Kapitel 70 - Endlich ein Anhaltspunkt

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Der erste Schultag im neuen Jahr war schneller angebrochen als wir alle schauen konnten. Ein Glück waren Hermine und ich rechtzeitig mit allen Hausarbeiten fertig geworden. Für Harry und Ron sah es da eher schwarz aus. Undurchsichtig waren auch die Fenster im Gewächshaus, die durch den Temperaturunterschied von draußen zu drinnen total beschlagen waren. Fast vergaß ich, dass wir um uns herum eine Winterwunderlandschaft vom Feinsten besaßen. Dann aber endete Kräuterkunde und wir mussten hinunter zu Hagrids Hütte stapfen. Frierend schlang ich meine Arme um mich und zog mir meine Mütze über die Ohren. „Wer ist denn das?“, murmelte Hermine und ich blickte von dem glatten Weg auf. Kurz geriet ich ins Straucheln und nur Harrys schneller Reaktion hatte ich es zu verdanken, dass ich nicht rücklings in den Schnee purzelte. Vor Hagrids Hütte stand nicht etwa unser Professor für Pflege magischer Geschöpfe, sondern eine ältere Frau, die ich noch nie zuvor gesehen hatte. „Nun beeilen Sie sich mal, es hat schon vor fünf Minuten geläutet“, rief sie uns entgegen. Ich warf einen Blick zu Hermine. Nicht gerade freundlich die Dame. „Wer sind Sie? Wo ist Hagrid?“, wollte Ron wissen, kaum dass wir bei der Frau angekommen waren. „Mein Name ist Professor Raue-Pritsche. Ich bin Ihre Vertretung in Pflege magischer Geschöpfe“, zischte die Frau. Ich zog meine Augenbrauen nach oben. Nein, wirklich nicht gerade freundlich die Dame. „Warum Vertretung?“, murmelte Hermine neben mir. Ich zuckte mit den Schultern. Auch Lehrer konnten Mal krank werden, oder nicht?

„Wo ist Hagrid?“, hakte Harry nach und ich verdrehte meine Augen. Er würde ja wohl kaum tot sein. Vielleicht machte er auch Urlaub? „Er fühlt sich nicht wohl“, gab Raue-Pritsche Auskunft. Also doch krank. Passierte jedem Mal, selbst hier in der Zauberwelt. Lautes Gelächter ließ uns alle herumfahren. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass die Slytherins zu uns gekommen waren. Ich suchte Dracos Blick und versuchte ihn fragend anzusehen. Warum lachten die denn alle? Ich glaubte kaum, dass jemand einen guten Witz gerissen hatte. Als Antwort hielt mein Freund ein Blatt Papier hoch. Sah aus wie ein Zeitungsausschnitt. Bevor ich jedoch einen genaueren Blick darauf werfen konnte, rief unsere Lehrerin uns zur Ordnung. „Hier lang, bitte“, sprach sie und lief los. Ich wandte mich von meinen Mitschülern ab und stapfte der Frau hinterher durch den Schnee. Wohin sie uns wohl führte? „Was fehlt Hagrid denn?“, wollte Harry kurz darauf wissen. Ich verdrehte meine Augen. Konnte er es nicht einfach dabei belassen, dass sein ach so toller Freund mal krank war? Sollte er ihn doch selber fragen. „Das geht Sie nichts an“, sagte Raue-Pritsche. „Tut es allerdings. Was ist los mit ihm?“, forderte Harry und wurde zurecht von unserer Lehrerin ignoriert. Wir steuerten nun auf den Waldrand zu und ich suchte nach einem Grund. Wir würden doch nicht etwa in den Wald hineingehen? Aber nichts da.

„Oooh, ist es nicht wunderschön?“, murmelte Lavender neben mir und ich konnte nur mit offenem Mund nicken. Einhörner gab es in dieser Welt also auch noch. „Wie hat sie es gefangen? Das soll ja unglaublich schwer sein?“, meinte Parvati. „Getarnt ist es aber auch im Schnee nicht besonders“, warf ich ein und beäugte das makellos weiße Fell des Tieres, das mehr strahlte als der hellste Schnee es je könnte. „Jungen zurückbleiben! Sie ziehen die Hand einer Frau vor, diese Einhörner. Mädchen nach vorne, und vorsichtig annähern. Kommen Sie schon, ganz locker bleiben…“, wies Raue-Pritsche die Klasse an. Grinsend warf ich einen Blick zu Hermine, ehe wir uns mit den anderen Mädchen langsam dem Einhorn näherten. Vorsichtig streckten wir alle unsere Hände aus. Das Tier ließ uns gewähren. Sein Kopf wandte sich in meine Richtung. Seine Nüstern drückten sich gegen meine Hand. Ich konnte ein Kichern nicht unterdrücken. „Sehen Sie? Es sucht die Nähe von Miss… Wie ist Ihr Name?“ „Dawson“, murmelte ich und fuhr hinauf zum Horn des Tieres. „Einhörner sind in der Lage, in die Seele jedes Menschen zu blicken. Sie bevorzugen die Gegenwart besonders reiner Seelen. Sehen Sie, wie dieses Einhorn die Nähe zu Miss Dawson sucht? Ein Anzeichen dafür, dass sie die reinste Seele unter Ihnen allen besitzt“, begann unsere Lehrerin einen Vortrag. Stolz brannte in mir auf. Das Einhorn suchte gezielt meine Nähe. Nicht die von den anderen Mädchen, sondern nur von mir. Wärme durchströmte mich und ein unglaubliches Glücksgefühl.

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