Kapitel 53 - Die ganze Welt wartet auf den Erben

181 8 2
                                    

Die nächsten Tage vergingen ohne besondere Vorkommnisse. Binns ließ uns erneut einen Aufsatz über die Koboldaufstände im 18. Jahrhundert schreiben, wobei er die alten immer noch nicht einsammelte. Bei Snape erforschten wir weiter Gegengifte. Dabei schaffte es Neville ein weiteres Mal seinen Kessel zu schmelzen, sodass Snape uns allen drohte, er würde irgendein Gift in unser Frühstück schmuggeln, damit wir unsere Gegengifte austesten konnten. Bei dieser Aussage war ich mir nicht einmal sicher, ob er das ernst meinte oder nicht. Zutrauen würde ich es ihm schon fast, aber es war sicherlich verboten. Am Mittwochmittag in der Mittagspause brachte es Ron dann auch über sich, sich bei mir zu entschuldigen. Zwar glaubte ich ihm seine Entschuldigung nicht ganz – er sah nämlich sehr gezwungen aus und Harry und Hermine standen währenddessen wie Wächter hinter ihm – doch immerhin war diese unangenehme Stille zwischen uns allen beendet und ich setzte mich beim Essen auch wieder zu dem Trio.

Der Donnerstag begann also dementsprechend entspannt. Das änderte sich aber relativ schnell wieder, als uns McGonagall in Verwandlung einen zusätzlichen Aufsatz zu der Hausaufgabe gestern aufbürdete. Meine Mitschüler stöhnten lautstark und auch ich konnte mir ein Seufzen nicht verkneifen. Das war wirklich ein Unterschied zu einer normalen Schule. Die Hausarbeiten erforderten viel mehr Zeit und Aufwand. „Für Sie beginnt jetzt eine besonders wichtige Zeit in Ihrer Ausbildung als Zauberer!“, rief McGonagall laut und wir alle verstummten. „Ihre Prüfungen für die ZAGs stehen bevor…“ „Wir kriegen die ZAGs doch erst im fünften Jahr“, unterbrach Dean die Lehrerin und wurde darauf scharf angesehen. „Das mag sein, Thomas, aber glauben Sie mir, Sie brauchen alle Vorbereitung, die Sie bekommen können. Miss Dawson und Miss Granger sind bis heute die Einzigen in der Klasse, die es schaffen, einen Igel in ein gewöhnliches Nadelkissen zu verwandeln. Darf ich Sie daran erinnern, Thomas, dass Ihr Kissen sich immer noch vor Angst zusammenrollt, wenn sich jemand mit einer Nadel nähert!“ Ich schielte zu Hermine, die rosa angelaufen war, und auch meine Wangen wurden warm, als die Hälfte der Klasse sich zu uns umdrehte. Dementsprechend froh war ich, als wir endlich aus dem Klassenzimmer gehen konnten und ich mich danach in meiner Freistunde in meinem Schlafsaal zurückziehen konnte. Ich schnappte mir das Buch über Merlin und begann zu lesen.

Wenige Jahre nach Merlins Erscheinen erhob sich ein weiteres Mitglied der Zauberergemeinschaft in der Welt der Muggel. Die Hexe wird unter den Muggeln oft als Morgana bezeichnet, ob dieser jedoch ihr wahrer Name ist, wird wohl niemand erfahren. Anders als Merlin wollte Morgana die Muggel unterwerfen und säte Angst und Schrecken. Bald schon waren auch andere Zauberer und Hexen betroffen. Merlin erschuf darauf ein mächtiges Schwert, das er König Arthus zum Geschenk machte, damit dieser ihm im Kampf gegen die Hexe zur Seite stand. Der Verlauf jenen Kampfes ist unklar. Gewiss ist nur, dass die Hexe danach nie wieder in Erscheinung trat. Das Schwert gab Arthus Merlin zurück. Auch dessen Verbleib ist unklar. Gerüchten zufolge versteckte Merlin es, auf dass es nur von seinem rechtmäßigen Erben gefunden werden könne. In die Zeit nach dem Kampf fällt auch Merlins große Prophezeiung über seinen Erben.

~ Wenn Dunkelheit sich über England sammelt, wenn das Böse zum zweiten Mal erstarkt, wenn Nichtsahnende die Augen verschließen und niemand etwas ahnt, dann kehre meine Macht zurück und nehme Einzug in eines Menschen reine Seele. Dann wird mein Erbe die Macht besitzen und wer immer über ihn gebietet, wird die ganze Welt besitzen. ~

Nach dieser Zeit rückte Merlins Handeln etwas in den Hintergrund. Er unternahm nicht mehr so viele Reisen und auch seine Wundertaten nahmen ab, bis er schließlich ganz von der Bildfläche verschwand. Die Muggel dachten daraufhin, er wäre zu einem Gott aufgestiegen und würde aus seinem Reich über sie wachen. Über die Jahrzehnte ist Merlin bei ihnen jedoch immer weiter in Vergessenheit geraten und gilt heute nur noch als Märchen. In der Zauberergemeinschaft gehen die Meinungen auseinander. Einige glauben, Merlin lebe noch immer und verstecke sich nur vor der Außenwelt. Andere teilen die Meinung der damaligen Muggel und glauben, Merlin sei zum Gott geworden. Und wieder andere denken, er sei einfach nur gestorben und von den damaligen Hexen und Zauberern an einem unbekannten Ort begraben worden. Merlins Grab wird bis heute auf der ganzen Welt von vielen Hexen und Zauberern gesucht, konnte aber bis jetzt noch nicht gefunden werden.

Klar ist, dass Merlin der größte Zauberer seiner Zeit war und auch noch bis heute als größter Zauberer aller Zeiten gilt. Durch ihn entwickelte sich die Zauberergemeinschaft weiter und sein Vermächtnis wirkt bis heute. Nun wartet die ganze Welt auf seinen Erben und auf dessen große Taten.

Das Buch war zu Ende. Die ganze Welt wartete auf meine großen Taten? Aber ich war doch nur eine einfache Schülerin! Ich konnte noch gar keine großen Taten vollbringen! Oder dachten die Zauberer, dass Merlins Macht in einen älteren Zauberer einkehren würde, der schon viel Erfahrung besaß? Seufzend schlug ich das Buch zu und beschloss, es noch vor dem Mittagessen zurück in die Bibliothek zu bringen. Madam Pince nahm es mit einem finsteren Blick an und prüfte es auf Einband und Reinheit, bis sie mich schließlich nach fünf Minuten mit einer Handbewegung entließ. Beim Mittagessen schwärmte Hermine von ihrer Arithmantik Stunde, wobei ich aber kein Wort verstand und Ron wohl auf Durchzug schaltete. Dann hatten wir schon wieder die heißbegehrte Verteidigungsstunde, wobei die Begeisterung diese Woche etwas nachgelassen zu haben schien. Es hatte wohl keiner wirklich Lust, sich durch unseren Lehrer von einen Imperius unterwerfen zu lassen. Dieses Mal waren die Tische und Stühle schon an den Rand gerückt, als wir das Klassenzimmer betraten.

„Flora“, rief Moody, als er nach vorne humpelte. „In die Mitte. Demonstrieren wir deinen Mitschülern noch einmal, was sie gleich zu tun haben.“ Schluckend blickte ich kurz zu Hermine und stellte mich dann in die Mitte des Raumes. Ich spürte die Blicke der anderen förmlich auf mir. Wenn das jetzt nicht mehr so funktionierte wie letztes Mal, war das eine Blamage sondergleichen. Doch ich machte mir ganz umsonst Sorgen. Moody hob seinen Zauberstab und sprach das Zauberwort, doch wieder prallte der Zauber einfach an mir ab und hinterließ nichts als einen leichten Schmerz in meinem Kopf. „Hervorragend!“, rief Moody. „Nun, da du diese Lektion offensichtlich nicht mehr nötig hast, steht es dir frei zu gehen. Potter, du als nächstes! Der Rest bildet eine Reihe.“ Das ließ ich mir nicht zweimal sagen. Ich schnappte mir meine Tasche, winkte meinen Mitschülern kurz zu und verließ das Klassenzimmer. Dieser Kerl war verrückt und ich hatte eindeutig keine Lust ihm dabei zuzusehen, wie er die anderen unterwarf. Stattdessen lief ich nun in die Bibliothek und machte mich schon einmal an die Hausarbeiten.

Am nächsten Tag gab uns Binns wieder als Hausarbeit auf, einen Aufsatz über die Koboldaufstände im 18. Jahrhundert zu verfassen und in Zaubertränke setzte sich Neville neben mich, damit dieses Mal auch ja nichts schiefgehen konnte. Dennoch schien es Snape wirklich Spaß zu machen uns Angst einzujagen, denn bei jedem kleinsten Fehler drohte er damit, uns zu vergiften. Dann war endlich Wochenende.

Leute, die Kinder im Kindergarten sind einfach so Zucker! Ich darf jetzt die ersten Wochen im Krippenzimmer bei den ganz Kleinen arbeiten. Die konnten alle schon am ersten Tag Vertrauen zu mir fassen. Sogar die Schüchternste von allen hat am Ende mit mir gebrabbelt und sich von mir anziehen lassen. Ich bin wirklich gespannt wie es weitergeht und ob das FSJ wirklich so gut bleibt wie am ersten Tag, aber ich bin zuversichtlich. Nächste Woche geht's aber erst mal zum Seminar.

Und zur Story: Keine Sorge, bald schon geht's mit den Geschehnissen aus dem Buch weiter. Die Ankunft der Schulen und die Auswahl der Champions habe ich sogar schon verfasst. Ihr dürft gespannt sein ;)
LG eure Ronja

Merlins Erbin - Willkommen in der Welt der Hexen und Zauberer Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt