Ich zitterte leicht, als ich mit Chris die Cafeteria betrat. Zusammen gingen wir zum Buffet. Ich blickte nicht vom Boden auf und versuchte meine Atmung unter Kontrolle zu halten. Am liebsten wäre ich vor all dem hier davongerannt. Aber spätestens im Unterricht hätte ich meiner Klasse begegnen müssen. Vielleicht war es also ganz gut, dass Chris mich jetzt schon dazu zwang.
Ich nahm mir nur halbherzig etwas zu Essen. Keine Ahnung, ob ich jetzt überhaupt etwas runter kriegen würde.
Chris wartete mit seinem vollen Teller bereits auf mich. Ich blickte kurz hoch und er lächelte mich aufmunternd an.
„Komm wir setzten uns dort drüben hin“, meinte Chris und ging in Richtung der Tische.
Ich folgte ihm. Dabei wichen mir immer wieder Schüler aus. Es tat weh, zu sehen, dass sie plötzlich Angst vor mir hatten. Dann sah ich welchen Tisch Chris ansteuerte.
„Chris“, zischte ich wütend.
Der Junge vor mir blieb stehen und drehte sich zu mir um.
„Da sitzen auch die Delfine“, flüsterte ich ärgerlich.
Für eine Begegnung mit Noah war ich nun wirklich noch nicht bereit!
Chris machte einen Schritt auf mich zu und griff nach meiner Hand.
„Shari hat vor nichts und niemanden Angst und die Anderen sind auch ok.“, sagte er beruhigend.
Ich verdrehte die Augen, was Chris wegen der Sonnenbrille leider nicht sah. Natürlich waren die drei ok, aber ob das jetzt immernoch so war…
Chris griff mich einfach am Handgelenk und zog mich mit zu dem Tisch.
„Dürfen wir uns dazusetzten?“, fragte er und stellte seinen Teller ab.
Am Tisch war verhaltene Zustimmung. Die drei Delfine, Finny, Izzy, Jasper und Tiago saßen dort. Chris nahm mir den Teller ab, stellte ihn auf den Tisch und setzte sich. Widerstrebend ließ ich mich neben ihm nieder. Genau gegenüber von Noah, großartig.
Ich sagte nur leise hallo und tat dann so, als wäre mein Essen sehr interessant. Dabei bekam ich vor Anspannung kaum einen Bissen runter.
Eine Weile blieb es still an unserem Tisch. Nur die Essensgeräusche und Gespräche von den Nebentischen waren zu hören.
„Du hättest es uns sagen können“, durchbrach Finny schließlich die Stille.
Ich zuckte zusammen. Und da war sie, die Situation vor der ich so Angst gehabt hatte.
„Ich hätte es auch lieber von dir als von Daphne erfahren“, meinte nun auch Izzy.
Ich starrte meinen Teller an. Konnten wir das bitte wann anders klären?!
„Wer weiß es eigentlich alles?“, fragte Chris vorsichtig.
„Die ganze Schule, du kennst doch Daphne“, meinte Tiago.
Die ganze Schule? Mir wurde schlecht. Ich schob meinen Teller etwas von mir weg. Nicht das ich viel gegessen hätte.
„Warum hast du nie was gesagt?“
Konnte Finny bitte aufhören nachzubohren?
„Sie hatte schon ihre Gründe“, nahm Chris mich in Schutz.
„Und du wusstest das. Die ganze Zeit“, Blues Stimme klang skeptisch.
Chris zuckte mit den Schultern. „Sie tut doch…“, begann er.
„Es tut mir leid!“, die Worte platzten aus mir heraus, bevor ich nachdenken konnte, „Das ich euch erschreckt habe im Meer, das wollte ich doch gar nicht. Vor allem wollte ich dich nicht auf die Krankenstation bringen Noah“
Ich traute mich immer noch nicht nach oben zu schauen. Die Ablehnung, die Angst auf ihren Gesichtern, ich wollte das nicht sehen.
Eine dunkle Hand griff über den Tisch nach meiner. „Entschuldigung angenommen, Ava.“
Ich blickte vorsichtig nach oben. In Noahs ruhige Augen. Er lächelte sogar leicht. Erleichtert nickte ich.
„Aber warum hast du nie was gesagt?“, jetzt klang Finny schon fast kleinlaut.
„Ich hatte Angst“, sagte ich, „Angst vor eurer Reaktion“
„Und du denkst, wenn es plötzlich herauskommt, ist es besser?“, fragte Tiago wütend.
Ich schluckte. „Ich… ich hatte doch schon vor es zu sagen…“
„Natürlich“ Der Spott in Tiagos Stimme fühlte sich an, wie ein Schlag in den Magen, „Du hättest Shari ernsthaft verletzten können, weißt du das?“
Tiago sprang wütend auf und verließ die Cafeteria. Jasper warf mir einen entschuldigenden Blick zu. Dann folgte er Tiago.
„Ich glaube Tiago vergisst gerade, wenn er schon alles in seiner Anfangszeit verletzt hat.“, meinte Finny.
Überrascht blickte ich zu ihr. Nahm sie mich gerade wirklich in Schutz?
Shari seufzte. „Er ist eben ein sehr beschützender Freund.“
Blue hatte bis jetzt geschwiegen, doch nun mischte sie sich mit ihrer ruhigen Stimme ein: „Ich glaube dir, dass es dir leidtut. Lass uns einfach ein bisschen Zeit, um sich daran zu gewöhnen“
Ich nickte.
Zögernd stand Noah auf und griff nach seinem Teller. Wir taten es ihm gleich und brachten unsere Teller zurück.
„Siehst du, es war nicht schlimm“, flüsterte mir Chris zu.
Ich starrte ihn ungläubig an, bevor ich erkannte, dass er Recht hatte. Es hätte wirklich schlimmer laufen können.
Ich verließ mit Chris zusammen die Cafeteria. Draußen legte sich ein Arm um meine Schulter. Ich blickte zur Seite und sah in Finnys freches Grinsen. Auf meiner anderen Seite erschien Izzy. Auch sie grinste. Ich rang mir nun ebenfalls ein Lächeln ab.
„Wir sind immernoch Freunde?“, fragte ich vorsichtig.
Chris schlug sich die Hand vor die Stirn, während Izzy und Finny entrüstet: „Natürlich“ sagten.
Ich seufzte erleichtert.
„Gehen wir noch runter zu Strand?“, fragte Izzy.
Finny und ich stimmten zu. Wir trennten uns von Chris und liefen am Süßwasserteich vorbei zum Strand. Ich versuchte die Blicke der anderen Schüler zu ignorieren. Meine Freunde akzeptierten mich und mit allem anderen würde ich mich später auseinandersetzten. Jetzt fühlte ich mich erstmal erleichtert.
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„Sei mit mir frei", sprach der Seelöwe
FanfictionNachdem Ava von ihrem Freund betrogen wurde, will sie nur eins: von vorne anfangen. Da kommt ihr die Chance auf die Clear Water High zu gehen gerade recht. Doch wie besiegt man die Ängste eines anderen, wenn es schon fast die eigenen geworden sind...