Kapitel 7

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Nach Sugawara-sans Besuch fiel es Tobio am nächsten Morgen noch schwerer als sonst aufzustehen. Aber Morgen arbeite ich mit Kuroo-san. Ich hab schon zugesagt. Bis das vorbei ist, muss ich mich immer noch zusammenreißen.

Er ertappte sich dabei, dass das Projekt, bei dem er eigentlich gar nicht hatte mitmachen wollen, und dem er nur zugesagt hatte um nicht einsam und verlassen auf der Straße zu enden, jetzt alles war, was ihn noch dazu brachte weiterzumachen. Offenbar war es doch eine gute Entscheidung gewesen Kuroo-san zuzusagen. Verpflichtungen, Termine ... wenn er die nicht hätte, nun dann wüsste er nicht, ob er es heute über sich bringen würde sich aus dem Bett zu quälen.

Von Hinata war heute Morgen nichts zu sehen. Kozume-san übernahm wie selbstverständlich dessen Aufgaben bei Tobios morgendlicher Routine, und das obwohl er eigentlich arbeiten musste.

„Es tut mir leid, dass ich dir solche Umstände bereite, Kozume-san", erklärte Tobio schuldbewusst, als sie beim Frühstück saßen, „Mir ist klar, dass das nichts ist, wofür du dich bereit erklärt hast, als du zugestimmt hast uns hier wohnen zu lassen."

Kozume-san zuckte die Schultern. „Shouyou hat mich darum gebeten, also mache ich es", meinte er, als würde ihm die Tatsache, dass er jemand anderem bei seiner Morgentoilette helfen musste, nicht mehr Umstände bereiten als eine Katze zu füttern. Aber vielleicht tat es das auch nicht. Dafür, dass Kozume-san ein sehr zurückgezogen lebender Mensch war, der eigentlich nicht gerne mit anderen Menschen zu tun hatte, war er bisher erstaunlich rücksichtsvoll gewesen, was Tobio und dessen Bedürfnisse anging. Er hatte sogar sein Bad für den anderen Mann umgebaut, und auch wenn Kozume-san eindeutig das Geld dazu hatte, so fühlte sich Tobio doch wegen all den Umständen, die sich der Mann seinetwegen machen musste, mies.

„Ich finde übrigens, dass du aufhören solltest mich immer Kozume-san zu nennen, Kageyama", erklärte Kozume-san dann, „Immerhin sind wir Mitbewohner. Und ich war noch nie ein Fan von all diesen komplizierten japanischen Arten einander anzusprechen."

Tobio, der zur Höflichkeit seinen Älteren gegenüber erzogen worden war, wusste nicht was er mit dieser Aussage anfangen sollte. Also nickte er nur und meinte: „Ich werde versuchen es mir zu merken ... Kozume."

Kozume-san musterte ihn einen Moment lang schweigend, und nickte dann als könnte er nichts anderes von Tobio erwarten. Wollte er stattdessen bei seinem Vornamen angesprochen werden oder gar bei seinen seltsamen Online-Namen? Tobio hatte mit Spitznamen immer schon seine Probleme gehabt. Es kostete ihn schon Anstrengungen Menschen, die er gut kannte, beim Vornamen zu nennen. Beides signalisierte für ihn ein Ausmaß an Intimität, das er in Bezug auf die meisten anderen Leute, für unangebracht hielt.

Kozume-san schien einen Moment lang in seinen Gedanken verloren zu sein. Dann verkündete er: „Weißt du, Shouyou meint es wirklich nur gut. Er ist jemand, der seine Zuneigung nun einmal ziemlich direkt ausdrückt, und noch dazu vielleicht nicht immer so wie das Menschen wie uns gefallen mag."

Aber leider war es komplizierter als das. Wenn es so einfach wäre, dann könnte Tobio alles, was in den letzten zwei Wochen geschehen war, einfach wegwischen und vergessen als wäre es nichts. Aber es war eben nicht so einfach. Es steckte mehr dahinter, und es war alles viel komplizierter als das. Und Hinata war nicht einmal hier um sich persönlich zu entschuldigen.

Vermutlich sucht er sich schon eine neue Bleibe. Immerhin hatte Tobio ihm gesagt, dass er gehen sollte, nicht wahr?

Tobio zuckte also nur die Schultern. Er wollte Kozume-san nicht widersprechen, aber er glaubte nicht an seine Worte. Die Wahrheit war, dass Kozume-san einen anderen Hinata Shouyou kannte als Tobio. Seine Sicht auf Shouyou war um einiges vorteilhafter als die von Tobio, denn als Shouyous romantischer Partner hatte er alle Seiten von ihm zu Gesicht bekommen, auch die weniger vorteilhaften. Die hatten Tobio in der Vergangenheit nie wirklich gestört, er hatte sie immer hingenommen und akzeptiert. Selbst ihre letzte Trennung - im Grunde hatte Tobio gewusst, dass es mehr an der Tatsache lag, dass Shouyou ihn nicht so liebte wie er ihn liebte als an Shouyous Egoismus, dass sie nicht zusammen glücklich werden konnten. Und wie sollte er auch von jemandem wie Hinata Shouyou verlangen können jemanden wie Kageyama Tobio zu lieben?

Lonley at the TopWo Geschichten leben. Entdecke jetzt