Ankunft

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Wo ich herkam, standen alte Trucks vor den Häusern, in denen eine Party stieg. Keine ausländischen Luxuswagen - und in dieser langen Einfahrt hier gab es mindestens zwanzig davon. Damit ich niemanden im Weg war, steuerte ich den alten Wagen meiner Mom etwas abseits auf eine sandige Grasfläche. Dass an diesem Abend eine Party bei ihm stattfand, hatte Dad mir und meiner Schwester gar nicht erzählt. Aber er erzählte auch sonst nicht viel. Ich wusste nicht einmal, warum er nicht zu Moms Beerdigung gekommen war. Ich wusste nur, dass ich nicht im Traum gedacht hätte, hierher nach Florida zu fahren, wenn ich und meine Schwester irgendwo anders untergekommen wären. Doch das kleine Haus unserer Großmutter hatte ich verkaufen müssen, um die letzten Arztrechnungen unserer Mom bezahlen zu können. Außer unserer Klamotten und dem alten Auto war uns nichts geblieben. Nachdem sich unser Vater während der ganzen drei Jahre, die unsere Mutter gegen den Krebs gekämpft hatte, nicht ein einziges Mal blicken lassen, hatte mich der Anruf bei ihm einiges an Überwindung gekostet. Aber er war nun mal alles was uns an Familie blieb. Ich starrte auf die riesige dreistöckige Villa, die direkt am Strand stand. Das neue zuhause unseres Vaters. Seiner neuen Familie. Wir gehörten nicht hierher.

Plötzlich wurde ich aus meinen Gedanken gerissen, denn meine Schwester quiekte vor Freude auf. Ich schaute meine Schwester verwirrt an, doch sie schaute zum Haus. Als ich auch zum Haus schaute sah ich einen Typ mit zerzausten braunen Haaren der auf uns zukam und während dessen rauchte. Meine Schwester öffnete die Tür und stieg aus und ich machte es ihr gleich.

„Habt ihr euch verfahren" frage der Typ

„Nein, wir haben uns nicht verfahren. Gehört das Haus da Leo Leike?"

„Leike?", wiederholte er langsam. Er wollte schon den Kopf schütteln, stutzte dann aber „Warte mal, Leike ist Isaks Stiefvater". Aber der ist mit Emma in Paris!"

„Paris? Isak? Bitte wie? Ich hoffe, würde weiterreden, doch der Kerl starrte nur meine Schwester an.

„Leike ist in Paris?" wiederholte ich den ich brauche Klarheit. Mein Vater wusste genau, dass wir heute ankommen würden. Wir hatten ja erst vor einer Woche telefoniert, kurz nachdem wir das Haus verkauft hatten. Der Typ nickte. „Kennst du Leike?"

„Er ist unser Vater."

Der Typ riss die Augen auf und streckte zuerst meiner Schwester die Hand hin und dann mir. „Ich bin Michael ein Freund von Isak und wie heißt ihr?"

„Ich heiße Genevieve und das ist meine Schwester Natalie."

„Ah, sehr schöne Namen. Kommt, es gibt da jemanden, den ihr kennenlernen solltet. Er wird das alles spannend finden!"

Als wir Richtung Villa gingen fragte er uns woher wir kommen. „Wir kommen aus Alabama, warum fragst du?"

„Es stimmt also, was man über Mädchen aus Alabama sagt", stellte er belustigt fest, und ich wandte mich wieder ihm zu.

„Was?"

Sein Blick glitt an unseren Körpern herab. Dann sah er uns ins Gesicht und grinste. „Knackige Jeans, enge Tanktops. Verdammt, ich wohne eindeutig im falschen Bundesstaat!" Ich verdrehte die Augen.

Je mehr wir uns der Villa nährten, desto lauter wurde die Musik, die herausdrang. Wenn mein Dad mit seiner neuen Frau in Paris war, wer war dann hier? Ich wusste gerade noch, dass sie Emma hieß. Damit hatte es sich aber auch schon. War das eine Party, die ihre Kinder schmissen? Wie alt waren sie? Ich konnte mich nicht erinnern. Dad hatte sich letzte Woche sehr vage ausgedrückt. Er hatte gesagt, wir würden unsere neue Familie schon mögen und das wir uns schnell einleben würden, aber nicht, wer denn eigentlich alles dazugehörte.

„Hier wohnt also Isak?", fragte ich.

„Japp, tut er, zumindest im Sommer. Je nach Jahreszeit zieht es ihn dann in seine anderen Häuser."

„Seine anderen Häuser?" fragte meine Schwester.

Michael schmunzelte. „Ihr wisst nicht gerade viel über die Familie, in die euer Dad eingeheiratet hat, was, Natalie?"

Ich schüttelte nur den Kopf.

No regrets just LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt