Kapitel 17

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Tobio hatte sich die Frage Was willst du eigentlich einmal mit deinem Leben anstellen? niemals wirklich gestellt, weil er sich immer darüber im Klaren gewesen war, dass Volleyball seine Zukunft sein würde. Seit er zum ersten Mal einen Ball in den Händen gehalten hatte, hatte er das gewusst, und nichts, was jemals in seinen Leben passiert war, kein noch so schlimmer Rückschlag, hatte ihn jemals von dieser Überzeugung abgebracht.

Bis ihm seine Zukunft auf einmal unwiederbringlich entglitt. Und dann sah es einige Zeit lang so aus als ob es gar keine Zukunft mehr für ihn gäbe. Er beschloss früh, dass er sich zunächst einmal darauf konzentrieren wollte wieder einigermaßen gesund zu werden, bevor er sich über irgendetwas anderes Gedanken machen konnte. Natürlich auch, weil es ihm deprimierte sich eine Zukunft ohne Volleyball vorzustellen, und weil ihm der Gedanke an Veränderungen Angst machte, aber auch aus praktischen Gründen: Er musste sich bewegen können um irgendetwas arbeiten zu können.

Für Kuroo oder Kozume zu arbeiten diente eher dem Zweck ihn zu beschäftigen und auf andere Gedanken zu bringen anstatt dem seine zukünftige Karriere zu gestalten. Und dann war da die ganze Arbeit, die er in der Psychotherapie leisten musste um wieder zu lernen mit sich selbst klar zu kommen, und die ganze Beziehungsarbeit, die er leisten musste, um seine Ehe mit Shouyou wieder in Ordnung zu bringen, zu der auch gehörte sich damit anzufreunden, dass Volleyball zwar Teil seines Lebens war, er aber nicht mehr wirklich Teil von Volleyball.

Er musste vor allem auch lernen sich an sein neues Leben zu gewöhnen.

Und dann begann die neue Volleyball-Saison, und er unterstützte Shouyou so gut er konnte, während er zugleich alles für den geplanten Umzug vorzubereiten, was wieder alles änderte.

Er fand neue Tätigkeiten. Tätigkeiten, die ihm auch Geld einbrachten, denn er musste ja an die Zukunft denken, oder besser gesagt konnte er jetzt wieder an die Zukunft denken. Aber er wusste nicht wirklich was er nun, da sich alles geändert hatte, eigentlich mit seinem Leben anstellen sollte.

Er mochte Kozume Kenma, aber wollte den Rest seines Lebens nicht als Assistent des großen Kodzuken verbringen, das war einfach nicht sein Stil. Aber was sollte er sonst tun?

Er hatte zugestimmt für die Assoziation zu arbeiten, weil Volleyball dadurch immer noch Teil seines Lebens bleiben konnte, aber er machte sich nichts vor: Das war nicht wirklich die Art von Arbeit, für die er geschaffen war. Er war noch nie für sein Organisationstalent bekannt gewesen, und administrative Tätigkeiten waren ihm von Natur aus zu wider. Er konnte die Sicht eines ehemaligen Profi-Spielers zu heiklen Fragen beisteuern, das ja, aber das war nicht genug um den Rest seines Daseins auszufüllen.

Und was blieb ihm sonst noch? Hinata Shouyous hingebungsvoller Ehemann zu sein? Ein Ehemann, von dem der Großteil der Welt nicht einmal etwas wusste? Und selbst wenn es anders wäre: Kageyama Tobio war noch nie jemand gewesen, der sich mit einer passiven Rolle zufrieden gegeben hatte. Er wollte mehr sein als das.

Kurz gesagt: Tobio wusste mit wem er den Rest seines Lebens verbringen wollte, er wusste aber nicht wie er den Rest seines Lebens verbringen wollte.

Und Oikawa hatte recht gehabt: Es gab Möglichkeiten - sehr viele sogar. Doch woher sollte er wissen welche von denen die richtige für ihn persönlich war?

Für alle anderen war es leichter, nahm er an. Sie hatten nie vorgehabt Profi-Spieler zu werden. Kuroo und Kozume schienen Erfüllung in dem gefunden zu haben, was sie taten. Sie waren seine Freunde, immer bereit ihm Jobs oder Aufträge anzubieten, und das wusste er zu schätzen, aber sie verstanden sein Problem nicht so richtig. Weil sie eben einfach nie an seiner Stelle gewesen waren.

Mehr unter Leute zu gehen half auch nichts. Nicht wirklich. Natürlich könnte er eine Karriere als Quereinsteiger in Betracht ziehen, aber ... für welchen Beruf wäre er schon geeignet?

Lonley at the TopWo Geschichten leben. Entdecke jetzt