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Vertrauen muss verdient werden

Die Flucht ist schwerer gefallen, als beide gedacht haben. Frau Colins Hartnäckigkeit hätte ihnen beinahe eine Unpünktlichkeit erbracht, wäre nicht ein weiterer Nachbar erschienen - der ihnen unbewusst somit zur Flucht verhalf.
Half keine Antworten liefern zu müssen, die Sebastian ihr geben würde, würde sein Herr diese nur akzeptieren.
Für Sebastian waren die Antworten klar und deutlich zu greifen, als wären es nur Worte über das Wetter. Für Ciel war es mehr. Seltsamerweise ist er es nun, der es nicht versteht. Der es nicht verstehen mag, weshalb er sich lieber hinter der Stille des Schweigen versteckt.

Vor einem Wolkenkratzer der Firma Starlight kommen beide - Herr und Butler - zum Stillstand. Ciel nimmt sich nicht die Zeit, um sich dieses anzuschauen, weshalb Sebastian es ihm gleich macht und ihn schnellen Schritten folgt. Dabei jedoch kurz einen Blick auf die leuchtenden Buchstaben richtet. Ein Rabe hat es sich dort oben gemütlich gemacht und beobachtet ihn ebenfalls.
Sebastians Miene verzieht sich einen kleinen Moment und ein kaum merklicher Seufzer verlässt seine Lippen, den sein Herr natürlich entgeht.
Zu sehr ist er mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt, um etwas zu bemerken.
Etwas, was nicht weit von ihnen ist und sich mit jedem weiteren Schritt, den der Master macht, annähert.
»Bocchan«, möchte Sebastian schließlich noch rechtzeitig darauf aufmerksam machen.
Doch dies sollte nicht nötig gewesen sein. Ciel bleibt stehen und dreht seinen Kopf zu einer richtigen um, an der noch niemand zu sehen ist.
Von einem Moment auf dem anderen ist sein Gesichtsausdruck verändert. Gelangweilt wird zu angewidert. Etwas wie auch Neugierde wird man aber auch auf dem Seelenspiegel sehen können, wenn man so aufmerksam wie Sebastian ist.

»Wem gehört diese Aura?«
Die Stimme leise und die Frage vorsichtig gestellt. Lieber wollte er es für sich behalten, da ihn sicherlich seine Unwissenheit beschämt.
Langsam sind die Schritte lauter zu vernehmen, so wie nun ein Mann erblicken kann.
Umhüllt in einen blutroten Anzug ist sein Leib, seine Schuhe sind braun und aus Leder. Auf der Nase ist eine Sonnenbrille, die eine orange Tönung besitzt. Dennoch seine Augen nicht preisgeben möchte.
Seine Haare dunkel violett zu einem Zopf gebunden.
Er grinst breit. Dieses ist nicht zu Sebastian gerichtet, sondern zu dem kleinsten im Raum.
Gerade als er zum Sprechen ansetzen wollte, kommt ihn Sebastian entgegen. Mit einem Lächeln reicht er seine Hand, mit der anderen zieht er seinen jungen Herrn hinter sich.
»Guten Morgen.«
Die Freundlichkeit in seiner Stimme trägt einen bitteren Nachgeschmack, als er den Fremden vor sich begrüßt.
Allerdings ließ der Fremde sich davon nicht beirren, sein Grinsen wurde sogar etwas breiter.
»Guten Morgen, meine Herren, willkommen in der Hauptzentrale unserer wundervollen Firma. Ich habe mich extra euch angenommen, um das Vergnügen zu haben, euch herumzuführen. Wenn sie also gestatten«
Die Hand von Sebastian möchte er loslassen, erfolglos.
Der Butler hält ihn stark in seiner Hand und denkt nicht einmal daran, ihn loszulassen.
Das bedrohliche knurren, was seine Lippen verlassen möchte, um ihn zu warnen nicht seinen Herrn ein Schritt näherzutreten, muss er herunterschlucken. Doch die bedrohliche Aura kann er nicht verbergen. Für die Menschen in diesem Raum ist sie unheimlich. Menschen bekommen eine natürliche Angst und das Gefühl zu flüchten. Das Wesen vor ihm jedoch amüsiert es mehr als erhofft. Provokant späht er seitlich, damit er Ciel mehr Aufmerksamkeit schenken kann.
Mit einer Mimik, die man auch ohne die Augen zu sehen als zweideutig andeuten kann.
»Mein Hübscher, können Sie bitte Ihr Freund darum bitten mich loszulassen? Ich selbst weiß nicht weshalb, doch sieht er mich als ein Rivale an. Was ich selbstverständlich nicht sein möchte. Schließlich sind wir alle auf demselben Boot.
Wir arbeiten zusammen und nicht gegeneinander, nicht wahr?«
Natürlich macht es Sebastian aus, dass dieser Ungeziefer mit seinem Master spricht, als wäre er der böse hier.
Dennoch behielt er seine Worte für sich und blickte ebenfalls zu seinem Herrn, um zu schauen, wie er nun reagieren wird.

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