Over?

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Ich starrte sie an und ließ langsam meine Arme sinken. "W-was ist mit ihm?", stammelte ich und sah panisch zwischen ihnen hin und her. "E-er hatte einen Unfall", murmelte Tom leise und ich starrte die beiden verwirrt an. "Er verlässt nicht das Haus, geschweige denn das Wohnzimmer, wenn wir ihn nicht holen", hauchte ich fassungslos. "Er hat wohl den Fernseher angemacht, der kaputt gegangen ist. Dann wollte er die Kabel neu einstecken, hat sich verheddert und der Fernseher ist auf ihn gefallen. W-wir haben bereits einen Krankenwagen gerufen und er wurde schon weggebracht. Wir sollen nachkommen", fasste Bill zusammen. Ich spürte einen Klos in meinem Hals und versuchte ihn herunter zu schlucken. "Ich zieh mich um", flüsterte ich und tappste zu meinem Schrank. Meine Brüder verließen den Raum und gingen die Treppe herunter. Ich zog die erstbesten Sachen an, die ich zu fassen bekam und folgte ihnen dann. Sie warteten im Flur, bereits angezogen. Ich nahm meine Schuhe und Jacke, zog sie an und dann fuhren wir zum Krankenhaus.

Ängstlich warteten wir in einem weißen Flur, dass wir zu ihm gelassen wurden. Ein Arzt trat zu uns. Er hatte ein Klemmbrett in der Hand und musterte uns: "Seid ihr die Kinder?" Wir nickten und er führte uns in das Zimmer. "Er hat eine Kopfverletzung, aber ansonsten geht es ihm gut", sagte er und wies auf den Mann, der an ein paar Geräte angeschlossen auf dem Bett lag. Papa hatte die Augen geschlossen und sah meiner Mutter, als sie gestorben war, sehr ähnlich. Blass, regungslos und ohne irgendein Gefühl im Gesicht. Ich schluckte und klammerte mich an den Arm meines Bruders. "Ihm scheint es jedoch ... seelisch nicht gut zu gehen", sprach der Arzt zögernd. "Das könnte seinem Zustand ernsthafte Schäden zufügen." Mein Griff verstärkte sich und ich sah ein Zucken auf Bills Gesicht. Sofort lockerte ich meine Hände und ließ sie schlaff herabhängen. "E-er wird doch wieder, ...oder?", fragte ich stockend und sah ängstlich zum Arzt. Der erwiderte nichts, sondern ging einfach nur. Sobald er aus dem Raum war, stürzte ich zum Bett meines Vaters und fasste nach seiner Hand. Tränen traten in meine Augen und ich flehte stumm, dass er doch aufwachen sollte. Meine Brüder traten leise hinter mich und legten mir je eine Hand auf die Schulter. Gemeinsam blieben wir dort stehen und bangten darum, ob er überhaupt aufwachen wollte.

Fault - abgebrochenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt