Kapitel 12

250 11 0
                                    

Wenige Tage später saß ich wieder mit Michimiya zusammen, um mit ihr für die anstehenden Prüfungen zu lernen. Ich wusste ganz genau, dass ich mich alleine nicht dazu aufrappen würde, geschweige denn konzentrieren könnte.

Auch hatte ich Suga erklärt, dass ich lieber nicht mit ihm lernte, da er die größte Ablenkung darstellen würde. Ich konnte nicht aufhören an all die kleinen Momente zwischen uns zu denken und jetzt da ich wusste, wie es sich anfühlte, ihn zu küssen, fiel es mir zusehends schwerer, mich in seiner Gegenwart zurückzuhalten.

Doch mit Michimiya klappte es gut. Sie war ein gutes Mädchen. Geduldig erklärte sie mir den Stoff oder wir saßen einfach nur schweigend nebeneinander und arbeiteten an unseren Aufgaben.

Als ich das nächste Mal auf die Uhr schaute, merkte ich, dass ich langsam zum Training musste. Der Schock durchströmte mich wie ein elektrischer Stoß. Beinahe hätte ich es schon wieder verpasst und wahrscheinlich hätte mir Suga nicht einmal geglaubt, dass es diesmal nicht mit Absicht war.

Schnell packte ich meine Sachen zusammen, zügelte mich jedoch nicht allzu hektisch zu werden. "Ich muss jetzt los Michimiya"

"Zum Training?" Sie lächelte mich freundlich an.

Ich nickte. Ich merkte, wie die Leidenschaft mich wie so oft erfasste.

"Wir hätten uns auch so anstrengen sollen wie ihr. Ich beneide euch wirklich.", bemerkte sie noch. Ein trauriger Ausdruck schlich sich auf ihr Gesicht. Sie machte sich als Kapitän viele Vorwürfe.

Ich nahm ihre Hände, bevor sie sich erneut ins Gesicht schlagen konnte, wie das letzte Mal, als sie mir ihre Gefühle gestanden hatte." Es ist noch nicht vorbei. Selbst wenn du dein Team nicht noch einmal in ein offizielles Turnier führen kannst, weil wir bald die Schule verlassen, kannst du immer noch Kampfgeist in ihnen sähen."

Ich sah wie ihr Tränen in die Augen stiegen und hatte schon Angst etwas falsches gesagt zu haben. Doch dann sagte sie: "D-Danke Daichi! Und jetzt geh zum Training"

"Ach ja" Das hatte ich glatt vergessen. "Bis dann!"

Schnell stürmte ich aus der Bibliothek. Vor der Tür wartete bereits Sugawara auf mich, um mit mir zusammen zur Turnhalle zu gehen.

"Tut mir leid, dass du warten musstest.", begrüßte ich ihn atemlos.

"Kein Problem" Suga wedelte locker mit der Hand und lächelte mich an.

Kein was? Ich hätte schon ein wenig mehr von ihm erwartet... Ich betrachtete ihn eingehend. Tatsächlich wirkte dieses Lächeln nicht ganz echt. Egal wie viel Mühe er sich damit geben würde, ich würde es sehen. Dafür kannte ich meinen Freund zu gut.

Die Freude, die ich bis eben empfunden hatte, weil ich ihn endlich wiedersehen konnte, dämpfte sich ein wenig.

"Okay", antwortete ich nur dumpf. Sollte ich ihn jetzt gleich darauf ansprechen? Ihn fragen ob alles in Ordnung sei? Ich entschied mich dagegen. Jeder hatte doch mal einen schlechten Tag oder fühlte sich vielleicht auch nur für einen Moment schlecht. Wenn er darüber reden wollte, würde er das schon tun.

Ich suchte also nach einem unverfänglicherem Thema. "Ich hab den Anime, den du mir letztens empfohlen hast, übrigens angefangen. Tokyo... Äh"

"Tokyo Ghoul", half Mir Sugawara aus.

"Genau."

"Und?"

"Es ist ziemlich cool. Ich habe keine Ahnung, warum ich da nicht schon vorher drauf gestoßen bin."

Suga lachte. Es war verhalten, kein ausgewachsener Lacher, aber immerhin war es echt. Mein Herz wurde ein wenig leichter. Anschließend unterhielten wir uns noch eine Weile angeregt über den Anime.

Als wir schon fast an der Turnhalle waren und unsere kurze Zeit zu zweit vorbei sein würde, stellte ich noch schnell die Frage, die ich schon die ganze Zeit im Kopf hatte.: "Wollen wir nach dem Training noch was machen?"

Suga antwortete nicht sofort.

"Wir könnten zu mir gehen...", überlege ich dann laut. Doch Suga wollte auch jetzt nicht wie sonst so freudig darauf einzugehen.

"Tut mir leid, ich kann heute nicht", antwortete er, ohne mich direkt anzuschauen. Er beobachtete seine Füße, als würde er genau jetzt herausfinden wollen, wie das mit dem Laufen überhaupt funktionierte.

"Was? Wieso? Was ist los?", sprudelte es sofort aus mir heraus. Natürlich war ich enttäuscht.

"Ich muss meiner Mutter helfen", erklärte er nun. Nervös spielte er mit dem Trageband seiner Tasche.

"Wobei denn? Soll ich vielleicht mitkommen?"

"Ach was, sie hatte eine Frage zu ihrem Laptop."

"Achso" Irgendwie glaubte ich ihm nicht so recht. Er hatte einen Moment zu lange überlegt, bevor er mir geantwortet hatte. Vielleicht, weil er überlegt hat, ob du nicht vielleicht doch helfen kannst. Schließlich möchte er dich doch auch sehen, versuchte eine positiv eingestelltere Stimme in mir, mich zu beruhigen. Ich versuchte ihr zu glauben.

Doch trotzdem verletzte es mich irgendwie. Was war, wenn er mir wirklich nicht die Wahrheit sagte? Warum vertraute er es mir nicht an? Vertraute er mir denn nicht? Ich war doch jetzt sein fester Freund!

Und auch nach dem Training hatte es Koshi ungewöhnlich eilig abzuhauen. Er rief gerade mal ein "Bis morgen" in den Clubraum und dann war er verschwunden. Die anderen schauten sich verwundert an. Keiner war auch nur ansatzweise umgezogen. Doch ich drehte nur den Kopf in Richtung Wand und schaute in meine Sporttasche. Sie sollten nicht sehen, wie sehr mich das eigentlich kränkte.

Er hatte kein einziges persönliches Wort mehr mit mir gewechselt, seit dem wir hier waren.

"Koshi hat bestimmt Lampenfieber", hörte ich Tanaka da in lockerem Ton sagen. "Kann ich verstehen. Das hab ich auch" Damit rettete er mal wieder die Stimmung im Raum. Er sprach die einfachste Variante aus, damit sich niemand Sorgen machte. Die anderen stimmten in sein Lachen ein und bekundigten ebenfalls ihre Aufregung.

We Will Stay Together (Daichi x Suga) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt