Am nächsten Tag kam ich recht spät zum Training, da ich noch etwas mit einer Mitschülerin für die nächste Klausur besprochen hatte. Ich freute mich ungewöhnlich doll, an der Sporthalle anzukommen. Ich hatte Sugawara noch gar nicht gesehen heute und obwohl es erst einen Tag her war, dass wir bei mir waren, vermisste ich ihn schon. Ich hatte dem Unterricht kaum folgen können, weil meine Gedanken immer wieder zu meinem Freund und die Gefühle, die er in mir auslöste, gewandert waren.
Als ich mich nun langsam der Trainingshalle näherte, hörte ich schon unsere üblichen Streithähne von weitem schreien: "Du hast das Netz kaputt gemacht, Hinata Baka"
"Ja, weil ich fast davon erdrosselt wurde, Kageyama"
Für einen Moment blieb ich im Türrahmen stehen und betrachtete das Chaos. Sensei Ukai war noch nicht da, sodass alle durcheinander liefen und versuchten, auf eigene Faust alles vorzubereiten oder sich warm zu machen.
In der Mitte saß Hinata, das Netz immer noch um seine schultern gewickelt und ich sah, dass es gerissen war. Vor ihm stand Kageyama und bewarf ihn geradezu mit Schimpfwörtern. Vergessen waren alle Tagträumerein. Meine Rolle als Kapitän war wieder gefragt.
"Was ist denn hier los?", rief ich laut. "Kageyama, Hinata, hört endlich auf zu streiten!"
Augenblicklich wendeten sich alle Blicke auf mich und es wurde ganz still in der großen Halle. Das hatte ich nicht gewollt. Es war mir schon ein wenig unangenehm, die Aufmerksamkeit des gesamten Teams auf mir zu spüren, doch ich versuchte, mir nichts anmerken zu lassen.
Hinata und Kageyama blinzelten verwirrt und warfen sich einen Blick zu, bevor sie den Kopf senkten und sich laut entschuldigten.
"Hey, Kageyama!", rief jemand vom anderen Ende der Halle und lenkte so unsere Aufmerksamkeit auf sich. Sugawara. Da stand er. Das Kribbeln in meinem Bauch war sofort wieder da. Er sah aus wie immer, in der schwarzen Uniform unseres Clubs gekleidet, doch auch irgendwie anders, jetzt da er mein Freund war.
Jetzt winkte er Kageyama mit einer kleinen Handbewegung zu sich, woraufhin dieser mit mühseligen Schritten zu ihm trottete. Sugawara hatte als älterer Zuspieler Kageyama seit einiger Zeit unter seine Fittiche genommen. Ob es dem Erstklässler gefiel, ließ sich schwer sagen, aber das war bei Kageyama ja eh so ein Ding.
Ich wendete mich wieder Hinata zu, der immer noch in dem Netz verwickelt, auf mich zu gerobbt kam. "Es tut mir so unendlich leid! Ich wollte es wirklich nicht kaputt machen. Wir haben nur geübt und dann bin ich reingefallen und als ich mich befreien wollte, hat es sich um mich gewickelt. Ich dachte echt, ich sterbe."
Ich zog scharf die Luft ein. Hinata sah wirklich ziemlich blass aus. Ich kniete mich zu ihm herunter und legte ihm eine Hand auf die Schulter. "Ist schon okay. Ich bin mir sicher, wir haben noch ein Ersatznetz im Lager."
Hinata nickte und ich begann, ihn von den Fäden zu befreien. "Jetzt geh erstmal was trinken und beruhig dich, bevor wir anfangen zu spielen.", sagte ich noch. Hinata nickte erneut und erhob sich, um zur Bank zu schlürfen. Ich hatte ihn selten so fertig erlebt. Wahrscheinlich machte er sich ziemlich Druck wegen dem Frühlingsturnier.
"Hey Tsukishima, hilf mir mal, ein neues Netz aufzuspannen!", rief ich dann und drehte mich nach dem großen blonden Jungen um.
"Warum ich?", maulte dieser, folgte mir aber in den Lagerraum.
Das Training ging schleppend langsam vorüber. Ich liebte Volleyball und es machte mir unheimlich Spaß, aber es kostete mich mehr Mühe als sonst, mich auf das Spiel zu konzentrieren. Zu oft wanderte mein Blick zu Suga rüber.
Er hatte recht gehabt, Gefühle konnten einen extrem ablenken. Trotzdem gab ich mir sehr viel Mühe, mir nichts anmerken zu lassen. Ich wollte mein Team nicht wegen der Sache zwischen uns im Stich lassen.
Ich wollte die Nationals gewinnen- erst recht für uns. Es würde Suga so glücklich machen. Endlich...
Und prompt landete ein Ball direkt in meinem Gesicht. Ich taumelte überrascht nach hinten. Ich hatte überhaupt nicht hingeschaut. Wie konnte mir das passieren?
Sensei Ukai pfiff und schickte mich auf die Bank. "Es geht schon", versuchte ich ihn umzustimmen. Ich wollte, dass das Team wusste, dass ich immer noch für sie da war.
"Setz dich einfach hin. Es ist doch nur ein Training", erinnerte mich Ukai, als hätte er meine Gedanken gelesen.
Suga kam angelaufen und betrachtete besorgt mein Gesicht.
"Es ist nichts", wiederholte ich nun auch für ihn.
"Nein, ich hole dir einen Kühlakku." Suga lächelte. Ich konnte nicht einmal zurücklächeln, schon war er verschwunden.
Nachdem Suga mit dem Kühlakku zurück gekommen war, setzte er sich neben mich auf die Bank. Er betrachtete mich so intensiv, dass ich schon fast rot wurde.
"Wenn du willst, dass die anderen nicht von uns mitbekommen, musst du aufhören mich so anzuschauen", flüsterte ich, sodass nur er mich hören konnte.
Er kicherte leise zurück. "Musst du gerade sagen." Mehr brauchte es nicht. Ich wusste ja selber, dass mich nur deshalb der Ball getroffen hatte.
"Ich werd mir mehr Mühe geben", versprach ich und meinte es auch so. Volleyball war uns allen wichtig.
Den Rest des Trainings verbrachten wir schweigend auf der Bank, bis Ukai es kurze Zeit später beendete.
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We Will Stay Together (Daichi x Suga)
FanfictionDaichi und Sugawara verbringen seitdem sie sich im Volleyball-club der Karasuno kennengelernt haben, jeden Tag miteinander. Doch ausgerechnet im letzten Jahr verliebt sich Daichi in Suga. Dabei weiß er gar nicht, ob ihre Wege nach der Schule nicht i...