The forest

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3. Kapitel

Er antwortet nicht. "Was soll ich jetzt tun?", frage ich und bemerke frustriert, dass meine Stimme ein wenig zittert. Der Vampir hat die Augen geschlossen. Seine Stimme ist so leise, dass ich ihn fast nicht gehört hätte. "Bring mich tiefer in den Wald. Zu... zu meinem Stamm", haucht er. "Ich soll dich zu anderen Vampiren bringen?", frage ich, mit weit aufgerissenen Augen, nach. Er lacht. Na toll. Macht der sich über mich lustig, oder was? "Was soll das?", fauche ich. "Oh, nichts", meint er grinsend. Verdammt, der blutet immer noch! "Du musst hier weg", murmle ich, "Sonst stirbst du hier noch." Er fängt an sich aufzurichten, fällt aber wieder zu Boden. Ich seufze: "Wo sind jetzt diese Vampire?" Er deutet waage in eine Richtung. Ich presse die Lippen zusammen und helfe ihm hoch. Dann fange ich an. Ihn durch den Wald zu schleppen. Ich muss den Vampir mehrmals kurz ablegen. Der wird mit jedem Schritt schwerer. Je öfter ich ihn absetze, desto mehr besorgte Blicke ernte ich von ihm. Dabei ist er es, der bald stirbt. "Wir müssen was gegen die Blutung tun, sonst bist du tot bevor wir ankommen!", sage ich schließlich. Er murmelt etwas unverständliches, lässt aber zu das ich ihn verbinde. Naja, mit einem Blatt. Einem laaaaangem Blatt. Er kann ein Lachen nicht unterdrücken, weshalb er sich gleich einen Schlag einholt. Grummelnd reibt er sich die Schulter. Jetzt fange ich an zu Lachen. Sein Blick wird finster und ich höre schnell wieder damit auf. "Wir sollten schlafen. Du wirst deine Kräfte morgen brauchen", sagt er und lehnt sich an einen Baum. Ich werfe ihm einen unbehaglichen Blick zu, doch er hat bereits die Augen geschlossen. Also lege ich mich ebenfalls hin und sinke in einen unruhigen Schlaf.

Ein Teufel. Vor mir steht ein kleiner roter Teufel. Er hat schon so ein dämliches Grinsen im Gesicht. Ich schlucke. "Es ist deine Schuld. Du hast deine Mutter umgebracht! Du Mörderin!", kreischt er. Ich weiche zurück. "N-nein. Es war ein Unfall. Ein Autounfall", stammele ich. Er kommt mit seinem dämlichen Grinsen näher. "Du weißt, dass das nicht stimmt. Sie ist wegen dir gestorben. Allein wegen dir." Ich renne weg und falle dabei immer wieder hin. Plötzlich tut sich vor mir ein Abgrund auf. Ich drehe mich um. Hinter mir steht meine Mutter. "Warum, meine Kleine? Hast du mich nicht lieb? Warum hast du mich getötet?", fragt sie mit weinerlicher Stimme. Mir rinnen Tränen über die Wangen. "Nein", schluchze ich und trete einen Schritt zurück. Verdammt. Den Abgrund hab ich ganz vergessen. Ich schreie, während das Licht immer kleiner wird.

Ich sehe in ein besorgtes Gesicht. Tränen fließen meine Wangen hinunter. "Was ist denn los? Du hast geschrien", flüstert der Vampir. Ich schniefen und lehne mich an ihn. Er streicht mir beruhigend über den Rücken. "Sch. Es ist alles gut", murmelt er immer wieder. Irgendwann gleite ich in einen traumlosen Schlaf.

Langsam stehe ich auf. Der Vampir ist wieder zu seinem Baum zurückgekehrt. Jetzt richtet er sich langsam, an den Baum gestützt, auf. Ich helfe ihm und wir gehen weiter. Wir kommen an einem Fluss vorbei. Das Wasser ist klar und angenehm kalt. "Wie heißt du eigentlich?", frage ich, während ich Wasser mit meinen Händen schöpfe. "Nico", murmelt er. Ich lächle: "Schöner Name. Ich bin Kiara." Er nickt. "Willst du nichts trinken?", frage ich, ohne groß nachzudenken. Er zieht eine Augenbraue hoch. Ich wende den Blick ab. "Äh... sorry. Ich habe nicht daran gedacht, dass du ... Blut trinkst", murmle ich verlegen. Er kommt näher. "Wenn ich wollte, hätte ich schon längst dein Blut getrunken", meint er grinsend. Warum kann der plötzlich so gut laufen? "Weil ich für kurze Abstände genug Kraft habe", antwortet er. Ich schlucke und er kommt noch näher. "Gibt es dir denn Kraft? Wenn du von meinem Blut trinkst?", frage ich leise. Er überlegt kurz: "Es würde mir definitiv helfen, aber es.muss nicht sein." Dann steht er direkt vor mir. Er beugt sich zu mir herunter und biegt meinen Kopf ein wenig zur Seite. In meinem Kopf läuten die Alarmglocken, doch ich bewege mich nicht. Ich spüre wie seine Eckzähne in meine Haut eindringen. Aber es tut nicht weh. Es ... ist angenehm. Bereitwillig lasse ich ihn mein Blut trinken. Meine Bedenken sind weggewischt. Ich spüre wie ich langsam schwächer werde, aber es ist mir egal. Irgendwie dringt die Erkenntnis in mein Gehirn, dass ich sterbe wenn er so weitermacht und plötzlich spüre ich Panik. Dann reiße ich mich los. Nico sieht mich verwundert an. "Du...", sagt er erstaunt, doch ich unterbreche ihn: "Was sollte das? Verdammt! Ich habe dir doch geholfen!" Meine Stimme wird lauter und ich drehe mich weg. "Es tut mir leid, Kiara. Ich wollte das nicht. Wirklich. Du hast gefragt und ich wollte nur ein wenig, damit ich besser laufen kann. Ich habe mich eigentlich im Griff. Das musst du mir einfach glauben. Dein Blut ist etwas besonderes. Ich ... konnte nicht aufhören, sosehr ich es auch versucht habe.", versucht er mich verzweifelt zu überzeugen. "Nochmal trinkst du nicht mein Blut!", sage ich und marschiere an ihm vorbei, "Jetzt kannst du ja wohl erstmal laufen." Ich laufe vor ihm her und drehe mich nicht um.

Eine Stunde später höre ich ihn zu Boden fallen. Ich drehe mich um und helfe ihm auf die Füße. "Wie weit ist es noch, bis wir bei den Vampiren ankommen?", frage ich ihn. Er weicht meinem Blick aus. "Noch ungefähr zwei Tage." Ich stöhne. "Ich muss zurück nach Hause", erwidere ich, "Mein Vater. Ihm geht es nicht gut. Ich muss mich um ihn kümmern. Außerdem können meine Brüder nicht kochen." Er zieht eine Augenbraue hoch: "Dir geht es auch nicht gut!" "Doch", wiederspreche ich heftig. Er sagt nichts mehr und wir gehen weiter. Ich werde eben schneller gehen müssen, damit ich früher zu Hause bin. Er will protestieren, doch ich reagiere nicht darauf.

Am Abend bin ich völlig erschöpft, doch ich halte nicht. "Du brauchst eine Pause!", fährt er mich an. "Du hast mir nichts zu sagen, Nico. Ich will endlich nach Hause", meine Augen blitzen gefährlich. Daraufhin ist er still. Also schleppe ich ihn weiter, obwohl er immer schwerer wird. Alle fünf Minuten versucht er mich umzustimmen. Inzwischen läuft mir der Schweiß runter und ich keuche vor Anstrengung.

Es wird hell und ich habe immer noch keine Rast gemacht. Das könnte auch daran liegen, dass ich Angst vor einem Alptraum habe.

Hallo :)

ich hoffe das Kapitel hat euch gefallen. Ich freue mich über Votes und kommis

Lolli

Fault - abgebrochenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt