Kapitel 9

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Zusätzliche Warnings: Trigger-Warning für dezidierte Selbstmord-Gedanken in diesem Kapitel


Kozume war extra nett zu ihm. Das war nicht zu übersehen und sorgte dafür, dass Tobio sich nur noch mieser fühlte als sowieso schon. Offenbar machte sich Kozume Sorgen um seinen übersensiblen Mitbewohner, der nicht damit zurecht kam, dass sein altes Leben vorbei war, und deswegen besonders umsorgt werden musste.

Normalerweise war Kozume jemand, der anderen ihren Freiraum ließ, doch heute ließ er es sich nicht nehmen im Fünf Minuten-Takt in Tobios Zimmer vorbeizusehen um ihm entweder Dinge zu bringen, die dieser nicht brauchte, oder ihm Aktivitäten vorzuschlagen, auf die dieser nicht eingehen wollte, oder ihm unnötige Frage zu stellen, deren Antworten sie beide bereits kannten.

Nach seinem Ausbruch gegenüber Kuroo-san am Vormittag, war Tobio in sein Zimmer zurückgerollt um für sich alleine zu sein, wogegen Kozume vorerst auch nichts einzuwenden gehabt hatte.

Als er ihn ungefähr zehn Minuten später gefragt hatte, ob er etwas brauchte, war Tobio das auch noch nicht verdächtig vorgekommen, doch als er ihm wenig später kommentarlos Haferschleim ins Zimmer brachte, begann sich Tobio zu wundern und hörte damit erst auf, als ihm nach zwei weiteren Unterbrechungen klar wurde, dass Kozume ihn nun offenbar bewachte/überwachte, weil er sich Sorgen um ihn machte.

Tobio hätte ihm gerne gesagt, dass diese Sorgen unbegründet waren, doch leider waren sie das ja nicht. Nicht wirklich.

Und die Tatsache, dass Kozume sich um ihn Sorgen machen musste, bewies nur wieder wie viel besser alle dran wären, wenn er nicht Teil ihres Lebens wäre. Wenn es mich einfach nicht mehr geben würde, dann müsste er seine Zeit nicht damit verschwenden nachzusehen wie es mir geht. Dann hätte er weniger Stress. Zugleich aber war ja vielleicht genau das Kozumes Befürchtung, dass Tobio sich etwas antun könnte.

Doch Selbstmord in der Wohnung eines anderen wäre unhöflich. Tobio war besser erzogen worden. Leider fehlte ihm die Möglichkeit so wie alle anderen die nächste Brücke aufzusuchen, seine Schuhe auszuziehen, und einfach zu springen. Er konnte auch nicht den Zug nehmen oder von einem hohen Gebäude springen. Er konnte nirgendwo alleine hingelangen um dort allem ein Ende zu setzen, genau das war ja sein Problem. Er war so armselig, dass er sich nicht einmal das Leben nehmen konnte. Wie ironisch und furchtbar zugleich war das nur?

Doch was sollte er nur tun? Am Ende würde er alleine zurückgelassen werden, das war ihm klar. Und dann, wenn es soweit war, nun vielleicht würde er dann in der Lage sein einfach alles zu beenden. Doch bis dahin ... bis dahin musste er irgendwie die Kraft aufbringen weiterzumachen, am Morgen aufzuwachen, sich dem nächsten Tag zu stellen, so zu tun als gäbe es etwas, für das es sich zu leben lohnte.

Er musste das tun, denn wenn er es nicht tat, dann würde er sich schon sehr bald ganz alleine wiederfinden. Kozume war vielleicht sehr geduldig, aber ein Heiliger war er definitiv nicht. Irgendwann würde es ihm zu viel werden, dass sein Mitbewohner – um den er nie gebeten hatte – zu schwach war um damit klar zu kommen, dass er nie wieder Volleyball spielen können würde.

An diesem Tag bekam er auf jeden Fall ziemlich viel von Kozume, aber dafür nichts von Hinata zu Gesicht. Ein Teil von ihm hatte gehofft, dass sein Ex-Mann wieder auftauchen würde, wenn er mit seiner Arbeit für Kuroo-san fertig war, doch offenbar wollte er ihn nicht sehen, offenbar hatte er wirklich vor das zu tun, was Tobio ihm angeschafft hatte: Er wollte zurück zu seinem Team gehen und Tobio verlassen. Und Tobio davor nicht mehr ins Gesicht sehen müssen.

Am nächsten Morgen teilte Kozume ihm mit, dass Hinata hier gewesen war, doch offenbar war er schon wieder weg. Ja, es konnte nicht deutlicher sein: Hinata Shouyou wollte nichts mehr mit Kageyama Tobio zu tun haben.

Lonley at the TopWo Geschichten leben. Entdecke jetzt