We got scars on our future hearts but we never look back no we never look back
„Louise? Louise! Komm wieder her! Du kannst doch nicht einfach abhauen! Komm sofort wieder her! Louise bitte! Lou! Du kannst mich doch nicht einfach alleine lassen! Verlass mich nicht! Bitte! Bleib wenigstens noch diese Nacht! Lass mich alles dir erklären! Bitte! Lou! Ich liebe dich! Bitte bleib! Ich brauche dich doch! Bitte! Es tut mir leid! Bitte! Es war doch nichts ernstes! Ich liebe dich."
Schnaubend drehte ich mich um.
„Dir tut es leid? Spinnst du? Du kannst doch nicht ernsthaft von mir erwarten, dass ich dir glaube? Dein tut mir leid kannst du dir sonst wohin stecken! Es zählt nicht, was du sagst, sondern was du tust! Und du hast mir genau das Gegenteil bewiesen von dem, was du gerade gesagt hast. Was erwartest du von mir? Glaubst du ernsthaft ich bin so dumm und komm zu dir zurück? Nein mein Lieber, da hast du dich gewaltig getäuscht! Es ist aus!"
Während ich noch versuchte, meine Tränen zurückzuhalten, drehte ich mich um und stolzierte zur Türe heraus. In Wahrheit sah das wohl eher aus wie ein begossener Pudel, doch genauso fühlte ich mich gerade. Hinter mir schrie Jayden immer noch. Seine falschen Entschuldigungen verfolgten mich bis in die S-Bahn.
Ziellos fuhr ich umher. Ich saß in der Kreisbahn, wie alle sie nannten. Das war meine Lieblingsbahn, wenn ich nicht wusste wohin. Sie fuhr immer im Kreis, dieselben Stationen, immer am Innenstadtrand. Diese Bahn war ein Treffpunkt für alle Obdachlosen und Leuten wie mir, die nicht mehr wussten wohin, die so verzweifelt waren, dass sie die Lösung ihrer Probleme in der S-Bahn suchten.
Es dämmerte draußen schon, doch ich wusste immer noch nicht, wo ich jetzt hin sollte. Meine ganzen Sachen waren noch bei Jayden und meine Mutter ist im Urlaub. Keiner zuhause und ich hatte meinen Schlüssel auch noch bei Jayden.
Ich war noch immer wie in Schockstarre.Die Lampen in der Bahn gingen an und auf einen Schlag war alles wieder hell.
Draußen zogen die Straßenlaternen, die in der Dämmerung schwach leuchteten, die Häuser, die Bäume, die Autos, ja die ganze Welt da draußen zog vorbei, während ich hier drinnen in meiner eigenen Welt, in der die Zeit stehen geblieben ist, in meinen Gedanken gefangen war.Bei der nächsten Station hielt ich es nicht mehr aus. Ich sprang auf und rannte hinaus auf den Bahnsteig.
Ich irrte durch die Straßen.
Die Sonne verschwand ganz hinter den Hausdächern und alles wurde in stockdunkler Finsternis getaucht.
Langsam ging der Mond auf, und einzelne Sterne erhellten das Firmament.
Die Straßen und Hausdächer glänzten silbrig in dem Mondschein.
Ich kannte mich nicht mehr aus.
Doch ich lief weiterhin stur im Takt der Musik aus meinen Kopfhörern.
Die unbekannten Straßennamen machten mir keine Angst, ich hatte immer noch das Bild vor meinen Augen. Das Bild von Jayden und Tatjana in unserem Schlafzimmer. Eng umschlungen. Während er ihr seine Liebe beteuert.
Ha, ja klar, er liebt mich.
Heiße Tränen strömten über mein Gesicht und automatisch beschleunigte ich meinen Gang.
Heiße, ungebändigte Wut durchfloss mich und ich schlug gegen den nächstbesten Laternenpfahl. Ich rannte schon beinahe, stampfte fest mit meinen Füßen auf.Schritt für Schritt stampfte ich weiter. Einen Fuß vor den anderen. Die Häuser standen jetzt nicht mehr so dicht wie vorhin, Bäume standen am Straßenrand und hielten das Mondlicht zurück. Dunkle Schatten legten sich über die Straße.
Ich spürte, wie sich der Boden unter mir änderte. Jetzt knirschten Kieselsteine leise bei jedem Schritt unter mir.
Ich war in dem einzigen Park der Stadt gelandet.
Der Mond färbte alle Bäume grau.Wie in Trance lief ich weiter. Ich nahm nichts mehr wahr. Weder die Grillen, die leise im Gras zirpten, noch die Mücken und Fliegen, die durch die Luft flogen. Keine Geräusche, nichts mehr. Ich schaute nicht nach links, nicht nach rechts, nicht nach vorne. Mein Blick war starr auf den Boden gerichtet.
Der Boden unter mir änderte sich abermals. Ich lief auf Holzplanken. Jetzt schaute ich mich zum ersten Mal um.
Ich war auf einer alten Holzbrücke, die über einen Fluss führte. Kunstvoll geschnitzte Holzstäbe bildeten die Brüstung.
Ich lehnte mich an das Geländer und schaute auf den Fluss.
Das silberne Mondlicht spiegelte sich in dem Flusswasser, sodass alles glitzerte wie ein silberner Strom.
Die Nacht war klar und ich schaute hinauf zu den Sternen.
Warum immer ich? Warum kann nicht einmal in meinem Leben etwas gut laufen?
Heiße Tränen liefen meine Wangen herunter und ich richtete meinen Blick wieder auf den Fluss unter mir.
Eine Zeit lang stand ich in vollkommener Stille da, ohne irgendeine Bewegung, ohne irgendein Geräusch, nur das Plätschern des Flusses und mein Atem.Leise Schritte ertönten hinter mir.
Ich drehte mich nicht um. Warum auch? Niemand, den ich kenne, würde mitten in der Nacht hierher kommen, außer mir.
Die Schritte verstummten neben mir und ein junger Mann lehnte sich neben mir an die Brüstung. Er war schätzungsweise 23 Jahre alt und sah ziemlich gut aus, soweit ich es bei dieser Dunkelheit erkennen konnte.
Er hatte eine Bierflasche in der Hand und schaute nachdenklich auf das Wasser hinunter.
Auch ich blickte wieder nach unten betrachtete das silber glitzernde Wasser.„Was machst du hier draußen, nachts, ganz alleine?"
Fragend schaute er mich an.
Ich reagierte nicht, ich zuckte nicht mal mit einer Wimper, als er mich ansprach.
Er atmete tief durch und seufzte dann.„Okay. Du willst nicht mit mir reden? Ich könnte allerdings objektiv über deine Probleme urteilen."
Nun blickte er mich herausfordernd an, wartete auf eine Reaktion meinerseits. Doch ich stand nur still da und betrachtete den Fluss, während einzelne Tränen aus meinen Augenwinkeln heraustropften.
Er seufzte und blickte mich noch einmal von der Seite an, bevor er einen Schluck aus seiner Flasche nahm. Fragend hielt er sie mir danach hin. Ich schüttelte nur meinen Kopf. Er lächelte, da dies meine erste Reaktion war, die ich gezeigt hatte.Wir standen lange einfach nur still nebeneinander, bevor der Junge das Wort ergriff:
„Hör zu, ich merke, dass du nicht reden willst, aber ich merke auch, dass es dir nicht gut geht und manchmal hilft ein Gespräch mit einer fremden Person mehr als man denkt. Aber wenn du nicht mit mir reden willst ist das auch okay. Ich bin jeden Abend hier, also wenn du jemanden brauchst zum Reden, abends stehe ich immer hier auf dieser Brücke. Ich werde hier auch heute stehenbleiben, auch wenn du mich nicht neben dir stehen haben willst, aber du kennst mich nicht, also kannst du mich auch ohne schlechtes Gewissen ignorieren oder vollabern."
Er lies sich auf den Boden fallen und starrte durch die Metallstäbe in den Himmel. Die Bierflasche drehte er dabei in den Händen.
Ich setzte mich neben ihn und schaute hinauf in den Sternenhimmel.
Wen in diesem unendlich großem Universum hat unser Streit interessiert? Niemanden. Wen interessiert es, wenn hier unten auf der Erde jemand stirbt? Niemanden. Wen interessiert es, wenn die Erde zugrunde geht? Niemanden. Jeder lebt sein Leben, falls es überhaupt denkende Lebewesen gibt, und schert sich nicht um die anderen Planeten und Sterne in den anderen Galaxien. Also warum machen wir Menschen das nicht genauso? Warum sorgen wir uns immer um die anderen? Warum will dieser Junge neben mir sitzen und sich meine Probleme anhören?
Mein Blick wanderte vorsichtig zu ihm rüber. Wie er so den Himmel betrachtete sah er auf den ersten Blick entspannt aus. Doch je länger ich ihn beobachtete, desto mehr fiel mir auf, wie gebrochen er doch aussah.
Er blickte nun auch zu mir und lächelte mich an.
Ich versuchte zu lächeln, doch wahrscheinlich zuckten nur meine Mundwinkel, doch er schien es verstanden zu haben und lächelte nun noch breiter.Er hielt mir erneut schweigend seine Bierflasche hin. Fragend schaute er mich wieder an. Seufzend nahm ich sie ihm aus der Hand und nahm einen Schluck. Der Alkohol brannte in meiner Kehle. Ich hatte schon lange nichts mehr getrunken, ich war ihn nicht mehr gewöhnt, doch ich spürte wie er mir gut tat.
„Verrätst du mir jetzt deinen Namen?"
Ich seufzte wieder.
„Louise."
„Freut mich dich kennenzulernen, Lou. Ich bin Leo. Und dir stets zu Diensten"Und damit war der Beginn einer langen, innigen Freundschaft getan.
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The Club 27
General FictionWelcome to the Club 27! Louise gründet mit ihren Mitbewohnern Leo und Jim und ihrer Club-Bekanntschaft Noah eine Band. Gemeinsam leben sie ihren Traum, ein Leben als Rockstar. Mit allem Drum und Dran: Sex, Drugs and Rock'n Roll Doch ein paar Jahre s...