Hass auf die Liebe (Meinungsrede)

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Sehr geehrtes Publikum,

wir Menschen sind alle gleich und gleichzeitig so verschieden. Aber akzeptiert und respektiert wird heutzutage nicht jeder von jedem. "Anders" zu sein, wie zum Beispiel Homosexuelle oder Transsexelle, ist befremdend, weil viele nur die Norm gewohnt sind. Männer lieben Frauen und umgekehrt. Und man ist das, als was man geboren wird. Aber wir leben nicht mehr im Mittelalter. Die Menschheit überrascht einen doch immer wieder aufs Neue. Oder nicht?

In dem Zeitungsartikel "Ermittlungen wegen Verhetzung nach zerrissener Regenbogenfahne" (SN, 7.September 2020) wird berichtet, wie am Samstag den 5. September in Wien eine Demo gegen Homosexualität stattgefunden hat. Vor der Wiener Karlskirche wurde eine Regenbogenflagge zerrissen und Teilnehmer der Demo bezeichneten Homosexuelle als "Kinderschänder". Ein Beweisvideo dazu gibt es auf der Social-Media-Plattform Twitter.

Es ist doch schön und gut, Meinungsverschiedenheiten zu haben. Aber, liebes Publikum, findet ihr das nicht auch ein kleines bisschen zu übertrieben?

Gegenseitiger Respekt und Toleranz sind so wichtig. Manche Menschen aber kennen das nicht. Manche Menschen kennen keine Vernunft. Manche Menschen kennen keine Gleichberechtigung. Oder besser gesagt, wollen dies alles nicht kennen und schon gar nicht verstehen. Weil nur ihre Meinung Platz im Kopf hat und alles andere verdrängt wird. Wie leben diese Menschen? Kann man überhaupt in Frieden leben, wenn man die ganze Zeit über nur hasst? Wenn man homosexuelle Paare in Filmen sieht, wenn man auf verschiedenen Social Media Plattformen unterwegs ist, wenn man draußen spazieren geht. Die ganze Zeit nur Hass verspürt. Wie kann man mit so einer Einstellung überhaupt noch lieben?

Liebe und Hass, wie gut und böse, schwarz und weiß, hell und dunkel, Licht und Schatten. Kann man Menschen, die sich lieben hassen? Wenn der Spruch beim Schach "Weiß beginnt, schwarz gewinnt" auf Liebe und Hass mit "Liebe beginnt, Hass gewinnt" zutreffen würde, dann würden wir bald nicht mehr existieren. 

Das Wort Homophobie bedeutet nicht "die Angst vor Homosexuellen oder Homosexualität", weswegen es eher "Homofeindlichkeit" heißen sollte. Denn genau das sind Ablehnung, Intoleranz, Vorurteile und körperliche wie psychische Gewalt gegenüber Homosexuellen. Aber warum hassen? Ist jeder Mensch, der sich vom gleichen Geschlecht angezogen fühlt, gleich ein Kinderschänder, wie diese homofeindlichen Menschen behaupten? Verallgemeinerungen haben doch bereits schon viele satt, oder?

Homofeindlichkeit kann mit Rassismus gleichgestellt werden. Hass der nicht existieren sollte, der aber nie aufhören wird sich von Menschen, die ihn ausdrücken, zu nähren. Solange es Sauerstoff auf der Welt gibt, wird es auch Hass geben. Können hassende Menschen nicht mehr atmen, werden sie auch aufhören zu denken.

Homosexuelle Menschen haben oft sowieso schon mit vielen Problemen zu kämpfen. Ihre sexuelle Orientierung selbst zu akzeptieren, Akzeptanz der Familie und der Freunde, am Arbeitsplatz. Manche können sich ihre Zukunft nicht mehr vorstellen. Was soll aus dem Kinderwunsch werden? Die Angst vor Geschlechtskrankheiten. In manchen Ländern ist die gleichgeschlechtliche Ehe verboten. Deswegen trauen sich manche Homosexuelle nicht mal es der Öffentlichkeit mitzuteilen, sie schämen sich dafür, ziehen sich zurück, werden depressiv.

Das beliebteste aber auch das ärgerlichste Argument, das homofeindliche Personen anführen ist: "In der Bibel hieß es Adam und Eva und nicht Adam und Hans". Und ich kann es nicht oft genug sagen: Natürlich mussten es Adam und Eva sein, weil es sonst ja keinen Nachwuchs hätte geben können. Darauf wiederum sagen manche: "Wegen Homosexuellen wird es irgendwann keine Kinder mehr geben und die Menschheit wird aussterben."  Was ich dazu sagen kann: 5% aller Menschen weltweit sind nicht heterosexuell. Heterosexuell bedeutet, dass Männer nur Frauen lieben und umgekehrt. Aber Homosexualität ist immer noch eine Minderheit der Bevölkerung. Denn nicht alle dieser 5% müssen ausschließlich das gleiche Geschlecht anziehend finden. Es gibt ja auch Bisexualität, wenn Männer sowohl andere Männer, als auch Frauen, anziehend finden oder Aromantik, wenn man mit keinem Geschlecht eine romantische Beziehung eingehen will, und vieles mehr. Und darüber lässt sich diskutieren, was nun verboten und gehasst werden soll und was nicht.

Aber Homosexualität tut keinem weh, es ist keine psychische Krankheit, es ist nicht gefährlich oder ansteckend. Es ist bloß Liebe, die sich nicht verbieten lässt. Liebe, die sogar die verständnisvollen und überaus sympathischen, homofeindlichen Menschen kennen und mit offenen Armen empfangen. Aber bei Homosexuellen ist die Liebe keine Liebe, sondern natürlich bloß Einbildung. Unsinn! Liebe ist immer Liebe und wird es auch immer bleiben. Also warum haben manche Menschen dann trotzdem so einen Hass auf die Liebe?

(714 Wörter)

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