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Vergangenheit

Der Wind huscht gegen die Blätter und ließ sie tanzen.
Wasser plätschert im Teich.
Die einzelnen Grashalme, die noch vom Morgentau bedeckt sind, glitzern durch das Licht - was auf sie fällt durch die Sonne.
Ein Mann liegt im Mitte der Natur.
Seine Augen sind geschlossen, friedlich döst er vor sich hin, und genießt die Musik dieser.
Seine Gesichtszüge sind entspannt.
Die langen Wimpern zucken ab und an mal, bei einer leichten Brise – sonst rührte sich nichts an ihn.

Plötzlich fällt Schatten auf ihn.
Natürlich weißt er wer, oder was es war – was ihn da Schatten gibt.
Wärme verbreitet sich auf seine Beine, als diese durch ein Gewicht leicht schwerer werden.

»Rephaim«, die Stimme so süß wie Honig.
Klebt förmlich an die Ohren des Mannes, der da liegt.
Die hellblauen Augen von ihm öffnen sich.
Seine Aufmerksamkeit legt sich sofort auf den, der diese sanfte Stimme gehörte.
Goldene Locken, die durch das Licht, was auf ihnen fällt, noch mehr glänzen.
Ein Gesicht, so wunderschön, perfekte, makellos – sodass es nur von Gottes Hand kommen konnte.
Weiße Flügel, die stolz und majestätisch in einem reinen weiß aus seinem Rücken empor stehen.
Ein paar Federn sind goldenen, dies jedoch nur an den Spitzen.
Solche Flügel können nur die sogenannten Erzengel besitzen.

»Lausche meine Worte, Rephaim.
Meine Flügel betrachten darfst du später.
Doch nun lausche, was ich dir zu sagen habe.«
Sanft legt sich eine Hand auf die seine Wange, die so weich ist, dass sich diese unberührt anfühlt.
Doch diese Haut – dieser Mann ist sehr wohl schon berührt worden vom Leben.
Er ist der großer Bezwinger Satans.
Ein Held des Paradieses.
Für alle, doch für Rephaim nicht.
Satan wurde besiegt, doch dafür wurde Luzifer der Höllenfürst.
Luzifer, der Gefallene Engel.
Den Neid der Rephaim für ihn erfindet, ist bereits von Anfang an da gewesen, und ist auch weiterhin bestehen.

Bereits viele Missetaten hat er begangen, für nichts.
Nichts hat die Aufmerksamkeit Gottes ihn gebracht.
Nicht einmal wurde er für seine Taten je getadelt.
Uriel ist schuld daran.
Ohne Scheu hat er sich für ihn eingesetzt.
Ihn jedes Mal Rückendeckung gegeben, ohne je etwas von ihm verlangen zu wollen.
Eine Tat – sie war schlimm und konnte ihn nur ins Höllenfeuer bringen – hat er begangen.
Rephaim hat Satan zum Menschen geführt.
Ihn gezeigt, wo sich Eva befindet, damit dieser ihr die Erkenntnis erbringt.
Doch wieder einmal wurde die Schuld an Uriel weiter getragen.
Das wichtigste für einen Engel verlor er.
Ein Flügel.
Somit auch seinen ansehen im Himmelsreich.
Nicht mehr wirklich vollkommen kann er nun sein.
Der arme …
Hat alles für Rephaim getan, und dieser hat nur schadenfroh ihn angesehen, als er aus dem Palast Gottes kam.

»Nun höre mir endlich zu.
Du sollst nicht mich mit deiner Ignoranz beschenken.«

»Verzeihung. Die Taten von Uriel haben mich zum Nachdenken gebracht.«

»Sprich nicht über einen anderen Mann, wenn ich bei dir bin.
Mein schöner Cherub.
Mein Edelstein.
Rede nicht von einem Erzengel, der sein Stand nicht verdient hat.
Betrachte mich.
Und vergiss den anderen.
Sonst werde ich eifersüchtig.«
Etwas beugt er sich zu ihm herunter.
»Oder möchtest du, dass mein Leibe mit einer Eifersucht bedeckt ist?«

»Gewiss nicht Michael.
Dies möchte ich nicht. Doch deine Eifersucht wäre umsonst.
Ich bin nicht an ihn interessiert, noch an dir.«
Der andere Engel seufzt enttäuscht und gibt den Rang niedrigen wieder etwas mehr Abstand.
»Ich bin niedergeschlagen. Doch war ich nicht hier, um niedergeschlagen zu sein.
Ich muss dir etwas berichten.
Etwas, was für dich eine Wichtigkeit trägt.
Ich muss es geheimhalten.
Doch kann ich es nicht.
Du wirst–«

»Michael, du wirst doch nicht darüber sprechen«, eine ernste strenge Stimme unterbricht Michael.
Den Blick richten die beiden auf den weiteren Erzengel.
Raphael.
Seine Haare sind kurz und moosgrün.
Seine Augen sind Saphir Blau.
Auf seine Nase befindet sich eine grünliche Brille.
Ebenfalls besitzt er Flügel, die an den Spitzen golden sind.
Das Gewand von ihm, ist anders als bei den anderen Engeln, in Braun.
Einen Stock trägt er bei sich aus Kirschholz.

»Du wirst doch nicht darüber sprechen, was der allmächtige Vater dir erzählt hat.«

»Ich kann es nicht zurückhalten.
Mein Edelstein muss es erfahren.«
Wieder einmal wollte er Rephaim küssen, doch dieser war schneller und wich aus.
Die Lippen legen sich auf der Wange von ihm, was ein unangenehmes Gefühl von Ekel in im entlockte.

»Michael, nun höre auf mit den Spielchen.
Rephaim ist nicht interessiert, wie du sehen kannst.
So höre auf.
Gabriel wird noch wütend werden, wenn er erfährt, was du so treibst.«

»Soll er doch Eifersucht erfinden.
Seine Beachtung schenkt er nicht mehr mir, so beachte ich ihn ebenfalls nicht mehr.«

Von dem Cherub steht er auf und klopft sich den Dreck von seiner weißen Tracht.
»Es ist lange her, als er mit mir gesprochen hat.
Wahrscheinlich, weil er noch wütend auf mich ist.«

Jetzt wird Rephaim neugierig.
Ihm war nicht bewusst, dass Michael und Gabriel einen Streit hatten.
Worum es ging, interessiert ihn.
Jedoch wusste er, dass er nichts erfahren wird.
Man sollte nicht über solche Dinge sprechen, bei Rang niedrigen.
Natürlich steht er in der Hierarchie ganz oben, jedoch sind die Erzengel Gott ganz nah, somit ist er unter ihren Range.
Dass sie es jetzt tun, scheint eine Ausnahme zu sein.

Raphael sieht einen Moment zu einer Richtung, bevor er seinen Blick wieder zu den beide wendet.
Etwas wie Missachtung findet man in seinem Blick wieder.
»Ich werde jetzt gehen.
Sobald Uriel bei euch angekommen ist, sagt ihn bitte, er solle mich nicht mehr suchen.
Seine Nähe ist mir zu wider.«
Ohne auf eine Antwort der beiden Engel zu warten, erhebt er sich und war in paar Sekunden mit dem Wind ins Reich der Menschen verschwunden.

»Ich werde dich ebenfalls verlassen, Michael.
Uriel und ich sind nicht mehr gut miteinander zu sprechen.«
Rephaim bereitet seine schneeweißen Flügel aus und tretet näher zum Abgrund der schwebenden Insel.

»Rephaim.«
Die Stimme Michaels ist besorgt und ernsthaft zur gleich.
Der Cherub dreht seinen Kopf zu ihm.
Auf seine Lippen ist ein breites falsches lächeln zusehen.
Er wusste, was ihn Michael mitteilen möchte.
»Mach dir keine Sorgen.
Gewiss werde ich immer den Weg des Herrn wählen.
Schließlich bin ich ein himmlischer Diener.«

Mit geschlossenen Augen ließ er sich hinunter in die Tiefe fallen ...

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