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Verwundert schaute Tae mich an, als würde er nicht wissen, was er mit mir tun sollte. Mein Blick war zur Seite gerichtet, die Hände zu Fäusten geballt. Ich hatte Angst, dass er verneinen und mich dennoch zurück ins Zimmer schicken würde. Was sonst sollte man mit mir anstellen?

Doch zu meiner Überraschung nahm Tae stattdessen meine Hand und steuerte die entgegengesetzte Richtung an. »Komm, ich zeig dir etwas.«
Wir liefen durch die weißen Gänge. Jeder Trakt glich dem anderen. Ich realisierte nicht einmal, dass wir meinen Trakt, in dem sich mein Zimmer und alle anderen Räume, die zur Untersuchung dienten, längst verlassen hatten. Ich erkannte es erst, als sich die Farben der Wände und des Bodens änderten.

Sie waren nicht mehr allzu grell und hell, dennoch weiterhin steril. Blaue Lichter strahlten am Boden wie Markierungen, die die Menschen hier den Weg leiteten. Und es kamen uns eine Menge Menschen entgegen. Menschen mit weißen Kitteln, Menschen mit Anzügen, Menschen mit Tieren in den Armen, Menschen, als wären sie gerade frisch aus dem Bett gefallen. Die erste Sorte von Menschen mit den weißen Kitteln weckten ein unwohles Gefühl in mir. Bis jetzt kannte ich schließlich nur Tae, seinen Bruder und Hoseok, der mir beim Koordinationstraining geholfen hatte. Auch sie trugen diese weißen Kittel. Aber sie hatten mir nicht geschadet, nicht wie die Kittelmenschen, die ich gleich nach meinem Erwachen erblickt hatte. Ihre durchbohrenden Blicke, die vielen Hände ...

Der Boden fühlte sich ebenfalls kalt an, genauso wie der, den ich bereits kannte. Es lagen etliche Blicke auf mir. Mal wieder. Womöglich wussten sie bereits, wer ich war. Einige blieben stehen. Es wurde getuschelt. Stimmen, neuartige Geräusche, so viele Augen ... Ich mochte es nicht. War ich nicht mehr als ein Ausstellungsstück?

Ein wenig verunsichert drückte ich mich näher an Tae heran, in der Hoffnung, dass er mir Schutz bieten könnte. Ich war froh, dass er zumindest meine Hand hielt, fest gedrückt, als könnte er mich jederzeit verlieren.

Ich merkte mir genau, wohin wir gingen. Links, rechts, rechts, durch eine mit Hand-Scanner gesicherte Tür, links, die Treppe hoch, rechts, weitere Treppen, durch eine weitere Tür, links, ein Fahrstuhl, 8. Stock, links, Tür...
Dieser Trakt war leer. Ich sah mich um. Silbern schimmerten die Wände. Die Türen waren aus dickem Metall angefertigt. Wohin mich Tae wohl brachte?

Der junge Doktor legte die Hand auf den Scanner. Die Tür öffnete sich daraufhin und Tae zog mich hinein. Der Raum war nicht größer als meiner. Ein Bett stand weiter hinten, etliche Bücherregale, ein ordentlicher Schreibtisch. Es war wie zu erwarten sauber in diesem Raum. Ein großes Fenster ermöglichte einen breiten Blick auf die große moderne Stadt. Autos flogen vorbei, Werbetafeln waren zu sehen. Lichter schienen hell und beleuchteten die Nacht. Denn der Himmel, der war dunkel und doch so hell durch die vielen Illuminationen.

Erneut nur ein Fetzen im Kopf, welchen ich so gerne erfassen wollte, aber nicht konnte.

»Das ist mein Zimmer, Gukkie«, erklärte Tae mir mit einem zaghaften Lächeln und deutete auf die großartige Aussicht auf die Stadt. »Ich denke, das würde dir gefallen.« Seine Hand winkte mich zu ihm hinüber. Ich tat es nur zögerlich und sah auf die große Stadt vor mir. Hohe Wolkenkratzer, modern gebaut mit den kuriosesten Architekturen, allesamt weiß glänzend mit vielen durchsichtigen blauen Fenstern. Der Verkehr war rege trotz der späten Uhrzeit. Es war 22 Uhr, das verriet mir die Uhr, die über der Tür hing.

Die Straßen waren in viele Ebenen unterteilt. Von der untersten bis zur obersten waren Wege gebaut, die extra für die Autos angefertigt wurden. Es war kein Geräusch zu hören, wann immer ein Wagen vorbeikam, so leise waren sie. Ich starrte lange nach draußen, wandte mich jedoch wieder ab. Der Anblick war genauso monoton wie die Wände in diesem Gebäude. Alles war zu schlicht gehalten, zu monoton, beinahe schon minimalistisch und leblos. Ich mochte die Vorstellung von den Bücherregalen meiner Mutter mehr. Ein Raum, voller Bücher zum Durchblättern, der Boden vollgestapelt mit Magazinen, Chaos, Unordnung. Nur Kerzen erhellten den Raum. Keine hellen Lampen, keine Beleuchtung von den Straßen her. Hier standen ebenfalls Bücherregale, doch sie waren zu geordnet.

»Ich ... mag das nicht«, kommentierte ich mit zittriger Stimme und setzte mich auf das Bett. Das war das einzige, was Tae mir zeigen wollte? Es war auf jeden Fall anders. Bunter als mein Zimmer, unterstützt von den Bildern und Abzeichen an den Wänden. Sie kamen mir bekannt vor. Bei einem Bild blieb ich besonders hängen. Tae war darauf in seinen sehr jungen Jahren abgebildet, womöglich vierzehn oder fünfzehn. Seine dunklen Haare waren lang, hingen ihm beinahe vor den Augen. Neben ihm saß ein Mädchen, etwas kleiner und womöglich jünger. Ihr Lächeln war schüchtern, das von Tae selbstbewusst und ehrlich.

Ich erkannte das Mädchen. Seine Cousine war mit nur sieben Jahren verstorben. Die Todesursache war bis heute noch unklar. Unbekannte Infektion hatte Tae mir erzählt und danach nie wieder darüber geredet.
»Erinnerst du dich an die Geschichte hinter diesen Bildern?«, ertönte die tiefe Stimme von Tae. Ich schüttelte den Kopf. Es war halb gelogen. Die Bilder und Abzeichen kamen mir bekannt vor. Ich konnte jedoch nicht zuordnen, wo sie hingehörten. Orientierungslos waberten sie in meinem Gedächtnis herum. Einzig und allein das Bild von Tae mit seiner Cousine war mir im Kopf hängen geblieben.

Ich meinte, ein enttäuschtes Seufzen zu hören. Taes Präsenz entfernte sich von mir.
»Du hast meine vorherige Frage ja noch gar nicht beantwortet«, fuhr Tae fort und stellte sich zurück an das Fenster. Sein Blick wirkte sehnsüchtig. Ob da draußen Freiheit herrschte?

»Gukkie, magst du mir erzählen, woran du dich erinnern kannst?«
Stimmt, das hatte Tae mich davor noch gefragt. Viel gab es eigentlich nicht zu erzählen, meine Erinnerungen beinhalteten nur einen Bruchstück von dem, was ich im vorherigen Leben tatsächlich erlebt hatte. Ich sah Tae lange nach. Irgendwo schien er tatsächlich Hoffnung zu haben, dass ich mich erinnern konnte. Ob er vielleicht wollte, dass ich mich wieder an ihn erinnerte? Welches Verhältnis wir wohl in meinem vorherigen Leben zueinander gehabt hatten.

»E-Es ist nicht viel«, begann ich, wurde von Tae jedoch mit einem Kopfschütteln beruhigt.
»Egal wie viel, erzähl mir alles, was du weißt. Jedes kleinste Detail.« Tae setzte sich zu mir auf das Bett. »Wir haben genug Zeit, also erzähle es mir ruhig langsam und entspannt.«

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Letztes Update für dieses Jahr. Hab das ganze Buch mal dank meiner Beta-Leserin überarbeitet :]
Über meine Pünktlichkeit reden wir nicht.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Dec 29, 2023 ⏰

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𝐄𝐫𝐫𝐨𝐫 𝐑𝐗37ᵏᵒᵒᵏᵛWo Geschichten leben. Entdecke jetzt