Teil 9

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Dass ich jetzt ein Trikot von jemandem trage, der gar nicht mehr in der Mannschaft ist, ist mir ein bisschen peinlich, aber ich meine, wenn er nicht gut wäre, dann würde er ja auch nicht eingerahmt in Spencers Zimmer hängen von daher?

„Marco, wenn du sie schon so anstarrst dann mach dich nützlich und gib ihr wenigstens ein neues Trikot", höre ich den Trainer, zumindest glaube ich, dass es der Trainer ist, er sieht nämlich bisschen zu alt für einen Spieler aus, sagen.

Die restlichen Jungs fangen an zu pfeifen.

„Ich habe sie gar nicht angestarrt. Als ob ich dieser Stinkbombe nur einen Blick würdigen würde."

Ich habe gemerkt, dass das eine Anspielung auf die Situation im Auto war und das lasse ich mir eindeutig nicht gefallen.

Wütend stampfe ich zu Marco, bleibe vor ihm stehen und schaue ihn wie in den ganzen wilden Western Filmen durch schlitzen an.

Stellt euch jetzt diese Musik vor, die währenddessen immer im Hintergrund ist.

Und ehe er sich versieht ziehe ich mein Fuß aus und trete ihn in sein geliebtes zum Fußballspielen benötigtes Schienbein. Kurz schreit das kleine Baby vor Schmerz auf und wirft sich dramatisch wie eh und je auf den Boden. Dagegen ist Titanic ja gar nichts.

„RACHELLE DAS KANNST DU DOCH NICHT MACHEN!"

Spencer.

Und wie ich das kann, hat sie es etwa nicht gesehen, ich kann es auch gerne wiederholen.

„Marco hat es verdient.", sagt auf einmal Mats. HA! Einer auf meiner Seite.

„Verdient oder nicht, Rachelle hilft Marco auf dem Weg in die Kabine um sein Bein zu kühlen und wir machen weiter."

„Ja, Coach. Aber kann ich kurz für kleine Jungs. Ich muss ganz dringend und wir wollen ja keine Pfütze auf diesem schönem Rasen.", meint Kevin und grinst ganz dreckig. Ich glaube ihm nicht. Der hat doch was vor.

„Los trag mich, ich bin verletzt."

„Heul nicht rum, du Schlappschwanz und zeig mir den Weg in die Kabine."

Keuchend komme ich in der Kabine an, da Marco die Heulsuse Reus sich dazu entschieden hat sich auf den Boden zu werfen, wie ein Kleinkind und ich ihn somit an seinen Armen in die Kabine ziehen musste.

Puh, sein Gewicht kann man echt mit dem eines Sumoringers verwechseln.

Ich geh zum Waschbecken und mache das Handtuch, das eigentlich dort hängt um sich die Hände abzutrocknen, mit kaltem Wasser nass.

Plötzlich höre ich hinter mir, wie die Tür schließt und jemand von außen die Tür abschließt.

„MARCO!"

Ich drehe mich um, aber da sehe ich Marco ganz ruhig auf der Bank sitzen. WARUM MACHT ER NICHTS?!

„Chill dein Leben, ich sitze hier noch. Das war nicht ich."

Kurze Zeit ist es ganz ruhig in der Kabine und man hört nur wie der Wasserhahn läuft, da ich ihn vergessen habe zu zudrehen.

„Kevin.", fauchen wir beide gleichzeitig vor uns hin.

„Hör auf das selbe zusagen wie ich.", meinte die Heulsuse neben mir.

Sorry, ich kann da ja auch voll was für. Marco regt mich gerade einfach nur auf. Er hat meine Hilfe gar nicht verdient.

Ich setze mich neben ihn auf die Bank und schmeiße ihm das nasse Handtuch zu.

„Wann ist das Training vorbei?"

„In eineer halben Stunde."

Ich seufze kurz, so lange muss ich also noch mit diesem Idioten hier rumhängen?

„Kann ja sein, dass sie früher merken, dass wir nicht mehr auftauchen."

„Oder sie denken, dass wir hier was anderes treiben."

Marco grinst mich dreckig an.

„Bah! Nur über meine eigene Leiche!"

Mittlerweile hat er das Handtuch ordentlich zusammen gefalten und kühlt seine Wunde, die ich ihm zubereitet habe. Man bin ich stark.

„Was machst du hier eigentlich in Dortmund?"

„Und das interessiert dich jetzt, weil?"

„Es tut mir Leid, ich habe halt keine Lust jetzt ein halbe Stunde mit dir zu sitzen und völlig zu schweigen!"

Ok, gut. Dass ich ihn so angemacht habe, war echt nicht nett von mir gewesen, schließlich hat er ja auch gar nichts getan, er wollte nur ein Gespräch aufbauen.

„Ich studiere hier. Ich hätte eigentlich lieber wo anders studiert, aber meine Eltern haben mich dazu gezwungen. Sie lieben diese Stadt und da sie wegen ihrem Job, der sie ja 24/7 beschäftigt, nicht hierhin ziehen können, wollten sie, dass ihre Tochter, die gar kein Bock auf das ganze hat, ihren Traum auslebt."

„Sei froh, dass deine Eltern sich überhaupt für dich interessieren."

„Meine Eltern und sich interessieren? Für mich? Guter Witz. Nein echt, die einzigen Dinge, für was sie sich interessieren, sind sie selber und Geld. Ich gehöre nicht dazu."

Ich verstehe gar nicht, warum ich ihm das erzähle, aber die Wahrheit mal laut auszusprechen, was ich zuvor nie einsehen wollte, tut gut. Sehr gut.

„Geht mir genauso, besonders jetzt, wo ich erfolgreich bin , versuchen sie an mein Geld ranzukommen. Ich verstehe nicht, wie man so mit seinem Kind umgehen kann.."

Wir redeten noch ein wenig über unsere Familie und alles, ich musste feststellen, dass es uns ähnlich erging und wenn man so mit ihm ein ernstes Gespräch führt ist er halb so nervig als sonst.

„Na ihr Turteltauben?", reißt uns auf einmal eine Stimme aus dem Gespräch.

„Endlich! Ich habe es kaum noch ausgehalten mit diesem komischen Ding, das sich Frau nennen will.", sagt Marco, als er merkt, dass die Tür wieder auf ist.

Ist der schwanger oder warum hat er solche Stimmungsschwankungen, das kann man doch gar nicht ertragen. Der Typ hat ehrlich zwei Gesichter.

„Komm Spence, lass nach Hause gehen."

Ich gehe nicht weiter auf Marcos Beleidigung ein, weil jeder weiß, dass Ignoranz die beste Lösung ist, deshalb gehe ich auch, nachdem ich mich bei jedem außer Marco verabschiedet habe, mit Spencer nach Hause, die mich dann die ganze Rückfahrt mit Schwärmereien voll labert.

Als ich anfing, dich zu mögen (MARCO REUS FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt