumpelt, als wäre er vor Schreck aus dem Bett gefallen. Seine Schritte trommeln durch den Gang. Verschlafen kommt er zu uns ins Zimmer.

»Was ist los?«, fragt er und gähnt herzhaft.

»Warum hast du meine Tür offen gelassen?«, frage ich entnervt und zeige auf die Biester, die sich auf mich werfen und wild spielen.

Verwundert sieht er zu der grauen Katze. »Hallo, Bells. Hast du dich schon an die neue Umgebung gewöhnt?«

Es miaut und sieht zu ihm auf, doch als Ives versucht es zu streicheln, versteckt es sich unter meiner Bettdecke.

»Ich glaube, ich mag Bells«, sage ich amüsiert. »Es weiß, dass du ein Idiot bist und lässt sich nicht von der Milch und dem Unterschlupf täuschen.«

»Ich wollte ihn zuerst Jonas 2 nennen, aber das hätte alle verwirrt«, erzählt er mir grinsend und wirft sich, ohne mich zu fragen, zu mir ins Bett. Er zeigt auf das rote Kätzchen. »Und sie wollte ich Jonas 3 nennen.«

Ich verdrehe die Augen. »Ich habe ganz vergessen, dass du so einfallsreich bist.«

»Und ich, wie bezaubernd du am Morgen aussiehst«, trällert er und streicht mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Wie ein Engel.«

»Ich beiß dir gleich die Hand ab«, sage ich bedrohlich und beobachte ihn dabei, wie er sanft die Hand über meinen Arm wandern lässt, bis sie sich schließlich auf meine legt. Er verknotet unsere Finger miteinander. »Was machst du da?«

»Nichts. Wieso?«, fragt er mich dümmlich grinsend. Er streicht mit seinem Daumen meinen Handrücken. Sanft, fast lieblich darauf bedacht mich nicht zu verletzen und die Grenze nicht zu weit zu übertreten, fährt er über meine trockene Haut.

Ich entziehe ihm meine Hand. Ein warmes, prickelndes Gefühl bleibt zurück. Ich möchte es nicht zugeben, aber es fühlt sich gut an. Vielleicht hat Nessa Recht. Ich fühle mich einsam. Ich fühle mich allein gelassen. Genau deswegen habe ich gerade auch seine Berührung genossen.

»Was gibt's zum Frühstück?«, fragt mich Ives und löst damit die unangenehme Stimmung zwischen uns. »Wenn du jetzt wieder mit Ramen antwortest, kotze ich dir auf den Schoß!«

»Tue das und ich du darfst meine Bettwäsche mit deiner Zahnbürste reinigen!« Ich stecke mein Handy ab und mustere den Bildschirm. Drei verpasste Anrufe von meiner Mutter. Ich wische die Benachrichtung zur Seite und gehe meinen Instagramfeed durch. »Ich dachte an Tee und Butterbrot.«

Im Augenwinkel sehe ich, wie er die Augen verdreht. Er wälzt sich aus dem Bett. »Okay, mach du Butterbrote für die Jause. Ich mach' uns Frühstück.«

»Oder ich bleibe liegen und du machst die ganze Arbeit«, sage ich gähnend und versuche die Katzen von mir zu bekommen. Bells werde ich dabei zwar los, weil sich dieser lieber auf mein Kissen legt, aber Jingle findet es wohl zu gemütlich, auf mir liegen zu bleiben.

Ein in Karamell getauchter BackenzahnWo Geschichten leben. Entdecke jetzt