Taddl und ich waren, nachdem wir fertig gegessen und abgeräumt hatten, in sein Zimmer gelaufen. Ich hatte mich auf seinem Schreibtischstuhl niedergelassen und betrachtete seinen Rücken, als er in einem der Schränke kramte. Sein ausgewaschenes T-Shirt hing ihm locker über den unteren Rücken, die sich bewegenden Schulterblätter zeichneten sich unter dem dünnen Stoff deutlich ab. Ich ertappte mich dabei, wie ich mir geistig abwesend auf die Unterlippe biss, und drehte den Schreibtischstuhl in die andere Richtung, damit ich, auf das weiße Holz des Tisches starrend, wieder klare Gedanken fassen konnte.
"Hier", sagte er und klatschte mir einen Stapel mit losen, durchgewühlten Blanco-Blättern vor die Nase. "Am Anfang habe ich mir echt Mühe gegeben, aber ich kann einfach nicht so gut zeichnen, wie du."
"Brauchst du ja auch nicht", sagte ich schmunzelnd, lehnte mich in seinem Stuhl zurück und schaute mir die Zeichnungen an. Einige von ihnen waren gar nicht mal so schlecht und ich teilte die Blättersammlung in zwei Stapel auf.
"Damit kann ich etwas anfangen", erklärte ich ihm und zeigte auf den niedrigeren Stapel.
"Damit leider nicht." Mein Finger war auf einen Stapel gerichtet, der mindestens zweimal so hoch war. Taddl schoss die Röte ins Gesicht und er wandte seinen Blick auf den Boden.
"Hey", sagte ich ein wenig vorwurfsvoll und legte ihm kurz meinen Zeigefinger unters Kinn. Dabei spürte ich das raue Gefühl seiner Bartstoppeln an meiner Haut. Seine Augen fanden mit einem Wimpernschlag wieder die meinen und er schaute mich erwartungsvoll an, doch hatte ich in der Zwischenzeit wieder vergessen, was ich hatte sagen wollen.
Die Tür flog auf und Miriam kam mit einem Blatt Papier hereingestürmt.
"Ich hab' gehört, du studierst Kunst?", fragte sie mich aufgeregt und ich löste meinen Blick von den blauen Augen, die mich Sekunden später immer noch fasziniert beobachteten. Das Blatt Papier legte sie vor mir auf den Tisch zwischen die beiden Stapel und drückte mir einen Bleistift in die Hand. Auf der Zeichnung erkannte ich Ardy, nur dass er ein wenig unproportioniert wirkte.
"Kannst du mir zeigen, was daran falsch ist? Ich kriege das ganze nicht so wirklich hin."
Während sie dies sagte knabberte sie auf ihrer Lippe herum und wechselte mit ihrem Blick ständig zwischen Zeichnung und mir hin und her.
"Also", begann ich ihr zu erklären, auf was sie beim Zeichnen eines Gesichtes achten musste und skizzierte ihr die Veränderungen auf dem Papier an, die den abgebildeten Ardy realistischer wirken ließen.
Dabei bemerkte ich, wie sich Taddl an die Rücklehne des Stuhls stellte und seinen Körper dagegenlehnte, um über meinen Kopf auf das zu schauen, was ich mit meinen Händen machte. Kalte Finger legten sich mir in den Nacken und ich bekam eine Gänsehaut. Kurz hielt ich mit dem Bleistift inne, fuhr dann aber mit Erklären fort, während einer von Taddls Fingern anfing, kleine Kreise über meinen rechten Schultermuskel zu ziehen. Viel zu schnell beendete ich die Skizze und drückte sie Miriam in die Hand, damit ich aufstehen konnte und die Kälte in meinem Nacken verschwand. Sie bedankte sich lächelnd und ich drehte mich zu Taddl um, der immer noch wie in Trance im Raum stand, als sie diesen verließ.
"Was soll das?", zischte ich ihn an und atmete zittrig die Luft ein. Er zog die Augenbrauen zusammen.
"Was soll was?", fragte er und steckte die Hände in die Hosentaschen.
"Wieso verhältst du dich so?", antwortete ich. Automatisch machte ich einen Schritt zurück. Ich hatte das Gefühl der Raum würde schrumpfen, als würden wir immer näher beieinander stehen, dabei standen wir mindestens zwei Meter auseinander.
"Ich versteh' nicht, wie du das meinst?" Er verstand wirklich nicht, wie ich das meinte.
"Dieses ganze Gelächle, und deine Höflichkeit und deine Berührungen." Womit hatte ich das verdient?
"Gestern Abend hattest du noch kein Problem damit, dass ich dich berühre", sagte er skeptisch und schaute mich mit besorgten Augen an.
