Kapitel 11 - Der Angriff

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„Mädchen, steht auf!" Erschrocken zuckte ich nach oben und landete im nächsten Moment auf dem Boden neben meinem Bett. „Was ist denn los?", gähnte Ginny, doch ich war durch Mr Weasleys Schrei hellwach. Fast sofort bemerkte ich, dass etwas nicht stimmen konnte. Der Singsang von vorhin hatte sich in ängstliche Schreie verwandelt und lautes Fußgetrappel zog an unserem Zelt vorbei. „Raus, schnell! Beeilt euch, Kinder! Schnell, zieht nur einen Mantel über!" Hastig rappelte ich mich wieder vom Boden auf und warf mir meine Strickjacke über mein T-Shirt. Hermine stürzte übereilt zu ihrem Mantel und verhedderte sich dabei in der Bettdecke. Ich fing sie auf und sie strampelte sich aus der Decke frei. Dann warf sie sich ihren Mantel um die Schultern. Mr Weasley hatte unterdessen Ginny aus dem Bett gezerrt und ihr ihre Jacke übergelegt. „Kommt, schnell!" Das einzige, was Hermine und Ginny noch mitnahmen, waren ihre Zauberstäbe. „Raus aus dem Zelt. Dort stehen auch die Jungs." Schnell verließen wir das Zelt und blickten uns nach den Jungen um.

„Da sind sie!", erkannte ich und lief sofort zu Harry, Ron und den Zwillingen. Hermine, Ginny und Mr Weasley folgten mir. Ginny klammerte sich sofort ängstlich an ihre Brüder. Ich drehte mich in die Richtung, in die die vier blickten. Eine Gruppe maskierter Zauberer marschierte über den Zeltplatz und riss dabei jedes Zelt um. Über der Menge schwebten vier Gestalten und nach genauerem Hinsehen erkannte ich in einen von ihnen den Platzaufseher. Ich schluckte schwer. Was war hier los? Bill, Charlie und Percy kamen aus dem Zelt neben uns und lenkten meinen Blick auf sie. Die drei hatten ihre Ärmel hochgerollt und ihre Zauberstäbe gezückt. „Wir helfen den Ministeriumsleuten. Und ihr - verschwindet in den Wald und bleibt zusammen. Ich hol euch wieder, wenn wir mit diesem Schlamassel fertig sind", sagte Mr Weasley und krempelte seine Ärmel ebenfalls hoch. „Passt auf euch auf!", rief ich den vier hinterher, als sie losliefen. Ginny hinter mir schluchzte auf und ich drehte mich zu ihr. „Ginny, alles wird gut. Die vier können auf sich aufpassen", versuchte Hermine sie zu beruhigen. „Schnell, wir müssen weg hier", sagte Fred und nahm seine Schwester am Arm. Ohne Umschweife zog er sie in den Wald. George griff sich meine Hand. „Wir wollen dich ja nicht verlieren", kommentierte er und folgte seinem Zwilling eilig. Auch Hermine, Harry und Ron eilten uns hinterher.

Am Waldrand angekommen, stoppten wir noch einmal kurz und blickten zurück, doch an dem Bild von vorhin hatte sich bisher nichts verändert, außer, dass nun ein paar mehr Ministeriumsleute anwesend waren. „Kommt, weiter", sagte dieses Mal George und zog mich weiter in den Wald. „Ginny, nimm Georges Hand, damit wir ihn nicht verlieren", sagte Fred. Das war eine gute Idee, denn je tiefer wir in den Wald kamen, desto düsterer wurde es. Das laute Weinen von irgendwelchen Leute, die angsterfüllten Schreie und die panischen Rufe machten das Ganze nicht besser und ich drückte mich fester an George. „Keine Sorge, dir passiert nichts", versicherte der Junge mir. „Hey, ich bin mächtiger als alle anderen hier, ich mache mir keine Sorgen um mich", versuchte ich mir selbst Mut zuzusprechen. George lachte trotz der Situation kurz auf. „Na dann ist ja gut, dass wir dich unbekannte Berühmtheit bei uns haben." „Mir ist kalt", sagte Ginny am anderen Ende unserer Reihe. „Hier, du kannst meine Strickjacke unter deinen Mantel ziehen. Ich friere nicht so schnell und habe die Binde zum Schlafen nicht abgenommen", meinte ich und wollte meine Jacke ausziehen, aber George hielt mich auf. „Du wirst dir eine Erkältung holen. Jeder behält seine Jacke an. Ginny, da musst du jetzt durch", bestimmte er.

Seufzend drehte ich mich um und bleib sofort stehen. „Flora, was soll denn das?", fragte George, der durch den Ruck gestolpert war. „Warum bleiben wir stehen?", fragte Ginny. „Harry, Ron und Hermine", sagte ich. „Was ist mit denen?", wollte Fred wissen und drehte sich jetzt auch um. Er stockte. „Sie sind weg", stellte ich das Offensichtliche fest. Um uns herum tummelten sich jede Menge Hexen und Zauberer, aber von dem Trio fehlte jede Spur. „Verflucht! Das darf doch nicht wahr sein!", fluchte George. „Ich geh sie suchen." „Nein, bleib hier!", rief Ginny und klammerte sich an Georges freie Hand. „Ginny hat recht. Bei den vielen Menschen findest du sie niemals. Ihnen wird schon nichts passieren, sie wurden wahrscheinlich einfach nur auf einen anderen Weg gedrängt. Sobald das hier vorbei ist, suchen wir sie zusammen mit eurem Vater und euren Brüdern", meinte ich. George seufzte. „Na gut. Dann bleiben wir aber genau hier. Ich würde sagen, wir sind weit genug aus dem Gefahrenbereich weg. Aber die anderen werden uns hier auch finden können."

Merlins Erbin - Willkommen in der Welt der Hexen und Zauberer Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt