Kapitel 66 - Die Sache mit den Hauselfen

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Am nächsten Tag herrschte eine unglaubliche Lautstärke, wo auch immer ich hinkam. Kaum betrat ich den Gemeinschaftsraum, fingen meine Mitschüler an zu jubeln und zu klatschten. In der Großen Halle wurde es nicht besser. Zwar klatschte und jubelte hier niemand, aber ich wurde nur so von Glückwünschen überhäuft. Auch Harry kam nicht zu kurz und mehrere Schüler entschuldigten sich sogar bei ihm. Auch die Unterrichtsstunden wurden richtig verrückt. Flitwick gratulierte mir in Zauberkunst nicht nur zum ersten Platz, sondern auch zu meinen fabelhaften Zaubern. Sprout blieb normal, vermutlich weil Cedric immer noch ihr Favorit war und Harry und ich besser platziert waren als er. In Verwandlung dann das gleiche Spiel wie in Zauberkunst. McGonagall gratulierte erst Harry zu seiner Leistung. Dann lobte sie meine Zauberkunst.

Sinistra jedoch schien der ganze Trubel kalt zu lassen. Ohne das Turnier mit einem Wort zu erwähnen, startete sie die Stunde. Heute arbeiteten wir in fast völliger Dunkelheit. Harry, Hermine und Ron neben mir unterhielten sich fleißig über die letzten Wochen und brachten sich auf den neuesten Stand, was der jeweils andere gemacht hatte. Gelangweilt schaute ich mich in unserer Runde um, bis jemand meine Aufmerksamkeit erregte. Ich brauchte ein paar Minuten, um Draco in der Dunkelheit zu erkennen, der abseits der anderen saß und mich immer wieder zu sich winkte. Ich blickte zu meinen drei Freunden, die komplett vertieft waren in ihre Erzählungen. Langsam erhob ich mich und schlich geduckt zu Draco. Ein Glück saß unsere Lehrerin heute an einem Teleskop und notierte sich hin und wieder etwas auf einem Pergament. So achtete sie kein bisschen auf uns.

„Hey“, flüsterte ich und setzte mich neben den Slytherin. „Hey. Du warst großartig gestern“, meinte Draco. Ich spürte wie meine Wangen warm wurden. „Danke.“ „Deine Taktik war wirklich gut! Und deine Zauberkraft. Ich kann es immer noch nicht glauben, dass du den Drachen einfach ausgeschaltet hast.“ So ein Lob war ich nicht gewohnt. Und von dem Slytherin hatte ich es erst recht nicht erwartet. „Danke, Draco. Ich bin einfach nur froh, dass es vorbei ist. Die zweite Aufgabe ist ja erst im Februar. Wir haben ein Rätsel bekommen. Es soll angeblich in dem goldenen Ei sein. Aber als wir es gestern Abend noch geöffnet haben, kam nur ein schreckliches Kreischen raus.“ „Hm. Das ist komisch.“ Wir schwiegen eine Zeit lang, als mit einem Mal Sinistra das Wort erhob. „Für heute machen wir Schluss“, verkündete unsere Lehrerin. Ich erhob mich sofort. „Wir sehen uns“, flüsterte ich. „Bis dann“, meinte Draco. Schnell huschte ich zu meinen Freunden zurück, die meine Abwesenheit gar nicht bemerkt hatten. Eilig packte ich meine Sachen zusammen und folgte den anderen zurück in den Gemeinschaftsraum.

Bis zur neuen Woche hatte sich die Aufregung um die erste Turnieraufgabe fast wieder komplett gelegt. Außerdem schien über Nacht mit einem Mal der Winter Einzug gehalten zu haben. Fast jeden Abend stürmte es nun wie verrückt und in den Fluren wurde es recht kalt. Natürlich war es draußen um einiges kälter und so zog ich mir an diesem Montagmorgen alles über, was nur irgendwie ging. Ich wollte nicht schon wieder krank werden. Kaum traten wir nach dem Frühstück in der warmen Halle nach draußen in die Kälte, musste ich prompt mehrmals niesen. „Werd bloß nicht krank“, lächelte Hermine mich schwach an. Wir beide zitterten wie Espenlaub. Wenigstens wurde es im Gewächshaus etwas wärmer. In Pflege magischer Geschöpfe standen wir dann wieder einmal vor den Kisten mit den Knallrümpfigen Krötern. Von der Koppel mit den Pferden der Beauxbatons wehte ein vernebelnder Duft zu uns hinüber, der mir entfernt bekannt vorkam. Wahrscheinlich irgendein teurer Alkohol, wie ihn mein Vater manchmal zu trinken pflegte, wenn er von einer seiner Reisen zurückkam. Ein Blick hinüber zum Trog der Tiere zeigte mir, dass es daraus mächtig dampfte. Ja, bestimmt war das Alkohol.

„Ich weiß nicht, ob sie ˋnen Winterschlaf halten“, holte Hagrids Stimme mich zurück in die Wirklichkeit. Ich schüttelte meinen Kopf und boxte Ron gegen den Arm, dessen Blick nicht auf unseren Lehrer, sondern auf Hermine gerichtet war. „Was?“, murmelte der Junge und sein Blick schwenkte zu mir. „Der Unterricht geht los“, flüsterte ich und blickte wieder zu Hagrid. „Dachte, wir probieren mal aus, ob sie ˋn Nickerchen mögen … Legen wir sie doch einfach mal in diese Kisten hier…“ Ich konnte mir ein Stöhnen gerade so unterdrücken; Die Slytherins machten keinen Hehl aus ihrer Abneigung. Jetzt sollten wir diese Viecher auch noch umbetten! Zwar waren von den anfänglichen etwa 50 Tieren gerade einmal zehn übrig geblieben – eine ziemlich erschreckende Dezimierung in nur drei Monaten – aber dafür waren die Dinger inzwischen fast zwei Meter lang und wie mir schien noch mehr aufs Töten aus als sowieso schon. „Der will uns ja umbringen“, murmelte ich. „Quatsch. Hagrid weiß, was er tut“, verteidigte Ron den Lehrer und ich verdrehte meine Augen. Wenn er und Harry doch bloß nicht so von der Freundschaft zu dem Mann geblendet wären. Ich besah mir nun die Kisten genauer, in die wir die Kröter bringen sollten. Sie waren noch größer als ihre Unterbringungskisten und mit Decken und Kissen ausgestattet. Ich hoffte einfach mal, dass diese Viecher wirklich Winterschlaf hielten. Dann hatten wir nämlich die nächsten paar Monate Ruhe vor ihnen. Das wäre wirklich ein Traum!

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