Ives
Sein Shirt und die Bettdecke hat sich verschoben und entblößt seinen schönen Rücken. Seine Muskeln spannen sich an und seine Wirbelsäule steht heraus. Ich strecke meine Hand aus, um ihn zu berühren, doch lasse sie dann schlapp auf die Matraze fallen.
Mein Herz klopft laut, sodass ich seine Worte fast gar nicht gehört hätte. Dabei sind diese so eindeutig, dass es mir schwer fällt, sie zu ignorieren.
»Hast du mich gerade eine Hure genannt?«, frage ich belustigt und mustere seine Unterwäsche. Sie ist pechschwarz und schmiegt sich an seine vollen Pobacken.
Ich müsste nur meine Hand wieder heben und sie auf seinem Hintern platzieren. Das ginge aber zu weit. Davon mal abgesehen, dass das sexuelle Belästigung wäre, würde ich nicht mehr hier liegen können und würde wahrscheinlich eine heftige Watschen bekommen.
»Streitest du es ab?«, fragt er mich und gähnt erschöpft.
Ich wollte ihn eigentlich nicht wecken. Ich konnte nur nicht meine Finger bei mir behalten und habe ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht gestrichen. Ich habe nicht damit gerechnet, dass er deswegen aufwacht. Sonst schläft er immer so tief, dass ihn sogar der Feueralarm nicht wecken könnte.
Ich hebe lachend die Arme, als würde ich mich ergeben, auch wenn er es gar nicht sieht. Er ist viel zu sehr damit beschäftigt, mich auszublenden. Fast schon sieht es aus, als würde we sich mit einem Geist unterhalten. »Ich? Niemals. Ich bin stolz auf meinen Bodycount.«
Nicht wirklich, aber das muss er nicht unbedingt wissen. An die meisten Gesichter kann ich mich gar nicht mehr erinnern. Ich weiß, dass sie alle blond und ziemlich schlank waren. Und auch wenn ihre Augen blau waren, waren sie nie blau genug. Sie hatten nie den genau richtigen Ton.
Jonas dreht sich auf die andere Seite. Zwei Saphire sehen mich prüfend an. Seine schmalen Lippen sind zu einem Strich gepresst. Wie immer saugt er seine angeknapperte Unterlippe ein und denkt über meine Worte nach.
»Du bist echt stolz darauf? Wow und ich dachte, du könntest nicht unausstehlicher werden«, sagt er genervt.
Er verdreht die Augen und sieht dann hinunter auf seine Hände. Diese futzeln an der Bettdecke, damit er unter diese hervorkriechen kann. Seine pechschwarzen, dicken Wimpern verdecken mir die Sicht auf seine Augen.
»Du siehst scharf aus, wenn du sauer auf mich bist«, provoziere ich ihn. Er sieht gut aus, wenn er wütend auf mich ist. Ihn wütend zu machen, dauert meist nicht sehr lang und ist auch nicht mühselig. Sobald er mein Gesicht sieht, ist er schlecht drauf.
Ich hätte nichts dagegen, wenn er mal wegen mir lachen würde, so wie er es bei Ronny und Nessa tut. Ich würde auch nicht Nein zu den Blicken sagen, die er seinen Exfreunden immer zugeworfen hat, aber man kann sich eben nicht alles wünschen.
»Klappe oder ich lasse dich verhungern«, faucht er mich an, bevor er aufsteht. Er hebt seine Jogginghose vom Boden auf und zieht sich diese an. Da es sehr frisch ist, zieht er sich auch einen Hoodie über den Kopf.
»Ist das meiner?«, frage ich verwirrt und zeige auf das Drachenmuster auf seiner Brust. Ich habe genau den Gleichen aus Japan mitgebracht. Ich wusste gar nicht, dass man ihn auch hier kaufen kann.
Jonas sieht hinunter auf seinen Hoodie. Er zieht an dem Stoff und riecht prüfend an dem Kragen. »Den habe ich mir von Ronny geborgt.«
»Das ist meiner«, sage ich laut und erhebe mich ebenfalls. Er sieht umwerfend in meinen Klamotten aus. »Ronny der Arsch stiehlt immer noch von mir, auch wenn ich ihm es strengstens untersagt habe.«
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Ein in Karamell getauchter Backenzahn
Narrativa generaleNachdem Jonas 21 kathastrophale Weihnachtsfeiern hinter sich hat, entschließt er sich dazu, es dieses Jahr ganz einfach mal ausfallen zu lassen und die Feiertage alleine zu verbringen. Doch sein Plan geht nach hinten los, als Zahnarztstudent Ives si...