Harry Imagine for LittleBoobear

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Heute ist der Tag vor dem du dich schon so lange gefürchtet hast. Der Tag, der die ganzen schrecklichen Erinnernungen wieder aufwühlt, die du versucht hast zu verstecken. Die ganzen Monate über hast du es geschafft deine bröcklige Fassade zu kitten, mit der Liebe von Freunden und Verwandten, doch jetzt bricht alles wieder in sich zusammen. Die Arbeit von Stunden und Tagen mit Therapie und gutem Zureden zerspringt vor deinen Augen, als du immer noch wie versteinert auf das Datum deines Wandkalenders starst. Ist es wirklich schon so lange her? Ist sie wirklich schon seid einem ganze Jahr fort? Wütend reist du den Kalender von der Wand und veruchst ihn in Stücke zu reißen. Es gelingt dir nicht wirklich, da die Pappe zu dick ist. Du lässt ihn zu Boden gleiten, deine Augen füllen sich mit Tränen. Verzweifelt setzt du dich auf deine Bettkannte und siehst ins Leere. Dein Handy vibriert in deiner Tasche. Es ist Louis. Du drückst ihn weg. Du willst jetzt nicht reden, noch nicht mal mit deinem besten Freund. Du glaubst einfach nicht, dass du jetzt eine Ton herausbringen würdest, ohne sofort los zu schreien. Dein Handy vibriert abermals. Diesmal ist es eine Sms. Alles klar bei dir? Ich kann vorbei kommen, wenn du willst. Ich wollte nicht, dass er kam. Abgesehen davon weißt du, dass er heute mit seiner Freundin Jenny etwas machen will. Nein, brauchst du nicht. Ich komm klar. Habt Spaß ihr zwei. x  Ich wischte mir mit dem Zipfel meiner Bettdecke die stummen Tränen von meiner Wange. Ok. Ich bin da, wenn du was brauchst. Wie einfach es doch ist, zu lügen, wenn man Sms schreibt. Du rollst dich auf deinem Bett zusammen, machst dich so klein wie möglich, weil du hoffst, dass du so einfach durch die Decke hindurch und in ein magisches Land hinweg verschwinden kannst, wie es Mum früher immer behauptet hatte. Man muss einfach nur die Augen schließen und ganz fest an etwas wunderschönes denken und wenn du die Augen auf machst bist du im Wunderland. Du drückst die Augen so fest zusammen, dass kleine bunte Flecken vor deinen Augen tanzen und denkst an das Land, dass dir deine Mutter früher immer beschrieben hat. Langsam öffnest du die Augen. Nichts. Immer noch die gleiche, geblümte Tapete und die gleiche Lampe an der Decke und die selben Bilder an der Wand. Keine Spur von Feen und Blütenstaub. Wahrscheinlich ist das Wunderland mit ihr gestorben. Du beginnst leise dich hin und her zu wiegen, unaufhörlich weinend, bevor du in einen tiefen Schlaf fällst.

Du erwachst von dem Duft von Jasmintee direkt vor deiner Nase. Der lieblinsg Tee deiner Mutter. Langsam öffnest du deine Augen. Sie sind auf das hellblau deiner Decke gerichtet, die an einigen Stellen ganz fleckig ist, von den vielen Tränen. Du hebst vorsichtig deinen Kopf, nur um deinen Blick sofort auf zwei hellgrüne Augen zu werfen. Die Augen deines wunderschönen Freundes Harry. Er hält zwei dampfende Becher in der Hand. "Morgen, Sleeping Beauty." Er lächelt zarghaft. Du schafst es nur kurz mit den Mundwinkeln zu zucken. Schnell stellt er die Becher auf deinen Schreibtisch und nimmt ich in den Arm, bevor die nächste Welle an Tränen die Überhand gewinnt. "Ich bin bei dir. Ich bin da", flüstert er in dein Ohr, während er dich ganz fest hält. Du willst nicht, dass er dich je wieder los lässt. Eine geraume Weile sitzt ihr einfach nur schweigend auf deinem Bett, die Stille wird nur durch gelegendliche Schluchzer unterbrochen. "Glaubst du, du kannst mit mir nach unten kommen?", fragt Harry, seine Locken kitzeln ein wenig an deiner Wange. "Ich hab etwas vorbereitet." Du nickst einmal knapp, weil du dich zu nicht viel mehr in der Lage fühlst. Er löst sich behutsam von dir und nimmt deine Hand, in der anderen balanciert er den, mittlerweile kalten, Tee. Er führt dich die Treppe hinunter. "Warte hier einen Moment." Er lässt dich kurz im Flur alleine und flizt in die Küche, um den Inhalt der Becher in die Spüle zu schütten und sie wieder zu füllen. Du umschlingst dich selbst mit deinen Armen, damit du nicht auseinander brichst, während du auf ihn wartest. "Ich bin schon wieder da. Keine Angst." Er nimmt abermals deine Hand und führt dich ins anliegende Wohnzimmer. Ein Klos bildet sich in deinem Hals, als du realisierst, was er dort alles aufgebaut hat.

Alle Vorhänge sind zu gezogen, das Zimmer wird nur vom warmen Flackern der aberhunderten vin Kerzen erhellt. Sie sind auf kleine Tischen und entlang der Fensterbrette verteilt, im Karmin prasselt ein Feuer. Auf dem kleinen Couchtisch stehen eine Kanne Tee, ein Teller mit Sushi, einer mit double chocolate Cookies und eine Schaale mit Pistatien. Alles lieblings Dinge meiner Mutter. Im Hintergrund spielt leise Neil Diamond. Es ist perfekt. Wie lange er wohl dafür gebraucht hat? "Wie findest dus? Wenn es zu viel ist, räum ich alles wieder auf." - "Es ist wunderschön." Das waren die einzigen Worte, die ich bis jetzt gesagt hatte. Du trittst auf ihn zu und küsst ihn und legst dabei so viel Dank und Liebe in diesen Kuss, wie du nur kannst. "Ich liebe dich", flüsterst du ganz nahe an seinen Lippen. "Ich dich noch mehr." Ihr setzt euch gemeinsam aufs  Sofa und schaut euch Fotoalben deiner Mum an, die er mit Hilfe deines Vaters hervor gekramt hat. Immer wieder nimmt er dich in den Arm, weil dich die Tränen überkommen. Der Geschmack des Essen bringen Erinnerungen bei dir hoch, die du in deinem Herzen verankerst. Zum Beispiel wird dich Sushi immer daran erinnern, wie sich deine Mutter manchmal Essstäbchen in die Haare gesteckt hat, wenn sie ihre Klammern nicht gefunden hat. Oder als einmal fast die Küche gebrannt hat, als ihr gemeinsam Cookies gebacken habt. Oder wie ihr immer mit der ganzen Familie im Sommer am Bootshaus saßt und Pistatienschaalen-Weitspucken gespielt habt. Das waren noch schöne Zeiten. Du erzählst Harry all diese Geschichten und bist dabei für einen Moment richtig glücklich, weil du die Trauer hinter dir lassen kannst. Als du geendet hast, liegt ihr beide einfach nur  auf dem Sofa, in einander gekuschelt. "Deine Mutter muss echt eine tolle Frau gewesen sein. Ich wünschte, ich hätte sie früher kennen gelernt." - "Das wäre echt schön gewesen", antwortest du mit erstickter Stimme und lehnts dich nach vorne, um ihm noch einen Kuss zu geben. "Danke, für das alles." - "Du brauchst dich nicht zu bedanken. Das war doch selbstverständlich." - "Naja nicht alles." Du streichst sachte mit den Fingerspitzen seinen Arm hinauf und hinunter. "Danke, dafür, dass du mich zusammen hälst", sagst du ernst. "Nichts lieber als das."

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Hier ist dein Imagine :) Ich hoffe es ist nicht zu traurig geworden.

Lucie xx

1D Imagines (closed)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt