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In die Hände des Feindes

Laut ist das Lachen von Luzifer, als er die Worte von Ciel hört. Mit Spott gefüllt und zeitgleich mit einem Schmerz hallt es im Raum wieder.
Der Griff verfestigt sich dabei um den Körper des Katzenteufels. Fester drückt er ihn gegen sich. Das, die seine Hände, auf die Taille von Ciel schmerzte.
Unwohl fühlt er sich, ließ es sich nicht anmerken. Schweigt, um sich kein ärger einzubringen. Denn ihn ist bewusst, dass er nichts Unüberlegtes sagen und tun sollte.
Da dieser Mann vor ihm Luzifer ist. Der momentane höchste Mann der Hölle. Seine dunkle Seele hat Narben des Verrats an sich. Was ihm gefährlich machen könnte.

Vertrauen wird er Ciel nicht so einfach. Egal, was er sagen würde. Welche lüge er sich Überlegt, sie wird ihn nicht helfen. Entweder bringt Luzifer ihn gleich um, oder er zwingt ihn, bei seinem Racheplan mitzumachen. Das letztere scheint hier am wahrscheinlichsten zu sein. Würde der Höllenfürst ihn umbringen wollen, so hätte er dies längst getan. Ihn längst in Stücke gerissen und Sebastian vorgelegt. Sodass ihn bewusst werden würde, was er getan hat.

Das Lachen verstummt mit einem Mal. Der Mann, der die Erscheinung von einem älteren Menschen trägt, sieht ihn an. Seine dunklen braunen Augen versuchen sich in dem Seelenspiegel zu graben. Tiefer und tiefer.
Dabei fällt den jüngeren auf, dass dieses braun, einem schwarz ähnelt. Irgendwie faszinierend, wie dunkle eine Augenfarbe sein kann, doch erschreckend zur gleich. In einem Bann ziehen diese ihn, was er versucht, mit einem Zwinkern zu entkommen.

»Du bist höchst amüsant, Ciel. Ich wusste, dass mein Schützling ein guter Geschmack hat.«

Seine Hand legt sich sanft auf seiner Wange. Sie fühlt sich warm an und es jagt ihm eine Angst ein, dass sie sich gut anfühlt. Er möchte sich nicht bei dem Feind wohlfühlen. Möchte sich am liebsten von seinem Schoß entfern. Doch kann er es nicht. Das Wesen in ihm hat sich zu einem Haustier verwandeln, was brav bei seinem Herrchen bleiben möchte. Ciel hasst es. Doch kann es nicht ändern. Egal wie sehr er seinen Körper dazu bewegen möchte, es bleibt bei der Tatsache. Also bleibt ihn nichts anderes, als ihm ein Blick zu zuwerfen, der seine momentane Emotion preisgibt.

»Oho? Wieso siehst du mich so abneigend an? Bemerkst du etwa, dass der Rang niedrige sich niemals gegen ein höheres wehren kann?
Ich könnte alles mit dir anstellen und dir würde es gefallen! Stell dir mal vor, wie ich dein Körper beschmutzen würde und dieser Rabenteufel würde es sehen, dabei gar nichts tun. Da es dir gefallen würde!«
Amüsiert über diese Gedanken fängt er wieder einmal an zu lachen. Diesmal lauter und hysterisch.

Ciel widert diese Vorstellung an.

Am liebsten möchte er gehen, doch weiterhin verwehrt es ihm sein Körper.
Eine gewisse Anspannung entwickelt sich in ihn. Erinnerungen an sein damaliges Leben werden erweckt. Als er noch klein und hilflos war ...

Hände spürt er auf seinem Körper, die nicht da sind. Gesichter, die hinter weiße Schmetterlingsmasken versteckt sind, sieht er, obwohl sie allem anscheinend nicht da sind.
Sein Atem wird hektisch. Sein Blick gleitet unruhig hin und her.
Sucht nach etwas, was nicht bei ihm ist. Nicht jetzt. Speichel tropft von seinem Mundwinkel unkontrolliert herunter, die Augen sind glasig.

»Luzifer, was passiert mit dem Jungen?«

Die Stimme, die er hört, passt nicht zum Bild. Doch aufwachen möchte sein Verstand trotzdem nicht. Zu sehr jagt ihn die Erinnerung an damals eine Angst ein. Die toten Augen seines Zwillingsbruders huschen plötzlich in seinem Kopf und ein Schrei entweicht seine Kehle.

»Aghhhh!«

Hektisch versucht er, um sich zu schlagen und er weiß nicht weshalb.
Ihm ist bewusst, dass er nicht an dem damaligen Ort ist. Es ist bereits viele Jahre her, alle Menschen, die ihn Leid zugefügt haben, sind Tod. Zur Asche bereits verfallen und werden in der Hölle bestraft ...

»Sein Trauma an der Vergangenheit wurde geweckt, als er daran gedacht hat, was ich mit ihm machen könnte…«

»Ein Teufel, der Angst vor Sex hat? Wie lächerlich.... Tsk...«

Der Mann, der sich als Raphael entpuppt, tretet von der Ecke, um den panischen Jungen genau zu mustern. Abschätzend gleitet sein Blick von seinem Fuß, bis zum Gesicht.

»Du wirst ihn nicht anfassen können. Nicht so. Ich spüre tief in ihm etwas, was herauskommen könnte, wenn du ihn zu etwas zwingen würdest.«

»Dies spüre ich ebenfalls. Doch er vergaß Raphael: Ich würde ihn niemals zwingen. Er wird es freiwillig wollen.«

Luzifer legt seine Hand auf die Stirn von Ciel. Er beobachtet wie die Augen von ihm immer schwerer werden, bis er mit einem letzten wimmern im Land der Träume gerät.
Mit einem müden Lächeln sieht der Fürst der Hölle den Jungen an.
Mitleid hat er mit ihm. Wirklich sehr großen Mitleid.
Sebastian zu lieben wird nur Leid mit sich bringen, dies musste er selbst erfahren, an dem Tag des Verrats.

»Luzifer, wenn ich dich so ansehe, frage ich mich, ob es nicht ein Fehler war, mit dir zusammenzuarbeiten. Denn du lässt dich zu sehr von deinen Emotionen leiten. Während ich nur ein bestimmtes Ziel verfolgen kann.«

»Ich verstehe deine Meinung und doch kann ich nichts gegen diese Emotion tun, Raphael. Ich besitze nun mal diese Emotionen, die ein Engel wie du es bist, nicht verstehen kann.
Lieben wirst du können, hassen wirst du können - doch das wirkliche trauern soll dir nicht vergönnt sein. Ich habe Michael geliebt, noch heute habe ich es. Und doch habe ich ihn mit meinen Händen umgebracht. Sowie ich mich an Rephaim rächen werde, nur nicht körperlich.«

»Rede nicht von Gefühlen. Sonst wird mir schlecht. Ich verstehe, dass du dich rächen willst, dies möchte ich ebenfalls, doch lass mich mit diesen Emotionen in Frieden.«

»Wer nicht fühlen will, kann niemals leben können.«

Behutsam streichelt Luzifer Ciel in seine Arme. Diesen Jungen möchte er nichts tun. Vielleicht eine Angst einjagen, doch wirklich verletzen nicht. Der Dämon, der vorhin Andeutungen auf Sex gemacht hatte, war nur da, um Sebastian zu provozieren.
Die Frau, die schon längeren Tod war, war nur eine Hülle, damit Raphael sich unbemerkt im Raum verstecken, sowie eine falsche Fährte legen konnte.
Ja. Dieser Engel hat Ciel Schmerzen gegeben, aber nur, damit er ein Teil von seiner Kraft erwecken konnte.

Luzifer würde niemals jemanden weh tun, der so schwächlich und hilflos ist.
Nein. Der es verdient hat wahre schmerzen zu spüren, ist niemand anderes als Rephaim.
Rephaim... Er soll wissen, wie es sich anfühlt, hintergangen zu werden.
Und ja, vielleicht möchte er Ciel keine Schmerzen erteilen, doch die Wahrheit offenbaren.
Die Wahrheit über den Mann, den er liebt.

»Ich bin überzeugt, dass du meine Worte erhören wirst, sobald du erwacht bist und ich bin zuversichtlich, dass dein Butler Sebastian bis dahin ebenfalls hier ist. Du kannst mir vertrauen, Ciel. Ich werde dir niemals etwas antun. Nicht so wie Sebastian. Denn im Gegensatz zu ihm, kann ich wirklich lieben. Also vertraue mir. Vertraue mir und du wirst glücklich werden. Dies verspreche ich dir.«

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