15. Eine Party ganz ohne Taddl?

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So kam es also, dass ich wieder ruhig und gelassen durch die vielen Gänge meiner geliebten Uni schritt und die vielen anderen hektischen Studenten beobachtete, die in den letzten Minuten noch versuchten ihre Räume so herzurichten, dass sie ihren Tutoren gefallen würden. Aber diese tiefenentspannte Phase hielt nur so lange an, bis ich viele, ja sehr viele Stimmen hörte und im nächsten Moment die Wand aus Eltern, Großeltern und neuen Studenten sah, die die Universität stürmten.

Sofort ging mein Herz ein paar Pinselstriche schneller und ich drehte auf der Stelle wieder um und suchte eine Abkürzung zu meinem Raum. Sehr gut, denn dies war nun das dritte Mal an diesem Tag, an dem ich zu meinem Nachteil agierte, da ich nicht zu Beginn der Besucherzeit in meinem Raum war.

Flo war schon längst wieder in ihrem Raum und als ich an meinem ankam, sah er noch ziemlich leer aus. Was mein Thema war? Wasserfarben. Mein Mentor hatte mir sogar erlaubt, eigene Zeichnungen auszustellen und sie zu meinem festgelegtem Preis zu verkaufen. Er war echt nett. Ach ja, dazu bot ich noch Kinderschminken an, natürlich kostenlos.

Bis zur Mittagspause hatte ich durchschnittlich viele Gäste, denn nicht sehr viele Leute interessierten sich dafür, Kunst zu studieren, also nahm ich mir einfach die Zeit und malte ein paar Leinwände mit Wassermalfarbe voll, was ziemlich gut ankam, denn viele der Besucher beobachteten mich dabei und kauften ein paar meiner Werke.

In der Mittagspause setzte ich mich an meinen Stammtisch, an dem schon Tobi und Flo saßen und sich über irgendwas unterhielten.

"Aber Napoleon...", setzte Tobi an, schaute mich dann aber belustigt an: "Du hast da blaue Farbe an der Schläfe."

"Ich weiß, da hat mich ein kleines Mädchen angemalt, dass gefragt hatte, ob nur ich Leute anmalen dürfte."

"Süß", sagte Ethan und setzte sich neben mich. Er hatte das Thema 'Portrait' erhalten.

"Oh mein Gott. Ihr wisst nicht, wie unheimlich anstrengend das alles ist. Ich musste schon bestimmt zwanzig Portraits malen und eigentlich dürfte ich keine Pause machen, da schon so viele neue Besucher vor meinem Raum stehen, die darauf warten gezeichnet zu werden", seufzte er, fuhr sich einmal durch die strubbeligen Haare, aus denen ein paar Strähnen in seinem Gesicht hingen und legte seinen Kopf auf seine Arme.

"Und meine Haare sind heute auch nicht so, wie ich sie haben wollte."

Stirnrunzelnd hob ich meine Hand und fuhr ihm einmal durch seine Haare: "Ich finde, dass deine Haare immer schön aussehen, egal wie sie liegen. Und außerdem ist nachher sowieso alles vergessen."

"Warum?", fragte Tobi.

"Ein paar Kunststudenten haben eine Party geplant. Ich werde zwar hingehen, aber nur kurz, weil ich noch lernen muss für meine erste Prüfung am Montag."

Tobis Augen wurden groß: "Cool! Darf ich da mitkommen? Und wenn ja, darf ich dann auch meinen Bruder mitnehmen? Der ist heute auch da, weil er sich meine Arbeit in der Uni angucken wollte."

"Mach doch", zuckte ich mit den Schultern, doch war längst nicht mehr anwesend, da genau in diesem Moment ein ziemlich gutaussehender junger Mann die Mensa betrat und genau auf unseren Tisch zusteuerte. Er hatte ein ausgewaschenes blaues T-Shirt an, das oben am Kragen Knöpfe besaß, die aufgeknöpft waren, sodass es einen V-Kragen hatte. Seine braunen Haare, die einen leichten Undercut besaßen, hatte er nach oben gestylt, doch zwei einzelne Strähnen hingen ihm ins Gesicht.

Als er sich dann auch noch an unseren Tisch neben Tobi setzte, gab ich Ethan einen leichten Stoß, der sofort hochschreckte und mich fragend ansah. Doch brauchte ich hier nichts mehr zu erklären.

"Weißt du, wo Mama hin ist?", fragte der gutaussehende Typ Tobi und fuhr sich einmal durch die Haare, was auch Ethan heimlich neben mir tat, nur das ihm dabei wieder alles ins Gesicht fiel.

Drawn Love (Taddl FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt