„Alle Mann aufwachen! Das Essen ist da, es gibt Schinkenbrote und Schokocroissants!", durchbrach Leos Stimme die Stille der müden Wiese. Das Sonnenlicht fiel auf ihr Gesicht nieder und kitzelte sie vollständig wach. Die Morgendämmerung kündigte einen neuen Tag an. Einen Tag, der wie jeder andere war und sich doch unterschied. Die Umgebung war zweifellos schön. Und doch bevorzugte sie es nun viel mehr, jeden Morgen zu Hause zu erwachen.
Schnell verließen die Jüngsten ihre Schlafplätze, hopsten wie kleine Hasen zum Postkasten dahin. Anuk folgte ihrem Beispiel, denn auch sie bekam mit jeder Sekunde die Leere in ihrem Magen deutlicher zu spüren.
Der gelbe Kasten. Auch davon wurde ihr bereits erzählt. Es war dasselbe Prinzip wie das mit dem Zimmer. Gewisse „Obere" schickten ihnen jeden Tag morgens und abends Essen durch den gelben Kasten, als würde dies alles wiedergutmachen, was sie ihnen angetan hatten.
„Langsamer, es ist für jeden was da!", ermahnte Leo die drängelnden Jüngeren, die sich wie Kleinkinder aufführten. Sie schienen keine Geduld zu kennen, denn sie stürzten sich auf das Frühstück wie hungrige Hyänen auf ihre Beute.
Schon bald bekam auch Anuk ein Brot in die Hand gedrückt und als sie ein Stück davon kostete, war sie überwältigt davon, wie gut es schmeckte. Sie hatte selten gehungert, doch die Nahrung war übel gewesen, als sie erst auf der Zunge gelegen hatte, und das Menü hatte nicht gerade mit seiner Vielfältigkeit geglänzt. Es war immer genug da gewesen, um sich am Leben zu halten, aber zu wenig, um sich lebendig zu fühlen. Um wirklich einmal richtig satt zu sein.
„Shaik oder? Wie war die erste Nacht?" Sie zuckte, als Kjelds sanfte Stimme direkt neben ihr ertönte. Anuks Atem beschleunigte sich und sie spürte, wie ihre Wangen förmlich aufglühten. Im Mund wurde es trocken. Sie wollte im Moment nichts anderes, als so weit weg von ihm zu sein und gleichzeitig so nah wie möglich.
Sie hasste diese Wirkung, die Kjeld auf sie hatte. Sie hasste es, von etwas abhängig zu sein.
„Es war schon okay", erwiderte sie flüsternd. Er fuhr sich durch die schulterlangen Haare, die im Sonnenlicht besonders seidig glänzten. Wie betäubt erstarrte Anuk bei seiner Geste. Sie schluckte hart und erkannte im nächsten Moment, dass sie sich lieber in den Griff bekommen sollte. Doch ihr Kopf war wie leergefegt. Dort befand sich nur ein einziger Gedanke und nur ein Name.
„Hast du etwas vor für heute Nachmittag? Wir könnten etwas zusammen unternehmen." Die Frage brachte sie noch mehr aus der Fassung, als sie ohnehin schon war.
„Nein ... Ja, doch. Ich denke schon. Ich habe dich gestern Schach spielen sehen. Wie wäre es mit einer Partie?", schlug sie schnell vor, noch bevor ihr Verstand sie davon abhalten konnte.
Plötzlich wechselte sich die Stimmung. Kjelds Augen erfüllten sich mit eiserner Kälte. Sie wurden grau, wie zwei leblose Steine, ohne Gnade, ohne den Glanz, den sie noch vor Kurzem ausgestrahlt hatten. Diese Augen musterten genauestens ihre Gesichtszüge und schauten auf, nein, in ihre Augen hinein, als wären diese eine Tür in ihre Gedanken, in ihr armes Herz, das jeden Moment vor Schreck zu stoppen drohte. Dann lächelte er. Es war kein offenes Lächeln sowie letztes Mal, sondern eher ein Auslachen. Er zwinkerte ihr spielerisch zu, ehe er dann zur Rede kam.
„Und du meinst Schach spielen zu können? Gegen mich ankommen zu können?" Er schien amüsiert zu sein, während Anuks eigene Laune sich in eine tiefe Schlucht zurückzog. Sie hätte mit allem gerechnet, nur nicht mit dem. Kjeld nahm sie auf einmal nicht mehr ernst. Vielleicht kamen ihm keine guten Erinnerungen, wenn er an das Brettspiel dachte? Sie wusste wie es war, unerwartet und eiskalt von seinen eigenen Gedanken erwischt zu werden.
„Es ist schon gut, ich wollte eh noch ..."
„Nein, nein. Du könntest es versuchen. Man sieht es mir vielleicht nicht an, doch ich schaue gerne meinen Gegnern beim Scheitern zu. Du könntest es aber auch jetzt, nicht erst am Nachmittag hinter dich bringen", sagte er und führte sie zu seinem Heuhafen hin, zog sein Schachbrett zu sich, so schnell und heimlich, dass Anuk den Eindruck bekam, er hätte es aus der Luft gezaubert.
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𝐓𝐡𝐞 𝐏𝐞𝐫𝐟𝐞𝐜𝐭 𝐖𝐨𝐫𝐥𝐝
Fantasy𝐄𝐢𝐧𝐞 𝐩𝐞𝐫𝐟𝐞𝐤𝐭𝐞 𝐖𝐞𝐥𝐭 𝐯𝐨𝐥𝐥𝐞𝐫 𝐋𝐮̈𝐠𝐞𝐧 𝐮𝐧𝐝 𝐀𝐧𝐠𝐬𝐭. 𝐄𝐢𝐧𝐞 𝐳𝐰𝐚𝐧𝐠𝐡𝐚𝐟𝐭𝐞 𝐖𝐚𝐡𝐥 𝐨𝐡𝐧𝐞 𝐫𝐢𝐜𝐡𝐭𝐢𝐠𝐞 𝐄𝐧𝐭𝐬𝐜𝐡𝐞𝐢𝐝𝐮𝐧𝐠. 𝐕𝐢𝐞𝐫𝐳𝐞𝐡𝐧 𝐊𝐢𝐧𝐝𝐞𝐫 𝐚𝐮𝐟 𝐝𝐞𝐫 𝐒𝐮𝐜𝐡𝐞 𝐧𝐚𝐜𝐡 𝐞𝐢𝐧𝐞𝐦 𝐍𝐚...