8. Palaver

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»Worte, Worte, nichts als Worte«

- William Shakespeare

»Und was machen wir jetzt?«

Amy brachte unsere aller Gedanken auf den Punkt. Zu siebt saßen wir auf der weichen Wiese im Schatten des Schicksalsbaumes und schwiegen. Um uns herum begannen langsam wieder die Vorbereitungen für die zweite Nacht des Festes. Die Aufräumarbeiten waren erst vor kurzem beendet worden. Unzählige Bedienstete hasteten herum und ich würde das Gefühl nicht los, dass sie mich allesamt wissend beäugten. Scheinbar hatte ich gestern Eindruck hinterlassen. Es war nur fragwürdig ob es auch ein guter war.

»Wie wäre es, wenn wir uns erst einmal vorstellen?«, versuchte ich vorsichtig ein Gespräch zu beginnen.

»Gestern warst du nicht so schüchtern», lachte Dorian und entlockte den Anwesenden damit das ein oder andere Grinsen.

Ärgerlich blickte ich ihn an, doch der junge Mann sah nicht einmal mehr in meine Richtung sondern forderte den Priester mit einer Geste dazu auf, ihm seine Flasche zurückzugeben. Ich musste schmunzeln. Beide hatten schon einen leicht glasigen Glanz in den Augen und ein zufriedenes Lächeln lag auf ihren Gesichtern.

»Ich bin Myra«

Mit fester Stimme begann die Ältere der beiden Schwestern nun zu meiner Erleichterung .

»Und ich Aeva«,

schloss sich die Jüngere ihren Worten ohne Verzögerung an. Dabei musterten sie reihum jeden einzeln, ihre lila Katzenaugen zu wütenden Schlitzen verengt. Eine gespannte Atmosphäre breitete sich aus, dann brachen die Beiden plötzlich in schallendes Gelächter aus.

»Wie erschrocken sie uns immer anschauen!«

»Ja, man könnte meinen, sie sterben gleich vor Furcht!«

»Ich könnte das den ganzen Tag lang machen!«

Noch eine Weile machten sie sich über uns lustig und äfften unsere Mienen nach, doch es schien nicht, als hätten sie noch mehr zu sagen.

»Mein Name ist Mohab«

Nun richteten sich aller Augen auf den Priester und einen Moment wirkte er, als wollte er noch etwas hinzufügen, doch dann zuckte er nur mit den Schultern.

»Dorian«

Knapp nickte dieser einmal kurz in die Runde, dann fuhr er mit seinen Versuchen fort, den Korken aus dem Hals einer neuen Flasche zu ziehen.

Stille, nur unterbrochen von gelegentlichem Fluchen aus Dorians Richtung, erfüllte die Luft, als alle darauf warteten, dass sich die Nekromantin vorstellte. Zwar murmelte sich nicht mehr wirr vor sich hin, wie am Abend zuvor, aber ihr Blick war in weite Ferne gerichtet. Einige Minuten vergingen, dann setzte sie plötzlich zu sprechen an:

»Ich...«, doch weiter kam sie nicht. Ein lauter Knall ertönte, gefolgt von wildem Jubel.

»Endlich!«, rief Dorian mit einem seligen Lächeln, nachdem er den Korken auf den Boden gespuckt hatte. Aller Anschein nach hatte er ihn mit den Zähnen herausgezogen. Der Priester nickte ihm anerkennend zu und konnte seine Freunde ebenfalls kaum verbergen. Ich musste unwillkürlich Lachen und Amy stimmte kurz darauf mit ein. Als wir uns wieder gefangen hatten, warteten wir noch einige Zeit, ob die Frau ihren Satz beenden wollte. Da dem jedoch nicht so war, stellten Amy und ich uns anschließend vor.

»Ihr kommt aus Pandaemonium, oder?«, fragte Mohab daraufhin unvermittelt.

Wir nickten und blickten ihn überrascht an. Er deutete in Richtung meines Armes.

Paradise Lost - Das verlorene ParadiesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt