Missverständnisse

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Cara

Ich ging Lupi hinterher und schaute erstmal auf die Szene die sich mir bot. Sah die Wölfe und Sven mit ehrfurchtsvoll gesenkten Kopf, ein rotnasiges Rentier mit weit aufgerissenen Augen und vor allem eine mehr als wütende Herrin und anscheinend Santas Tochter, die ziemlich erschrocken schaut während sie von zwei dicken Eiszapfen an ihrem rotem Mantel an der Wand fixiert wird. Das nenn ich mal einen Überraschungsbesuch! Von der Schimpftirade konnte ich bloß noch hören "dass Miss Santa jetzt ihr Eigentum ist, keinerlei Ansprüche zu stellen und ihr anstandslos zu gehorchen hat und es kein Weihnachten mehr geben wird!". Oh oh die besonders miese Laune erklärt die zweistelligen Minusgrade. Was wird wohl passiert sein? So gerne ich wieder gehen würde, aber es hilft nichts, ich muss mir wohl mein bestes Pokerface aufsetzen und mich bemerkbar machen...

Skadi

„Oh ich hab wohl das Interessanteste verpasst". Cara stand spöttisch grinsend in der Tür zum Thronsaal. Elegant und sexy ihre Hüften schwingend kam sie auf uns zu. Sofort entspannte sich mein Gemüt etwas. Ich trat ein Stück von dieser Nervensäge zurück und sah Cara an. Sie verneigte sich kurz vor mir. „Meine Herrin". „Cara du hast wie immer ein optimales Timing. Kümmere dich um diese Person, verarzte das rotnasige Rentier, verräume deine Waren und die neuen „Mitarbeiter" sollen sich sofort an die Arbeit machen!" „Aber sehr gern meine Herrin!" Darauf drehte ich mich ohne ein weiteres Wort schwungvoll mit wehenden Kleid und Haaren um und verließ aufrecht mit schnellen Schritten zur Hintertür den Saal.

Cara

Schmunzelnd gehe ich auf sie zu, ziehe nacheinander die Eiszapfen aus dem Mantel und lege sie neben mir ab. "Soso du bist also Santas Tochter und traust dich die gefürchtete Schneekönigin so zu verärgern...?"
Sie atmete erstmal geräuschvoll aus, anscheinend hatte sie die Luft vor Schreck angehalten. "Hey ich wollte das nicht! Diese miesgelaunte Hexe hat voll überreagiert und ich bin mir keiner Schuld bewusst! Hab sie nur an die Dringlichkeit von Weihnachten erinnert und um Hilfe gebeten! Ich hatte ihr zur Begrüßung zuerst meine Hand hingehalten was sie ignoriert hat, dann habe ich mich an die Worte von meinem Vater erinnert, dass sich die Bewohner des Nordens auch gerne die Nase zur Begrüßung reiben und dann ist sie total ausgeflippt! Und woher sollte ich denn wissen dass sie die Eiskönigin höchstpersönlich ist und nicht nur im Märchen existiert?!"

Nun konnte ich mir beim besten Willen ein Lachen nicht mehr verkneifen. „Tja jetzt weißt du es ja und ich würde dir raten höflich und distanziert zu bleiben, das erspart viel Ärger. Und jetzt erwecke dein Rentier mal aus seiner Starre und lass es uns verarzten. Mir nach!" Gefolgt von den Wölfen, Sven und Miss Santa mit Rudolf machten wir uns auf den Weg nach draußen und ich schickte alle in Richtung Stall. Wandte mich an die neuen Mitarbeiter und Almina und ließ sie die Waren und ihre Sachen mit ins Schloss nehmen und zeigte ihnen kurz die Vorratskammern, Küche, die Zimmer für Mitarbeiter welche zur Verfügung stehen und erwähnte dass sie sich vom oberen Bereich fernhalten sollten außer sie wurden dazu gebeten. „Dann zaubert ein vorzeigbares Abendessen! Almina, du hilfst mir ein Rentier verarzten." Ich ging im Nebenzimmer zum Arzneischrank und nahm Arnikasalbe, Tücher Verbände heraus. Gemeinsam mit Almina gingen wir zum Stall. „Almina du hättest die Herrin gerade sehen sollen, sie war wieder außer sich! Bitte gehe ihr aus dem Weg, verhalte dich unauffällig! Unser Glück ist, dass sie von Santas Tochter abgelenkt ist." „Ich verspreche dass ich vorsichtig bin, mach dir bitte keine Sorgen!"

Sven

Ganz aufgeregt suchte ich nach Lupi und fand ihn zum Glück alleine im Wald auf Spurensuche. Erfreut rief ich „Hey Lupi warte auf mich!" und lief in seine Richtung! „Oh Hallo Sven, kommst du mit mir mit?" „Ja gerne und sag mal was hältst du eigentlich von Ferun und Rudolf, vor allem Rudolf?" „Also ich finde beide sehr interessant. Ferun mag ich jetzt schon, sie ist voll lieb und hat eine total herzliche und freundliche Ausstrahlung. Hoffe sie bleiben beide! Und Rudolf seine mürrische grummelige Art mag ich auch. Schaffen es schon noch dass er auch lustiger wird und so mega cool wie wir!" „Denkst du wirklich dass uns Rudolf mal mag und die beiden bleiben wollen? Ich hab ihn zwar erst gestern zum ersten Mal gesehen, war aber einfach sprachlos, er ist so schön, so stattlich, so stark... ach ja..." seufz... „und mein Herz schlägt so schnell und habe so ein komisches Gefühl im Bauch, was ist das bloß Lupi?" „Hihihi, das kann ich dir sagen! Das sind die Schmetterlinge!" „Schmetterlinge?? Wie kommen die da rein? Hab doch keine gefressen?" „Nein Sven, das sagt man doch nur so! Du hast dich schon ein kleinwenig in ihn verliebt! Aber das ist toll! Meine Mama sagt dass ist ein unglaubliches Gefühl und sie fühlt für meinen Papa auch so. Dann werden wir dafür sorgen dass er das Gleiche für dich fühlt!" „Achso, ich mag nämlich Schmetterlinge total gerne anschauen, aber nicht fressen! Und waaas? Verliebt? Ich? Echt, denkst du? Wie willst du denn das machen?" „Ich weiß schon was...!" sagte Lupi und grinste mich an.
Oje. Das kann was werden. Ganz ruhig, ich kann das. Ich bin frisch gebadet, ähm im Schnee gewälzt, Fell aufgeschüttelt, habe mein Geschenk dabei, es kann nichts schief gehen. Lupi sagte ich bin Mr Cool. Ich klopfte mit dem Huf an die Stalltür, drückte die Tür auf, ging rein und ließ das Säckchen fallen. „Heiiii ich bin Sven. Willst du Möhrenkekse mit mir essen?" sprach ich mit verführerischer Stimme und blinzelte ihn an, ganz wie es Lupi mir gelernt hatte. Rudolf sah mich zuerst überrascht an und gab dann ein brummendes dunkles Lachen von sich. „Wenn das ein Flirtversuch war musst du noch etwas üben Kleiner, aber zu Möhrenkeksen sag ich nicht nein! Komm her und leg dich zu mir, mein Bein ist zwar verarztet aber laufen und stehen kann ich momentan noch nicht so gut." Erleichtert nahm ich die Kekse, trottete auf ihn zu, ließ mich neben ihn ins Stroh fallen und schüttelte die Kekse aus dem Säckchen. Dabei sah ich wie Lupi mich vom Fenster aus angrinst, in die Pfoten klatscht und dann verschwindet . Anscheinend war es doch nicht so schlecht für den Anfang. „Also die Kekse sind sehr gut, Danke Sven. Kannst Rudi zu mir sagen. Aber jetzt sag mir ob du tatsächlich ausgerechnet mich versucht hast anzuflirten?" Jetzt blieb mir fast mein Keks im Hals stecken, bei dieser direkten Frage.....

„Ähm muss dringend weiter, Tschüss und du schone dein Bein!" und schon war ich für meine Verhältnisse schnell aufgesprungen, zur Tür raus und schlug diese mit dem Hinterbein zu. Dabei hörte ich hinter mir sein schönes brummendes dunkles Lachen. „Sven halt, warum rennst du so schnell weg?" Erst am Waldrand blieb ich schwer atmend wieder stehen. Lupi hielt ebenfalls schnaufend neben mir an. „Was ist denn los? Sven!" „Ja naja, ich hab genau gemacht was du gesagt hast, dann meinte Rudi dass ich noch etwas üben muss und ob ich ihn wirklich angeflirtet habe", nuschelte ich. „Ach Sven, Kopf hoch, so leicht geben wir nicht auf! Verstanden?!" und gab mir dabei einen Klaps mit der Pfote auf den Hinterkopf. „Aua!" „Hilft beim Denken!" „Und was soll ich denken?" „Zum Beispiel was du gerne magst." „Kekse?" „Sven! Weiter, hatten wir schon! Was außer Essen!" „Achso... mh... Schmetterlinge?" „Jetzt nicht da und schlecht zu fangen." „Im Wald bei den schönen bunten Lichtern spazieren gehen und dann von ganz oben vom Berg den Ausblick genießen?" „Sein Bein ist kaputt." „Ach Rentierkacke!" „Sven das hilft uns nicht, denke weiter nach! Oder brauchst du noch ne Denkhilfe?" „Aua nein! Mh... Blumen?" „Ja! Das ist gut! Wir suchen Blumen und buddeln sie aus dem Schnee aus dann sind sie auch ganz frisch!", jubelte Lupi ganz begeistert. „Gut, dann weiß ich auch schon wo ich die schönsten mal gefunden hab, ist aber ein Stück entfernt", antwortete ich verträumt. „Macht nichts, dann startet morgen Früh -Aktion Blumen für die Liebe-!", grinste Lupi. Wir verabschiedeten uns und jeder ging nachhause um fit und ausgeschlafen zu sein.

Eine etwas andere Wintergeschichte Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt