Kapitel 5

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Sein Leben wurde langsam aber sicher zu einem eintönigen Trott, dem er nicht entfliehen konnte. Kageyama Tobio, der große Volleyball-Star von einst; das Einzige, was er noch zu bieten hatte, war ein mitleierregender Anblick, und das wusste er auch.

Er versuchte Frieden zu halten, versuchte sich Shouyous Willen unterzuordnen, weil das besser wäre, weil das notwendig wäre um Frieden zu halten, aber zugleich verspürte er auch keine große Lust in allem nachzugeben. Da sich Shouyou um ihn kümmerte, war er ihm gewisse Dinge schuldig, wie die auf ihn Rücksicht zu nehmen, wenn manche seiner Entscheidungen Shouyou ebenfalls betrafen, also fragte er nach bei Terminen, zu denen Shouyou ihn fahren sollte, ging zum Arzt, selbst wenn er nicht wollte, war so rücksichtsvoll wie er sein konnte seinem Ex gegenüber, aber der schien trotzdem immer unzufriedener mit ihm zu werden.

Shouyou drängte ihn dauernd dazu auszugehen, vermutlich deswegen, weil ihm selbst die Decke auf dem Kopf zu fallen drohte, doch da Tobio nicht bereit war sich der Welt in seinem derzeitigen Zustand zu stellen, lehnte er das immer ab. Und dann, als er von Kuroo-sans Angebot erfuhr, da sagte er Shouyou direkt ins Gesicht, dass dieser das alles einfach ohne ihn machen sollte, da er doch offenbar so dringend einmal Abwechslung in sein Leben bringen wollte, doch das führte natürlich wieder zu einem neuen Streit.

Früher wenn sie sich gestritten hatten (und sie hatten sich ja oft genug gestritten), da hatte sich Tobio immer darauf verlassen können, dass sie sich wieder vertragen würden, wenn nicht gleich am nächsten Tag, dann zumindest irgendwann in absehbarer Zukunft wieder. Volleyball hatte sie aneinander gebunden, und selbst nach ihrem letzten Streit, selbst nach ihrer letzten Trennung, da hatte Tobio nicht daran gezweifelt, dass sich Hinata Shouyou irgendwann in irgendeiner Form wieder in sein Leben zurück verirren würde. Aber jetzt war das anders.

Zum zweiten Mal seit sie zusammen zu Kozume-san gezogen waren, fürchtete er, dass Shouyou nicht nur weggegangen war und ihn verlassen hatte, nein, dass er ihn dieses Mal sogar für immer verlassen hatte, dass er dieses Mal nie wieder in sein Leben zurückkehren würde, da er ja keinen Grund mehr dazu besaß. Sie waren keine Partner mehr, in keinerlei Hinsicht, und sie waren auch keine Rivalen mehr, Shouyou besaß keinen Grund jemals wieder zu ihm zurückzukehren. Dieses Mal war er zu weit gegangen, seine eigenen Gefühle wichtiger zu nehmen als die von Shouyou, der sowieso schon alles aufopfern musste um sich um ihn zu kümmern, war ein Fehler gewesen.

Als er aus seinem Zimmer zurückgerollt kam um sich bei Kozume-san zu entschuldigen, hatte er feststellen müssen, dass Shouyou wieder weg war, und dieses Mal würde er vielleicht wirklich nicht zurückkommen, dieses Mal wäre er vielleicht wirklich für immer weg. Wirklich für immer.

Aber was hätte ich tun sollen? Mich als verkrüppelten Zuseher-Lockvogel zur Verfügung zu stellen, obwohl ich das nicht kann und nicht will? Aber es war ja nichts Neues, nicht wahr? Es war nichts Neues, dass seine emotionalen Bedürfnisse weniger wert waren als die von Hinata Shouyou. Wieso hatte er erwartet, dass sich das ändern würde, nur weil Hinata gekommen war um ihn in seinem dunkelsten Moment aufzufangen?

Dann werde ich eben ein verkrüppelter Lockvogel sein, wenn es das ist, was ich tun muss, damit er zurückkommt...

Er suchte Kozume-san in seinem Arbeitszimmer auf. Der ältere Mann schien gerade damit beschäftigt zu sein eines seiner Videos zu schneiden.

Tobio räusperte sich. „Ehm, ich ... du kannst Kuroo-san sagen, dass ich meine Meinung geändert habe, wenn es noch nicht zu spät ist. Dass ich und Hinata ihm gerne zur Verfügung stehen, für was auch immer er braucht", erklärte er langsam, ohne Kozume-san dabei in die Augen zu sehen.

Der schwieg einen Moment. Dann meinte er: „Du weißt, dass du es nicht tun musst, wenn du nicht möchtest, ja? Es war ein Angebot von Kuro, kein Befehl oder dergleichen. Es ist keine Bedingung dafür, dass du weiterhin hier wohnen kannst."

Lonley at the TopWo Geschichten leben. Entdecke jetzt