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»Kein Puls zu messen, keine anderweitigen neurologischen Reaktionen. Erhöhe auf 180.«

Das Licht wurde heller, die Stimmen lauter. Ein dichter Schleier lag über meinem Blickfeld, die Töne waren nur gedämpft wahrzunehmen. Ich spürte nichts, weder meine Gliedmaßen, noch konnte ich meine Gedanken genau erfassen. Irgendetwas waberte da. Doch es schien blass und verschwommen, wie ein unklares Bild. Wie sehr ich auch versuchte zu erkennen, was es war - ich konnte es nicht. Wurde es schärfer, verschwand es mit einem Mal wieder. Stattdessen fuhr ein Schock durch meinen Körper und erweckte das erste Gefühl in mir: Schmerz.

»Erste neurologische Aktivitäten vorhanden.«

Ich riss die Augen auf und schnappte laut nach Luft. Der erste Atemzug den ich nahm, die Arme fuhren hoch und schlugen um sich, unkontrolliert als wären sie nicht meine. Fremde Hände packten mich an Gliedmaßen und Schultern, versuchten mich zur Ruhe zu bringen und zurück auf den Rücken zu drücken. Das zweite, was ich spürte, war Panik und pure Angst. Gedanken und Gefühle schlugen wie ein Tsunami über mir ein, zogen mich in die dunkle Tiefe und drückten mir jegliche Luft zum Atmen aus der Lunge.

»Versuche ruhig zu atmen, Jeongguk. Ruhig. Es gibt keinen Grund zur Panik.« Die Stimme war fremd, rau und fast schon monoton wie die eines Roboters. Unbekannte Gerüche stiegen mir in die Nase und brachten meine Gedanken mitsamt dem Körper nur mehr in Unruhe. Irgendeiner schrie schmerzerfüllt auf. Ich konnte hören, wie jemand »Sofort sedieren!« schrie. Ich hingegen war nicht einmal richtig bei Bewusstsein, um zu wissen, was ich tat. Ich kannte nur eines: Panik.

Mein Blick wurde schärfer, die Töne klarer. Doch in dem Moment wäre es mir lieber gewesen, weder hören noch sehen zu können. Es jagte einem Angst ein, man fühlte sich ausgeliefert hier zu liegen. Etliche Augen starrten auf einen herab, überall Hände, Stimmen, Gerüche. Ein weiteres Gefühl wurde in mir geweckt. Und es brach wie eine Welle aus. Im nächsten Moment lagen alle schreiend auf dem Boden, krümmten sich vor Schmerz. Meine einzige Chance mich aufzurichten und, wie es der Instinkt eines jeden Lebewesens verlangte, zu flüchten. Meine Muskeln funktionierten noch nicht einwandfrei, was mir zu dem Zeitpunkt noch nicht vollkommen bewusst war. So stolperte ich mehr, als dass ich lief. Dass ich dabei etliche Kabel und Apparaturen mitriss, bekam ich nicht mit.

Ich drückte mit meiner eher spärlichen Kraft die metallene Tür auf und schlüpfte durch den Spalt hinaus aus dem grellen Zimmer. Mein Herz raste, meine Gedanken überschlugen sich. Ich wusste nicht wohin, nur weg von diesen Menschen.
Weit kam ich jedoch nicht. Mein Körper war noch zu schwach, meine Gliedmaßen unkoordiniert, als hätte ich sie nicht unter Kontrolle.

Mit einem Stolpern fiel ich auf den harten Boden, versuchte aufzustehen, doch mit einem Mal begann sich alles um mich herum zu drehen. Stimmen waren hinter mir zu vernehmen, sicherlich waren sie mir längst auf den Fersen. Meine Augen drohten zuzufallen, die Dunkelheit rief geradezu einladend nach mir. Doch als mir dieser vertraute Geruch in die Nase stieg, wurden erneut alle Sinne und Gedanken in mir geweckt. Eine kräftige Hand legte sich um meinen zierlichen Körper und hievte mich hoch, weg vom kalten Boden.

Die tiefe Stimme, die darauf folgte, ließ mein Herz höher schlagen, auch wenn ich nicht ganz verstehen konnte, was genau er sagte. Er sprach zu den anderen Personen, vermutlich jene aus dem Labor, die mir hinterhergelaufen waren, um mich wieder einzufangen. Meine Augen waren kaum offen zu halten. Das einzige, was ich spürte, war plötzlich die warme Brust, gegen die er mich drückte, während er mich mit seinen Armen so gut es ging festhielt. Die Schritte entfernten sich. Es wurde wieder leise.

Ich konnte seinen Atem wahrnehmen, er war ruhig. Seine Brust hob und senkte sich leicht, doch sein Herz schlug wie verrückt. Vorsichtig tastete ich mit der Hand nach seiner Schulter und versuchte, dort irgendwo Halt zu finden, auch wenn mir kaum noch die Kraft dafür übrig blieb. Er sagte nichts, stattdessen drückte er mich nur fester an sich, sodass er mir beinahe die Luft aus den Lungen gepresst hätte. Doch irgendwie störte es mich nicht. Im Gegenteil: es beruhigte meine Gedanken und Gefühle, ummantelte mich mit geborgener Wärme. Es erinnerte mich an etwas, fernab von dem, was ich kannte, fernab meiner Erinnerungen. Denn ... Ich lebte doch erst seit ... Gerade eben ... Und diesen Mann hier, den kannte ich erst recht nicht.

Schweigend hob er mich hoch und trug mich durch die weißen sterilen Gänge. Mit geschlossenen Augen lehnte ich mich an ihn, die Arme um seinen Nacken geschlungen. Je länger ich seinen Duft inhalierte, desto mehr Gefühle weckte er in mir. Ich konnte sie nicht einordnen. Es war, als würden sie nicht mir gehören. Wie eine Erzählung von jemand anderem.

An einer Tür blieb der Mann im weißen Kittel stehen und drückte die Hand auf einen Scan-Apparat. Mit einem leisen Piepen öffnete sich die Tür und offenbarte ein Zimmer, das in blaues Licht getaucht war. Ein Bett stand in der Ecke, weiß und steril, wie alles andere hier, was ich bis jetzt gesehen hatte. Weiter hinten im Raum war eine Kapsel. Für welchen Zweck diese war, blieb mir schleierhaft, aber das schien für den Moment nicht relevant zu sein. Stattdessen setzte er mich auf das Bett und strich mir mit seiner großen Hand durch die Haare. Schwach blinzelnd versuchte ich mein Gegenüber klarer zu erkennen, doch es schien, als würde jegliche Kraft aus mir weichen.

Ich drohte vornüber zu kippen, doch auch diesmal fing der Mann im weißen Kittel mich auf und legte mich auf das Bett. Ich konnte eine gewisse Sorge verspüren, die sicherlich nicht von mir aus kam. Durch meinen verschwommenen Blick erkannte ich diese jedoch in den Augen meines Gegenübers.

»Hörst du mich, Jeongguk?«

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𝐄𝐫𝐫𝐨𝐫 𝐑𝐗37ᵏᵒᵒᵏᵛWo Geschichten leben. Entdecke jetzt