Als Shouyou nach Hause zurückkam, war er zugleich müde, besorgt, und glücklich. Es war eine ungewohnte Mischung aus Gefühlen, mit denen er bisher in dieser Art nicht hatte umgehen müssen. Müde und glücklich zugleich war er nach gewonnen Matches in der Vergangenheit öfter gewesen, doch nun kam die Sorge um Tobio hinzu, die ihn begleitete seit er Tokyo verlassen hatte.
Sie hatte ihn so sehr abgelenkt, dass er darum gebeten hatte den Beginn des Matches auf der Bank verbringen zu können, um sein aufgewühltes Innenleben beruhigen zu können und sich von einer anderen Perspektive aus auf das Match konzentrieren zu können. Und es hatte funktioniert - als er das Spielfeld schließlich betreten hatte, hatte er an nichts anderes mehr gedacht als das Match; er war dafür bereit gewesen und hatte alles geben können.
Doch kaum, dass sie gewonnen hatten, war sie Sorge zurückgekehrt. Am Telefon hatte Tobio nur ein paar kurze Worte für ihn übrig gehabt, ihm versichert, das alles in Ordnung war, und gesagt sie würden sich bald sehen. Shouyou glaubte zwar nicht, dass sein Ehemann ihn anlügen würde, aber wer wusste schon wann die depressiven Gedanken Tobio wieder einholten? Wann ihm klar geworden war, dass Shouyou immer noch Volleyball spielte, aber er das nie wieder tun konnte, und was diese Erkenntnis ihm antun würde.
Die ganze Fahrt über zurück nach Tokyo hatte Shouyou sich Sorgen gemacht. Und nun, als er mitten in der Nacht die Wohnung betrat, wusste er nicht was ihn erwarten würde.
Zunächst erwartete ihn gar nichts. Alle schienen zu schlafen. Es war dunkel in der Wohnung, keines von Kenmas Geräten war eingeschalten, und es war auch kein Laut aus irgendeinem der Zimmer zu hören.
Auf dem Bett vor Tobios Türe schlief niemand, aber das war nicht überraschend. Kenma hatte sich immer schon geweigert sich „wie ein Gefängniswärter oder eine Mutterhenne" aufzuführen, wenn er die Nachtschicht übernehmen musste, und hatte Tobio stattdessen mit einem Baby Phon und einem weiteren Funkgerät für alle Fälle ausgestattet. Dass niemand auf war, bedeutete also vermutlich, dass Tobio entweder schlief oder zumindest so tat als würde er schlafen.
Shouyou versuchte extra leise zu sein, für den Fall, dass sein Mann tatsächlich schlief. Er sperrte die Türe hinter sich ab, stellte seine Sporttasche ab, und holte sich erst einmal einen Smoothie aus dem Kühlschrank.
Als er sich umdrehte, nachdem er den Kühlschrank wieder geschlossen hatte, stieß er beinahe mit einer großgewachsenen Gestalt im Dunkeln zusammen. Erschrocken holte Shouyouy mit einem Arm aus um sich zu verteidigen, falls das notwendig werden sollte, doch eine bekannte Stimme beruhigte ihn: „Wow, immer mit der Ruhe, Kleiner. Ich bin kein Einbrecher, ich bin's nur!"
„Kuroo?!"
Das Licht ging an, und Shouyou blinzelte einige Male, bevor er einen nur mit einer Boxershort bekleideten Kuroo Tetsuro erkannte, der mit noch zerzausteren Haaren als sonst vor ihm stand.
Shouyou wollte schon eine dumme Frage stellen, als er sah, dass die Türe zu Kenmas Schlafzimmer einen Spalt offenstand, und erkannte, dass Kuroo offenbar aus diesem Zimmer gekommen war.
„Ich – ehm – verbringe die Nacht hier. Ich wollte mir nur etwas zu trinken holen", erklärte Kuroo.
Shouyou starrte ihn an. „Du hast in Kenmas Zimmer geschlafen?", wunderte er sich. Normalerweise, wenn Kuroo hier die Nacht verbrachte (was selten vorkam, und Shouyou wusste ja auch warum das so war), benutzte er das Sofa im Wohnzimmer. Und außerdem war er normalerweise auch bekleideter als jetzt. Es handelte sich nicht einmal um eine besonders warme Nacht, was seine Fast-Nacktheit doppelt verdächtig machte.
„Ja?", lautete die verunsicherte Antwort, die er bekam.
Wieso formuliert er das als Frage? Müsste er das nicht besser wissen als ich?
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Lonley at the Top
FanficSpoilerwarning: Spoiler für Staffel 4, die OVAs, sowie Manga-Spoiler Warnings: Angst, Schwere Verletzung, Depression, Minderwertigkeitskomplex, emotionale Unnahbarkeit, Eifersucht, japanische Schreibweise der Namen (Nachname vor Vorname) Pairings: K...