is there still a chance?

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Sicht Julian

Ich habe es geschafft. Ich habe es tatsächlich geschafft. Ich wurde nominiert. In drei Wochen werde ich endlich wieder für die deutsche Nationalmannschaft spielen dürfen. Ich habe schon nicht mehr daran geglaubt, aber ich habe es wirklich geschafft.

Doch es gibt einen Haken. Kai wird auch dort sein. Ich werde Kai nach zwei Jahren Funkstille wiedersehen. Schon allein daran zu denken führt dazu, dass sich mein Magen verdreht und ich immer heftiger beginne zu zittern.

Würde er überhaupt mit mir reden? Wird er mich ignorieren? Wird er noch sauer auf mich sein? Oder könnten wir alles klären und hätten vielleicht sogar noch eine Chance? Könnte ich Kai zurückgewinnen?

So viele Fragen sammeln sich in meinem Kopf an, doch ich finde keine passende Antwort. Ich weiß ja nicht mal, ob Kai mir verzeihen konnte. Ich weiß auch nicht, ob er mich überhaupt noch liebt.

Ich habe ein ungutes Gefühl bei dieser Sache. Wieso sollte Kai mich noch lieben, nach allem was ich ihm angetan habe? Nein, er wird über mich hinweg gekommen sein. Allein die Vorstellung, dass er meine Gefühle nicht erwidern wird, bricht mir das Herz. Ich brauche ihn doch.

„Jule was ist los? Du müsstest doch vor Freude in die Luft springen. Du wurdest nominiert." Versucht Marius mich aufzuheitern, doch ich kann nicht anders als verzweifelt auf den Boden zu starren.

Ich würde mich ja gern freuen. Das würde ich wirklich. Aber ich habe solche Angst vor dem Wiedersehen, dass mir der Gedanke daran nur Bauchschmerzen bereitet.

„Ich werde Kai wiedersehen" flüstere ich in die Stille und spüre, wie mir nur eine einzelne Träne über die Wange läuft.

„Oh" erwidert er und sein Blick wandelt sich in einen besorgten um.

„Ja, oh" gebe ich zurück und setze mich auf den Stuhl, welcher an meinem Esstisch steht.

Verzweifelt stütze ich die Ellenbogen auf die Tischkante und vergrabe mein Gesicht in meinen Händen. Was soll ich denn jetzt tun?

„Denkst du, du schaffst das? Ich meine, vielleicht könnt ihr ja wieder Freunde werden." spricht Marius beruhigend auf mich ein, doch es hilft mir kein bisschen.

„Ich kann aber nicht mit Kai befreundet sein. Ich will es nicht. Ich will ihn. Ich will ihn küssen, ihn in meinen Armen halten können und mit ihm gemeinsam einschlafen. Jeden Tag und jede Nacht will ich ihn bei mir haben. Ich will ihn endlich wieder an meiner Seite haben, aber nicht als besten Freund. Ich liebe ihn. Ich könnte niemals wieder nur mit ihm befreundet sein." Rufe ich aufgebracht und lasse allen Emotionen freien Lauf.

Niemals könnte Kai nur ein Freund für mich sein. Er wird immer mehr für mich bleiben, solange ich lebe. Ich kann mir nicht vorstellen, jemals eine andere Person so zu lieben, wie ich ihn liebe. Generell eine andere Person jemals wieder zu lieben und so an mich heranzulassen. Jede Sekunde, welche ich ohne ihn verbringen muss, ist wie ein Stich in mein Herz. Es bringt mich fast um, dass ich ohne ihn leben muss. Und noch mehr verletzt es mich, zu wissen, dass es meine Schuld ist. Es ist allein meine Schuld.

„Jule, meinst du nicht, dass es besser für dich wäre loszulassen? Du ziehst dich selbst damit runter. Was machst du denn, wenn er keine Gefühle mehr für dich hat? Willst du dann in ein noch größeres Loch fallen? Ich meine das nicht böse, aber bitte hör auf dich an der Vergangenheit festzuhalten. Das bringt doch gar nichts. Und vielleicht hilft es dir ja, ihn wieder als Freund in deinem Leben zu haben. Vielleicht bekommst du so die Schuldgefühle weg und kannst dich auf etwas neues einlassen." Erklärt er, aber auch das will ich nicht hören. Versteht er es denn nicht?

„Ich will mich nicht auf etwas neues einlassen. Ich will Kai. Jede Zelle meines Körpers verlangt nach ihm und ich fühle mich innerlich tot, weil er nicht an meiner Seite ist. Ich liebe ihn. Denkst du echt, ich könnte ihn einfach so vergessen? Weil da liegst du falsch. Das kann ich nicht und das möchte ich auch nicht. Ich möchte mit ihm zusammen alt werden und ihm zeigen können, was er mir bedeutet. Ich will ihn nicht irgendwann mit einem anderen sehen müssen. Das würde mich umbringen." Allein der Gedanke daran, dass Kai einen anderen haben könnte, zerfrisst mich.

Ich würde das nicht aushalten. Niemals könnte ich damit klarkommen, wenn ein anderer ihn so berühren darf, wie ich es einmal durfte. Wie jemand anderes ihn küssen darf und ihn gut fühlen lässt. Das würde mich wortwörtlich zerstören.

„Warte doch erstmal ab, was passiert. Redet miteinander. Und wenn es schief läuft, kannst du mich immer anrufen. Ich werde für dich da sein" verspricht er und zieht mich in seine Arme.

Ich lasse meine Tränen einfach laufen. Ich könnte sie eh nicht unterdrücken. Ich kann Kai nicht wieder vor die Augen treten. Nicht wenn er ohne mich glücklich werden konnte.

„Danke Marius" bedanke ich mich und wische mir die Tränen vom Gesicht.

Vielleicht sollte ich versuchen mich weniger auf Kai und mehr auf den Fußball zu konzentrieren. Die Situation mit Kai kann ich sowieso nicht beeinflussen. Ich hoffe einfach, dass wir miteinander reden und Sachen richtig stellen können. Vielleicht habe ich ja doch noch eine Chance. Vielleicht könnten wir endlich zusammen sein. Ich möchte ihn endlich wieder an meiner Seite haben. Und ich werde kämpfen. Um ihn, um uns, um sein Herz. Ich werde dieses Herz zurückerobern und vielleicht endlich wieder glücklich werden. Ich werde ihn nicht loslassen, niemals.


Das erste Kapitel für heute. Ich hoffe, es gefällt euch. Ich fand es wichtig, euch mal Jules Gedanke zu dem Wiedersehen zu geben. Ich würde echt gern so viel öfter aus Jules Sicht schreiben, aber es wäre halt immer nur das selbe und würde schnell langweilig werden. Deshalb geht es im nächsten Kapitel mit Kai weiter. Das wiedersehen dauert noch ein Stück, mal sehen ob wir heute noch bis dahin kommen. Geplant ist es jedenfalls, aber ich weiß nicht, ob ich es schaffe. Wie gesagt hoffe ich, dass es euch gefallen hat. Lasst mir gern eure Meinung da, und eure Vermutungen wie das Wiedersehen ablaufen könnte. 

-M <3

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