Darauf fiel mir nichts mehr ein. Verdammt, wieso war ich so kompliziert, ich verstand mich ja selbst nicht mal. Doch er schien anzufangen mich zu verstehen, da er sein Kinn ein wenig zur Seite drehte und mich genauer ansah.
"Ich verhalte mich so, weil ich dich mag, Abby. Das müsstest du aber eigentlich schon längst wissen", raunte er und ich sah an seinen zusammengekniffenen Augenlidern, dass er überlegte.
Meine Wangen brannten nun, in meinem Kopf waren tausend Fragen, die an meinem Gehirn so schnell vorbeihuschten, dass ich sie selber nicht einmal auffassen konnte.
Taddl kam einen Schritt auf mich zu. Langsam, aber gewählt und ich fühlte mich beängstigt. Mit einer einzigen Armlänge hatte er seine Hand an meine glühende Wange gelehnt und das einzige was ich wahrnahm, war das schimmernde Blau seiner Augen. Eine zweite Hand umfasste meine Wange. Mein Körper begann zu kribbeln und wurde dann taub, nur noch er war da. Nur noch er.
Seine Hände und seine Augen, die auf meinen Mund starrten. Irgendwo in den letzten Ecken meines Gehirn fiel mir ein, dass ich ihm doch noch die Entwürfe zeigen wollte, die zuhause auf meinem Schreibtisch herumlungerten, doch da spürte ich bereits seine Brust an meiner. Jetzt spürte ich mein Herz gegen meine Rippen wummern, und hoffte es wäre nicht so laut, als dass er es hören konnte. Er legte seine Stirn an die meine und ich schloss meine Augen, fühlte den Luftzug seines harten Atems auf meinen Lippen.
"Taddl", wimmerte ich, als ich vergaß wer ich war, und bevor ich noch ein weiteres Wort von mir geben konnte, schnellten seine Lippen nach vorne und verbanden sich mit meinen. Gleichzeitig drückte er sich leicht gegen mich und meine Knie wurden weich.
Seine Hände fuhren mir von den Wangen an meinen Nacken und in den Ansatz meiner Haare. Taddl trennte seine Lippen von meinen, nur um sie dann wieder zu verbinden und seine Hände an meine Taille zu legen, um mich damit in seine Richtung zu ziehen. Ein tiefes Aufstöhnen löste sich aus seiner Kehle, verließ aber nicht seine Lippen, als er mit den Beinen an die Kante seines Bettes stieß. Unsere Nasen streiften einander, als wir die Richtung wechselten und ich das erste Mal seine Zungenspitze an meinen Lippen spürte. Gleichzeitig atmeten wir ein und ich spürte das Kribbeln in meinem Körper, als er mich mit seinen starken Händen näher an seinen herandrückte.
Unsere Lippen bewegten sich in einem langsamen Rhythmus, als ich meine Hände in seinen weichen Haaren vergrub und er sich aufs Bett setzte, damit ich mich mit angewinkelten Beinen auf seinem Schoß setzten konnte. Langsam fand ich wieder zu mir und zog an seinem Haaransatz, so wie ich es schon bei seiner Party gemacht hatte. Er grinste in den Kuss hinein und seine Hände fuhren meinen Rücken hinunter. Doch genau an dem Punkt, an dem sich sein Griff verhärtete, löste ich mich plötzlich von ihm, brachte einen Meter Abstand zwischen uns und starrte ihn ungläubig an.
Seine Haare am Hinterkopf waren verstrubbelt, seine Wangen feuerrot, die Lippen plump und ich realisierte, dass ich gerade die Kontrolle über mich und meinen Körper verloren hatte.
"'Tschuldigung", raunte Taddl mit krächzender Stimme außer Atem und sah nun auch so aus, als würde er realisieren, wozu er sich gerade verleiten lassen hatte.
"Ich hatte einfach das Bedürfnis dazu verspürt. Irgendwie konnte ich mich nicht wirklich halten", fügte er noch hinzu und schaute auf seine Hände, die in seinem Schoß lagen.
Wir hatten gerade alles nur noch komplizierter gemacht, als es ohnehin schon war.
"Manchmal wünsche ich mir, dass man mit allem, was einen interessiert, verschmelzen könnte."- Taddl (via Twitter am 27.03.2016)
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Drawn Love (Taddl FF)
Fanfiction"Eigentlich wollte ich nur mal kurz auf Toilette gehen und geendet hat das Ganze mit einem Autogramm von Taddl und einem neuen Nebenjob..."- Abby Abby ist eigentlich das perfekte Beispiel eines Vollzeitfangirls, naja, vielleicht nicht Vollzeit, denn...