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Ives

Jonas sabbert auf meine Hose. Eine kleine Lacke bildet sich auf dem dünnen Stoff und hinterlässt dort einen immer größer werdenden Fleck. Ich traue mich nicht, Jonas anzufassen oder mich zu bewegen. Ich habe zu große Angst, er würde davon aufwachen.

Ich bleibe ruhig sitzen, obwohl mein Rücken schmerzt und meine beiden Beine bereits eingeschlafen sind. Ich sehe auf ihn nieder. Ich fühle mich nicht wie ein Stalker, dennoch bemerke ich, wie seltsam diese Situation für ihn aussehen müsse, wenn er jetzt aufwachen würde.

Ich greife zu meinem Handy und schieße ein Foto. Ich schicke es Nessa. Vielleicht bin ich ja doch genug schreibe ich darunter.

Eine Antwort kommt schneller als gedacht. Wag es nicht, du Ekelpacket! Ich seufze lautlos und versuche so leise wie möglich auf meinen Bildschirm zu tippen, damit ihm das Geräusch meiner auf dem Gals trommelten Finger nicht weckt.

Warum bist du noch wach? Es ist eine nichts aussagende Nachricht, die sie wahrscheinlich rasend vor Wut macht. Ich habe einfach so das Thema gewechselt.

Ich wusste, dass du etwas im Schilde führst, deswegen konnte ich kein Auge schließen. Ich kann mir ihren wütenden Gesichtsausdruck vorstellen. Ebenfalls wie Ronny müde das Gesicht aus dem Polster hebt und sie fragt, was sie da tut. Sie schaltet nie ihr Handy auf Stumm, weswegen die Lautstärke ihrer Tipperei sogar einen Tiefschläfer aus seinen Träumen reißen könnte. Fast schon habe ich Angst, Jonas könnte ihr Tippen hören, doch das ist lächerlich.

Jonas hat mir heute gesagt, ich soll meine Chance nicht verpassen. Wahrscheinlich ist das wirklich die einzige, die ich jemals haben werde. Er feiert mit mir Weihnachten. Ich werde ihn auf ein Date ausführen, ob du willst oder nicht. Das, was du tust, ist Kinderkacke.

Es wird mir eine ganze Weile angezeigt, dass sie mir schreibt. Nach zehn Minuten lege ich das Handy zur Seite und lehne mich zurück. Ich schließe die Augen, um sie kurz zu entspannen, doch merke nicht, wie ich selbst in den Schlaf gleite.

🎄

»Ahhh!«

Ich presse die Augen fest zusammen, als alles hinter meinen Lidern rot wird. Ich knurre erschöpft, »Schalt das Scheißlicht aus!«

»Ives! Ives!«, brüllt Jonas immer wieder hysterisch nach mir.

Ich wälze mich auf die andere Seite und drücke mein Gesicht in die Rückenlehne des Sofas. »Ich schlafe. Gönn mir bitte meinen Schönheitsschlaf. Ich war die letzten Tage viel zu oft viel zu lange wach.«

Etwas ruckelt an mir. Ein ganzer Körper wirft sich auf mich und ein Ellbogen wird mir ins Gesicht geschlagen.

»Die Lichterketten sind an. Die Scheißlichterketten an den Fenstern sind an«, brüllt er und schlägt mir ein weiteres Mal ins Gesicht.

Ich drehe mich brummend auf den Rücken und packe Jonas an den Armen, bevor ich entnervt die Augen öffne. Ich möchte gerade zu einer Schimpfparade ansetzen, da fällt mein Blick auf sein strahlendes Gesicht.

Ich blinzle ein paar Mal und bin kurz davor, mich zu kneifen, da das nur ein Traum sein kann, als ich hinter ihn sehe und die leuchtenden Tiere in Augenschein nehme.

»Was? Ich dachte, die sind kaputt«, murmle ich verstört. Halb verschlafen setze ich mich auf und zwinge ihn damit, es sich auf meinem Schoß bequem zu machen. Ich mustere das Rentier und das dazugehörige Kabel, welches lose in der Luft hängt. »Heilige Scheiße.«

Er bemerkt nicht, warum ich diese Situation nicht nur eigenartig sondern auch gruselig finde. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob er meine Reaktion überhaupt mitbekommen hat. Er ist viel zu sehr abgelenkt von den Leuchtfiguren.

Ein in Karamell getauchter BackenzahnWo Geschichten leben. Entdecke jetzt